Steffi auf Teneriffa / 22.-23. Januar 2011



Seit meiner Rückkehr von der Insel denke ich darüber nach, wie ich die Ereignisse des Wochenendes schildern kann, ohne jemand „in die Pfanne“ zu hauen.
Irgendwie geht das aber nicht.
Denn die Beteiligten haben sich durch ihr Verhalten selbst negativ dargestellt.

Um den Schaden trotzdem so weit wie möglich zu begrenzen, verwende ich diesmal keine Namen.

Hier eine kurze Erklärung der Personen:

Die Tierheimleiterin – hat im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte ein Hundeheim vom Feinsten im Norden von Teneriffa aufgebaut. Hier leben mehrere hundert Hunde – teilweise im großen Rudel - friedlich und bestens betreut zusammen auf einem riesen Grundstück. Natürlich fehlt es an allen Ecken. Aber was bereits aufgebaut ist und wie die Arbeit im Tierheim organisiert ist – Hut ab.
Leider spricht die Tierheimleiterin NUR Spanisch.

Die Freundin der Tierheimleiterin lebt eigentlich auf einer Nachbarinsel, wo sie selbst im Tierschutz tätig ist. Leider sind ihr die Einreisebestimmungen nach Deutschland ziemlich egal. Es ist eine Selbstverständlichkeit, daß Daten in Impfpässen einfach „angepaßt“ werden.
Die Freundin hätte gerne, daß wir uns auch auf der Nachbarinsel engagieren und ihre Arbeit unterstützen.
Sie ist nicht extra wegen Natascha und mir nach Teneriffa gekommen, sondern um ihren Sohn zu besuchen.
Wir sind jedoch sehr glücklich, daß sie uns Samstag Vormittag als Übersetzerin in Spanisch-Englisch zur Verfügung gestanden hat.

Denn unsere eigentliche Übersetzerin mußte leider bis zum frühen Nachmittag arbeiten.
Die Übersetzerin hat einen kleinen Verein und kümmert sich vorrangig um Katzen. Sie hätte gerne, daß wir uns bei ihr für die Stubentiger engagieren.
Leider nimmt es jedoch auch die Übersetzerin mit den Einreisebestimmungen nach Deutschland nicht so ernst.
Mehrfach hat sie gefragt, ob ich bereit bin eine nicht rechtzeitig vor der Geburt geimpfte Mutterkatze zusammen mit ihren beiden vier Wochen alten Kindern mit nach Deutschland zu nehmen.
Das habe ich abgelehnt, denn die Reise ist illegal.
Das weiß die Übersetzerin jetzt. Aber es interessiert sie nicht. Sie sucht weiter nach einem Flug für die Familie.
Daß das überaus unangenehme und ausgesprochen teure Konsequenzen für den Flugpaten haben kann, nimmt sie billigend in Kauf.
Kann sie ja auch locker. Sie ist 3.500 km weg, wenn es Probleme gibt. Und die Verantwortung für die Dinge, die man aus dem Urlaub mit bringt, hat nun mal der Reisende.
Wenn ich ein Paket mitbringe und es ist Kokain drin, dann hafte ja auch ich.

Vor unserem Flug lief der komplette Kontakt ausschließlich über die Übersetzerin.
Die Tierheimleiterin hatte ich zwar schon zwei Mal vorher am Flughafen gesehen. Da ich aber kein Spanisch kann (ich hätte das wirklich unbedingt lernen sollen, aber ich kann mir Vokabeln einfach nicht merken) haben wir uns nie unterhalten.

Schon im Vorfeld war klar, daß es ein ausgesprochen „Spanisches“ Wochenende werden würde.
Mehrfach hatte ich angeboten einen Mietwagen zu nehmen. Das wurde jedoch abgelehnt, obwohl die Übersetzerin kein Auto hat.
Der Plan war, daß die Tierheimleiterin mit ihrem Auto zum Flughafen kommt.
Sie sollte unser Gepäck, die Übersetzerin, Natascha und mich in ihr Auto packen.
Ich habe gesagt, daß das nicht paßt.
Okay, dann wollte man die Hundebox eben bis zum nächsten Tag am Flughafen stehen lassen. Da würde man jemand kennen.
Auch das habe ich abgelehnt, denn die Box würde ja voller Hilfsgüter sein.
Nun, dann würde man eben die Box samt Hilfsgüter bei einem Tierschützer zwischen lagern, der in der Nähe vom Flughafen wohnt.

Dieser Tierschützer war auch in den Ablauf des Rückweges fest eingeplant.
Denn für den Rückflug sollten die Übersetzerin, Natascha, ich, zwei große Hunde, der Kater und unser Gepäck (wir brauchen ja Wechselklamotten) in einem Auto zum Flughafen fahren.
Das sei doch ein perfekter Plan.

Perfekt – er kam mir sehr spanisch vor.

Weil ich wußte, was ich alles an Hilfsgütern mitnehmen wollte und wie groß die Box war, die ich für eine andere Orga mitnehmen wollte, habe ich vorsichtshalber doch einen Mietwagen gebucht.

Sicher ist sicher.

Dann ging’s los.

Samstag morgen um 2 habe ich mich mit Natascha am Flughafen getroffen.
Erst mal galt es die ganzen Sachen flugtauglich zu verstauen.


Hat geklappt.


Pünktlich ging der Flieger in die Luft, so daß wir um 7 Uhr auf Teneriffa gelandet sind.
Geschlafen haben wir wenig.
Die Maschine war proppenvoll und scheinbar bin ich auch aus der Übung.

Auf der Insel angekommen hat es ewig gedauert, bis die große Box am Sperrgepäck an kam.
Aber so war’s dann beim Verlassen des Flughafens schon hell und wir wurden von einem Regenbogen begrüßt.


Die Übersetzerin und die Tierheimleiterin waren auch da.
Nach einem kurzen Hallo ging’s – begleitet von Mond und Regenbogen – zum Auto der Tierheimleiterin.


Wer – wie ich – ein bißchen abergläubisch ist kann nachfühlen, wie sehr ich mich über den Regenbogen gefreut habe.

Als ich das Auto der Tierheimleiterin gesehen habe, kamen jedoch erste Zweifel, was der Regenbogen zu bedeuten hat.


Es war nicht das Auto der Tierheimleiterin, sondern das ihrer Mutter.
Ihr eigenes ist kaputt.
Und das Auto des Tierheims auch.

In diesem BMW hätten wir also mit vier Frauen und den Hilfsgütern Platz finden sollen?!
Und morgen vier Frauen, zwei große Hunde, der Kater und unser Gepäck?

War ja alles kein Problem. Der Mietwagen war da.
Im Endeffekt sind nur die Hilfsgüter aus der Box im Auto der Tierheimleiterin gefahren.
Die Box selbst und die beiden großen Reisetaschen mit den Hilfsgütern sind mit Natascha und mir im Mietauto gefahren.

Die Zweifel, ob der Trip auf die Insel eine gute Idee war wuchsen.
Der Regenbogen wuchs aber auch.


Er verdoppelte sich sogar.
Und so sind wir frohen Mutes zu einer Tankstelle gefahren.
Mein Mietauto brauchte Benzin.
Und Natascha und ich eine Dose Cola und eine kleine Stärkung nach der schlaflosen Nacht.
Einfach mal auf der Insel ankommen.
In einem wurde der Ablauf des Tages durchgesprochen.
Die Übersetzerin hat gedolmetscht.

Wir erfuhren, daß wir die Übersetzerin jetzt als erstes auf die Arbeit fahren würden.
Anschließend würden wir zum Hafen fahren, um die Freundin der Tierheimleiterin abzuholen, die ja von der Nachbarinsel unterwegs nach Teneriffa war.

Während der Wartezeit am Hafen bemühte sich die Insel uns weiterhin positiv zu stimmen.
Wieder ein Regenbogen.


Dann ging’s endlich los ins Tierheim.
Und noch ein Regenbogen, der uns Mut gemacht hat.


Dann ging die Welt unter.
Von wegen „sonniger Süden“.


Wenn man nicht im touristisch erschlossenen Teil der Insel unterwegs ist, geht’s entweder hoch oder runter.
Zum Tierheim sind wir hoch gefahren.


Plötzlich, mitten in einer nicht einsehbaren Kurve bei ordentlich Steigung tritt die Tierheimleiterin auf die Bremse.
Ein Hund am Straßenrand.


Und der war nicht allein.


Die Tierheimleiterin ist aus dem Auto gesprungen und hat sich den Zwerg unter den Arm geklemmt.
Dann wurde in der Nachbarschaft Alarm geschlagen.


Den Leuten, die ihre Hunde an der Straße laufen lassen, wurde erklärt warum das keine so wirklich gute Idee ist.
In diesem Moment waren Natascha und ich zum ersten Mal von der Tierheimleiterin beeindruckt.
Nicht einfach weg sehen und vorbei fahren.
Nein, sie kümmert sich.
Und wir sind sicher, wenn sie die nächsten Male an dem Haus vorbei fährt, wird sie nach den Hunden Ausschau halten.

Dann waren wir endlich am Tierheim.


Wir wurden bereits erwartet.


Von einer riesen Meute.


Jeder wollte der erste sein, der die Tierheimleiterin begrüßt.
Und jeder wurde von der Tierheimleiterin begrüßt.
Namentlich.


Ja, die Tierheimleiterin kennt JEDEN Hund mit Namen.
Sie weiß, wann er ins Tierheim gekommen ist und kann seine Geschichte erzählen.
Unglaublich….

Das Tierheimgelände ist riesig.


Für die Hunde, die nicht im großen Rudel leben können, gibt es verschiedene abgetrennte Bereiche.


Keiner dieser Bereiche hat eine Schleuse. Ohne vierbeinige Begleitung von einem Bereich zum anderen zu kommen ist gar nicht so einfach.
Und auch das große Tierheimtor hat keine Schleuse.
Nicht nur, daß es für Besucher schwer ist ins Tierheim zu kommen – es findet auch nicht jeder toll von 100 bis 150 freilaufenden Hunden begrüßt zu werden.

Davon abgesehen, daß sich nur selten Leute zum Tierheim verlaufen, die einen Hund adoptieren wollen – spätestens am Tor sind sicher viele abgeschreckt.

Natascha und ich wurden zum Haus gebeten.


Hier schlafen in zwei Räumen die Hunde, die sich den ganzen Tag frei auf dem Gelände bewegen dürfen.


Weil’s geregnet hat wurde Zeitung auf dem Boden verteilt.
So wurde die Feuchtigkeit gleich einkassiert.


Außerdem warten die Vierbeiner sehr interessiert auf Neuigkeiten aus aller Welt.


Kriege ich bitte den Sportteil?


Bei diesem Gewusel muß man sich erst mal irgendwie einen Überblick verschaffen.


Nach einer schlaflosen Nacht sind das ganz schön viele Eindrücke auf einmal.


Natascha und ich haben eine Weile überlegt, was uns trotz des ganzen Gewusels fehlt.
Dann sind wir drauf gekommen.


Obwohl es geregnet hat, hat es in dem Haus nicht gestunken. (Da habe ich ja schon ganz anderes erlebt).
Es hat nicht mal nach Hund gerochen.
Keine Ahnung wie das geht.
Die Tierheimleiterin und ihr Team sind aber auch permanent am Putzen.
Ein so sauberes Tierheim habe ich noch nicht gesehen.
Nicht hier in Deutschland, nicht in der Slowakei und auch noch nicht in Spanien.
Unglaublich.

Der Eindruck geht in der kleinen Krankenstation weiter.


Besser sortiert ist eine Arztpraxis in Deutschland auch nicht.


Über jeden Patient wird genau Buch geführt.


Und die Medikamente werden auch wirklich verabreicht.
Wir haben’s miterlebt.
In Dosenfutter werden die Pillchen versteckt.
Und nicht, daß die Tierheimleiterin mit der Dose durchs Tierheim rennt.
Nein, das Futter wird in eine Schüssel umgefüllt, damit sich niemand an den scharfen Kanten der Dose verletzen kann.

Unglaublich.

Während wir dastehen und alles auf uns wirken lassen, trocknet die Tierheimleiterin in Raum Nummer zwei die naß geregneten Hunde ab.
Auch das habe ich noch nirgendwo gesehen.


Überhaupt sind die Hunde in einem tollen Zustand.
Ich habe keine Verletzungen gesehen.
Keine Filzknoten.
Und die Hunde riechen nicht nach Hund.
Ich weiß nicht, wie das geht.
Selbst die Schäfermixe, die ja gerne bei Regenwetter einen eigenen Geruch haben, hat man gerne geknuddel.


Keiner der Hunde ist irgendwie kniestig oder klebrig.
Toll.

Sehen wir uns weiter auf dem Gelände um.
Sonst verzettle ich mich mit der Erzählung zu sehr.
Denn es ist ja leider eher unwahrscheinlich, daß wir eine Zusammenarbeit auf die Beine stellen können.
Warum das so ist, obwohl ich so schwärme, erzähle ich später.

Also weiter geht’s.

Nicht alle Hunde können im großen Rudel leben.
Deshalb gibt’s auch einen Zwingerbereich.
Vorderseite…



Und Rückseite.


Von diesem langen Gang gehen die einzelnen Zwinger ab.


Die Zwinger sind wirklich groß und haben einen Schlafbereich…


…der zugegeben auch schon mal so aussieht.


Dann wird eben aufgeräumt.

Neben jeder Zwingertür hängt eine Schiefertafel.
Hier sind die Namen der Insassen genannt.
Und wenn jemand krank ist, steht’s auch dran.
So weiß dann immer jeder direkt bescheid.


Wenn die wirklich großen Zwinger gesäubert werden…


… verbringen die Insassen die Zeit in einem großen Auslauf.




Und auch an den zweiten Zwingertrakt, in dem die nicht verträglichen Hunde unter gebracht sind, ist ein großer Auslauf angeschlossen.


Schnell sind Freundschaften geschlossen.



Nachdem wir dann noch miterlebt haben, wie mühelos die Tierheimleiterin sich mit fünf Kilo getrocknetem Pansen in der Meute bewegt…



Für jeden nur ein Stückchen….



Und die Freude der Hunde…



Jedenfalls brauchten wir am Nachmittag eine Pause.
Und weil Pause machen im Tierheim ein bißchen schwierig ist…


… haben wir uns ins Auto gesetzt.
Halbe Stunde durchschnaufen.

Auf dem Rückweg zum Tierheim blitzt es weiß im Busch.


Der Bursche war zwei Wochen vorher stiften gegangen.


Jetzt ist er wieder da.


Das ist übrigens auch der Grund, aus dem keiner der Hunde einen Chip hat.

Wenn einer flitzen geht und es passiert was, kann er durch den Chip zum Tierheim zurück verfolgt werden. Und dann wird die Tierheimleiterin zur Verantwortung gezogen.

Kann ich verstehen, daß man bei der Hundeanzahl die Verantwortung nicht haben will.

ABER:
Wer keinen Chip hat, kann auch nicht gegen Tollwut geimpft werden.
Denn nur wenn der Hund – durch den Chip - unverwechselbar ist, darf der Tierarzt die Impfung legal in den blauen EU-Heimtierausweis eintragen.

Nach der Impfung müssen noch mindestens 21 Tage vergehen, bevor der Hund legal nach Deutschland einreisen darf.

Nach unserer kleinen Pause haben wir genau darüber mit der Übersetzerin gesprochen und sie gebeten das an die Tierheimleiterin weiter zu geben.
Allerdings habe ich den Eindruck, daß das nicht passiert ist. Die spanische Übersetzung meiner deutschen Erklärung war nämlich verdammt kurz. Außerdem hat das Wörtchen „Rabia“ (Tollwut) gefehlt.

Da ich aber weiß, daß die Übersetzerin es mit den Einreisebestimmungen keineswegs genau nimmt… mag sich jeder den Rest selbst denken.

Wir wurden dann noch Zeuge, wie die alten und kranken Hunde ihre Futterration bekommen.
Dosenfutter mit Medikamenten angerührt.


Ein riesen Durcheinander.
Man sollte es etwas „ent-spanischen“.
ABER
Die Alten und Kranken kriegen ihr Extrafutter.

Dann gab’s für die Zweibeiner einen Snack.
Beim Aufräumen wurde „tierisch“ geholfen.


Kurz haben wir den weiteren Tagesablauf besprochen.
Zwei Stunden Licht zum Fotografieren hatten wir noch.

Also sind wir los gezogen und haben ca. 15 Hunde ausgesucht, mit denen wir die Körbchensuche beginnen wollten.
Irgendwo muß man ja anfangen.

Dann schnell noch die Hilfsgüter aus dem Mietwagen holen.


Und dann war’s Zeit zum Schlafen gehen.



Die beiden Fluchthunde von morgen wurden eingepackt.
Sie würden die Nacht in der Wohnung der Tierheimleiterin verbringen.


Mein weiterer Plan war eigentlich, noch in die Katzenwohnung der Übersetzerin zu fahren. Denn wenn ich für die Stubentiger ein neues Zuhause finden soll, dann möchte ich sie ja vorher kennen lernen.
Dieser Kennenlern-Besuch ist dann ausgefallen. Die Übersetzerin war ja den ganzen Nachmittag mit uns zusammen und konnte dementsprechend die Katzenwohnung nicht putzen.
Und wenn Besuch kommt, muß vorher geputzt werden. Von dem Gedanken ließ sie sich auch nicht abbringen.

Also gut.
Dann keine Katzen unter den Körbchensuchern. Nicht dieses Mal.

Wir sind dann hinter der Tierheimleiterin her zum Hotel gefahren – mitten in der Innenstadt von Santa Cruz. Glücklicherweise haben wir einen praktischen Parkplatz gefunden.
Und so haben wir uns eine Stunde später zum Abendessen verabredet.
Es gab ja noch viel zu besprechen.

Für spanische Verhältnisse pünktlich zehn Minuten zu spät wurden wir von der Tierheimleiterin abgeholt.
Dann ging es quer durch die Hauptstadt, um die Übersetzerin, die selbst kein Auto hat, einzusammeln.
Weiter ging’s auf der Suche nach einem Restaurant.

Egoistisch wie ich bin hatte ich mir Gambas al Ajilo gewünscht.
Und Natascha ißt vegetarisch.
Beides war vorher bekannt.
Erst hat’s eine Weile gedauert, bis wir einen Parkplatz gefunden haben.
Dann zu Fuß in die Altstadt.
In der angedachten Kneipe hatte man keinen Tisch reserviert, und so war alles besetzt.
Weitere Lokale wurden angesteuert und wieder verworfen, denn die Tierheimleiterin wollte keinen Fisch essen.

Plötzlich das Handy.
Die Freundin von der Nachbarinsel und ihr Sohn wollten sich uns anschließen. Und schon standen sie vor uns.
Damit war der Abend gelaufen.
Die Tierheimleiterin und ihre Freundin hatten sich viel zu erzählen.
Die Übersetzerin hat sich angeregt mit dem Sohn der Freundin unterhalten. Und Natascha und ich sind hinterher gelaufen.

Wir sind dann in einem Schikimiki-Restaurant gelandet.
Teuer und leider auch schlecht – und vor allem schlecht vorbereitet.

Na gut, das Essen war ein Reinfall.
Aber das kann passieren – auch wenn wir nach einer schlaflosen Nacht und einem anstrengenden Tag echt was Gescheites gebraucht hätten.
Aber egal.

Viel schlimmer ist, daß wir nichts, aber auch gar nichts klären konnten.
Es war zu laut.
Und außerdem waren Natascha und ich komplett abgemeldet.
Hinzu kam, daß die Freundin von der Nachbarinsel mit am Tisch saß. Und was wir zu besprechen hatten, ging sie einfach nichts an.

So haben Natascha und ich uns um 11 Uhr ausgeklinkt.
Zwei Minuten später standen wir zu Fuß vor unserem Hotel. (Nachdem wir auf dem Hinweg mit dem Auto fast eine Stunde gebraucht haben.)

Am nächsten Morgen waren wir für 9 Uhr am Check in Schalter verabredet.
Natascha und ich waren früher, weil wir gehofft haben, daß wir doch noch ein bißchen was klären können.

Wer leider nicht kam waren die Übersetzerin und die Tierheimleiterin mit den Hunden und dem Kater.
Gewartet, gewartet, gewartet…
Langsam nervös geworden.
Angerufen.
Ja, wir sind gleich da.

Um 9.20 Uhr kamen sie dann.
Keine Kiste aufgebaut.
Die Kabelbinder im Auto liegen gelassen.
Die Boxen – total verdreckt – brachte jener Tierschützer, bei dem wir eigentlich gestern die Sachen hätten zwischenlagern sollen.

Großes Palaver und Blabla.
Aber keiner macht Voran.

Dann habe ich mal ein Machtwort gesprochen.
„Rapido“.
Schnell….

Die Kabelbinder dünn wie ein Streichholz.
Ich habe dafür gesorgt, daß zumindest jedes zweite Loch doppelt bestückt wurde.
Die Hunde brauchen noch ihre Pille.
Wo ist der Kater?
Schnell zum Schalter und die Labels für die Boxen abholen.
(Eingecheckt hatten wir vorher schon).
Anschiß (zu Recht) von der Schaltercrew gekriegt, weil wir so spät sind.
Dann mit den Boxen weiter zum Schalter des Bodenpersonals.
Hier werden die Impfpässe (die ich bis dahin noch nicht in der Hand hatte zur Kontrolle) teilweise kopiert.
Ein Blick auf die Uhr.

Boardingtime.

Wir MÜSSEN rein. Denn wir wissen nicht, wie lange es an der Sicherheitskontrolle noch dauert.
Streß.
Hektik.

Wir sitzen vor dem Gate.
Das Boarding verzögert sich.

Gottseidank sehen wir, wie die Hunde gebracht werden.


Die SMS, daß der Check in noch okay gegangen ist, erreicht mich erst nach der Landung in Deutschland.

Durch die Verzögerung habe ich Zeit einen Blick in die Impfpässe zu werfen.
Dieser hier ist definitiv NICHT okay.


Gottseidank betrifft es nicht die Tollwut-Impfung.
Die anderen sind für die Einreise nicht relevant.
Sonst stimmt alles augenscheinlich.

Erleichtert, daß alles noch geklappt hat…
Und fassungslos, was da gerade am Flughafen passiert ist, grübeln Natascha und ich vor uns hin.

Beim Blick aus dem Fenster wieder ein Regenbogen – diesmal von oben.
Leider ist das Foto nix geworden.


Was machen wir mit den vielen Regenbogen nach den Erlebnissen dieses Wochenendes?
Was tun?
Guter Rat ist teuer.

Wir werden verfolgt…


… von unseren Gedanken und beschließen, vom Flughafen aus direkt nach Neuss zu fahren.

Wir erzählen Dirk und Helene, was wir erlebt haben.

Vielleicht finden vier Köpfe einen Weg, die scheinbar unüberwindlichen Berge aus dem Weg zu räumen.


Zumal ja auch Helene und Dirk als Betreuer am Flughafen stehen.

Beide sind sich einig: keine krummen Geschichten.
Beide haben keine Lust sich mit dem Zoll zu streiten, weil Welpen illegal eingeführt werden.
Beide haben keine Lust wegen falsch ausgefüllter Pässe Flugpaten aus irgendwelchen (vermeidbaren) Schwierigkeiten raus zu kämpfen.

Helene, die die Übersetzerin auch kennt, schüttelt den Kopf.
Dirk schüttelt mit.

Das Herz von Natascha und mir bekommt einen Stoß. Denn wir sehen die Hunde vor uns, die wir natürlich schon wieder lieb gewonnen haben.
Doch was tun?

Eine Zusammenarbeit mit der Übersetzerin sage ich ab.
Vorerst keine Katzen bei KG.
Und auf die möglichen Flugpaten kann man die Übersetzerin auch nicht los lassen.
Geht gar nicht.

Doch wie der Tierheimleiterin helfen, die wirklich einen tollen Job macht?
Wie den Hunden helfen?

Wenn die Tierheimleiterin es möchte, können wir hin und wieder mal ein Paket mit Hilfsgütern hin schicken.

Und vielleicht gibt es auch ein kleines Wunder und sie kennt noch jemand anderen der Deutsch spricht. Jemand, der die Flugpatenbetreuung übernimmt.
Jemand, der als Dolmetscher fungiert, wenn ich auf der Insel bin.
Jemand, der bei der Kommunikation helfen kann.

Das müsse wir in den nächsten Tagen klären.
Hoffentlich klappt’s.