März 2011


Seit ich von der Insel zurück bin überlege ich, wie dieser Text aussehen wird, wenn er fertig ist.
Zugegeben, ich habe immer noch keine Ahnung.
Nachdem ich aber schon eine Woche wieder zurück bin, muß ich mich langsam mal ans Schreiben machen. Also fange ich einfach mal an.

Die Not auf Teneriffa ist groß.
In JEDER Hinsicht.
Yahaira hat private Probleme, berufliche Probleme, familiäre Probleme – nur gesundheitlich ist sie gottseidank (noch) fit.

Natürlich wirken sich diese Probleme auch auf das Leben der Hunde im Tierheim aus.
Es fehlt am nötigsten.

Zwischen beiden Besuchen habe ich 14 Pakete mit Hilfsgütern (Danke an die KG’ler, die selbige gespendet haben) auf die Insel geschickt.


Vor allem warme, dicke Decken (nichts mit Federn) werden gebraucht.
Auf der Insel ist es bei weitem nicht so warm, wie wir uns das vorstellen. Ich habe ganz schön gefroren und mir eine dicke Erkältung mitgebracht.


Dauernd Regen.


Dadurch gibt’s natürlich tolle Regenbogen.


Auch an ungewöhnlicher Stelle.


Nach wie vor bin ich der Überzeugung, daß es richtig ist, sich für Yahaira und ihr Tierheim einzusetzen.
Allerdings wird das alles – nur nicht einfach.

Zum einen ist die Not so groß, daß wir sie gar nicht wirklich lindern können.
Natürlich werde ich weitere Pakete nach Teneriffa schicken (sofern die KG’ler weiter Hilfsgüter übrig haben).
Aber das ist maximal der Tropfen auf den heißen Stein.

Dadurch, daß das Ayuntamiento (Rathaus) und das Cabildo (übertragen Bundesland / Inselregierung) die zugesagten Beträge nicht übernehmen, hat Yahaira jede Menge Schulden.
Gehälter
Strom
Wasser
Medikamente / Tierarzt
Futter
Brennstoff für’s Krematorium….
Im Laufe von 2010 hat sich da einiges angehäuft.
Und 2011 kommt kein Geld rein, um die Schulden abzuzahlen.

Die Situation war schon so weit, daß der Futterlieferant (bei dem Yahaira auch ein Großteil der benötigten Medikamente kauft) gesagt hat, er liefert nicht mehr.

Über „Aktuelles“ haben wir ganz schnell eine Geschenkaktion gestartet.

Futter und Medikamente, die im November / Dezember bestellt wurden und im Januar / Februar hätten bezahlt werden sollen, konnten die KG’ler finanzieren.

Doch die Schulden reichen weiter zurück.
Bis geliefert im August – hätte bezahlt werden sollen im Oktober.

So habe ich mich mit der anderen deutschen Orga (Canarian animals in Need), die schon seit eineinhalb Jahren oder so in Yahairas Tierheim hilft, kurzgeschlossen.
Ingrid Zindt, die 1. Vorsitzende, kenne ich seit Jahren und wir arbeiten auf der selben Wellenlänge.
So hat Ingrid ebenfalls eine Spendensammlung gestartet.
Durch Ihren Verein konnten die „geliefert im August“ Medikamente und Futter bezahlt werden.

Fehlt also noch:
Geliefert im September / Oktober – hätte bezahlt werden sollen im November / Dezember.

Ingrid fängt mit ihrem Verein im September an. Wir arbeiten uns ihr von Oktober entgegen – in der Hoffnung, daß wir uns irgendwann in der Mitte treffen.
Dank diverser Aktionen der KG’ler (Flohmarkt, Kuschel-Kumpels, Hundekekse, Ebay, etc.) bin ich optimistisch, daß es gelingt die Schulden von 2010 bis Mitte 2011 abzutragen.

Doch was ist mit den Geldern von 2011?
Ein Teufelskreislauf, aus dem ich noch keinen Ausweg weiß.

Wissen weiß ich allerdings, daß die Hunde Futter und Medikamente brauchen.
Ohne geht einfach gar nicht.

Doch wie sicher stellen, daß die KG-Geschenke auch wirklich an entsprechender Stelle (beim Futterlieferant) ankommen?
Denn wir sind ja nun „gebrannte Kinder“.
Daß Gelder zweckentfremdet wurden, auf dem Konto gehortet wurden, statt den Hunden zu Gute zu kommen, hatten wir ja jetzt oft genug.
Die Situation habe ich Yahaira (dank der Übersetzungshilfe von Kirsten – später mehr zu ihr) erklärt. Und ich habe darum gebeten, die Bankverbindung des Futterlieferanten zu bekommen. So kann ich die Rechnungen direkt dort bezahlen.
Yahaira war nicht nur einverstanden, sondern auch glücklich.

Alle KG’ler, die ein Futter-Geschenk für die Hunde auf Teneriffa haben können also absolut sicher sein, daß das Geld verwendet wird, um Futter- (und Medikamenten) Schulden zu begleichen.
Die Bankverbindung gibt’s unter der Rubrik „Geschenke“.
Bitte im Verwendungszweck Futter Teneriffa mit angeben.

Und was ist mit zukünftigen Futterlieferungen?
Die müssen doch auch finanziert werden.
Und wenn Yahaira so große Probleme an allen Fronten hat und die Behörden nicht zahlen, wie soll das gehen?

Nun, wir werden Paten für die Teneriffa-Hunde suchen.
So wie ich dazu komme die Texte zu schreiben (im Augenblick plagt mich diese wirklich üble Teneriffa-Erkältung und ich bin ein bißchen gebremst) gehen die Teneriffa-Hunde auf der „Paten-Gesucht-Seite“ online.
Die Patengeschenke werden ausschließlich dazu verwendet, die aktuellen Futter- und Medikamentenkosten zu finanzieren.

Sprich:
Ein zwanzig Kilo Sack Hundefutter kostet zwischen 16 und 17 Euro.
Bei zehn Sack bekommt Yahaira einen gratis dazu.
Ich werde also Patengeschenke sammeln, bis zehn Sack Futter finanziert sind.
Dann geht das Geld auf’s Konto des Futterlieferanten.
Und der liefert 10 Sack Futter – plus 1 Sack gratis – ins Tierheim.

So können die KG’ler sicher sein, daß das Geld wirklich und ausschließlich nur dort an kommt, wo es hin soll.
Ich hoffe, mit der Lösung sind alle einverstanden.

Und wie sieht’s aus mit der Körbchensuche?
Ganz schwierig.

Ein Großteil der Hunde im Tierheim ist alt…


Viele andere gehören zur falschen Rasse und dürfen gar nicht nach Deutschland eingeführt werden.


Wobei Pitbulls tolle Hunde sind.
Findet auch mein Mann Pit.


Ja, er war mit auf der Insel.
Wollte sich doch mal angucken, wofür ich in den nächsten Wochen und Monaten kämpfen und jede Menge Zeit investieren werde.

Auch Pit war von dem Gewusel mehr als beeindruckt.


Selbst mir als Fremde war es möglich, Leckerlie zu verteilen.


Von KG’lern gesponserte Leckerlie.


Natürlich haben wir auch neue Körbchensucher fotografiert.


Aber die meisten Hunde sind einfach nicht vermittelbar.
In Deutschland will sie keiner haben.


Nicht mal, wenn sie sich als noch so fleißige Helfer zeigen.


Ich würde sagen, daß etwa achtzig Prozent der Hunde…


… einfach chancenlos sind.


Es gibt auch Hunde im Tierheim, an die ich gar nicht ran darf, weil sie beißen.
Andere Hunde lassen sich nicht anfassen.


Vermittlungen sind also wirklich schwierig.

Und wenn es dann doch gelingt einen Hund zu vermitteln, ist es noch mal schwierig, ihn nach Deutschland zu bekommen.
Yahaira spricht kein Wort Deutsch.
Selbst wenn ich den Flugpaten alles ausführlich erkläre muß es möglich sein, mit Yahaira zu kommunizieren.
Es kann ja sein, daß die Flugpaten sich verspäten oder Yahaira oder irgendwas sonst passiert. Da muß man miteinander reden können.
Irgendwas Unvorhergesehenes muß man einfach einkalkulieren.

Wir brauchen also zu Yahaira dazu eine zweite Person – deutschsprachig – die auf der Insel die Betreuung der Flugpaten übernimmt.
Kirsten (die schon wieder, ja, ich erzähle noch von ihr) und Sandra (die ich selbst noch nicht kenne) kämen da möglicherweise in Betracht.
Das muß aber alles erst aufgebaut und organisiert werden.

Hinzu kommt, daß Teneriffa-Nord wohl nicht mehr angeflogen wird.

Vom Tierheim bis zum Flughafen Teneriffa-Süd muß man locker 1 Stunde Fahrzeit einkalkulieren. (Auf der Autobahn gilt Tempo 110).
Dann noch ein bißchen Luft einplanen, falls es einen Stau gibt.
Die Zeit am Flughafen.
Die Rückfahrt.
Da sind ganz schnell vier Stunden weg.

Im Prinzip muß man also jemand rund um Teneriffa-Süd finden.
Dieser jemand muß Yahaira entgegen fahren und die Hunde übernehmen. Anschließend zum Flughafen, Check in und Betreuung der Flugpaten übernehmen.
Yahaira kann dann zurück ins Tierheim oder versuchen, ihr restliches Leben irgendwie in geordnete Bahnen zu bringen.

Auch das muß erst organisiert werden.
Alles nicht einfach.

Die aktuelle Planung ist die, daß wir erst mal ohne Flugpaten auskommen müssen.
Ich will alle drei Monate auf die Insel.
Leider fällt mir auf dem Rückweg die Air Berlin weg. Die fliegt sonntags nicht mehr.
Gleichzeitig brauchen wir ohnehin jemand zweites, der Fotos macht.
Also werden Dirk, Natascha und Helene wieder mit einspringen müssen.

Die ganze Zusammenarbeit fordert eine „tierische“ Organisation.
Aber ich will’s auch weiterhin sauber und richtig machen.
Also beißen wir in den sauren Apfel.
Auch wenn die 36 Stunden Trips nach Teneriffa keine Freude machen.

Jetzt aber zurück zu meinem letzten Trip auf der Insel.
Wie war das jetzt?

Erstens kam es anders, und zweitens lohnte denken ohnehin nicht.

Eigentlich wollten Pit, Kirsten (da ist sie schon wieder) und Yahaira uns einen Abend zusammen setzen und ganz viele Dinge und Ideen besprechen.

Dann ist Yahaira aber was dazwischen gekommen.
So haben Pit und ich uns allein mit Kirsten getroffen.

Kirsten ist Deutsche, lebt aber seit ewigen Zeit auf der Insel und hilft auch schon seit Jahren in Yahairas Tierheim mit.
Mal Hunde streicheln, mal Gassi gehen, mal ein paar Spenden sammeln.

Kirsten wird der Dreh- und Angelpunkt unserer Zusammenarbeit mit Yahaira.
Sie ist zwei oder drei Mal die Woche im Tierheim.
Sie ist mein Ansprechpartner für einfach Alles.

Leider hat sie sich vor einem Foto gedrückt.
Aber beim nächsten Mal erwische ich sie.

Kirsten zur Seite wird sich Sandra stellen, die ich noch nicht kennen gelernt habe.
Sie wird Fotos machen, bei den „Vermessungen“ (Schulterhöhe, Gewicht) der Hunde helfen und einfach mit Kirsten Hand in Hand arbeiten, um Yahaira zu entlasten.

Wie genau sich alles einspielt müssen wir sehen.
Ich werde berichten.

Jedenfalls war das Abend-Gespräch mit Kirsten ein Gutes.
Licht am Horizont.
Auch wenn’s jede Menge dunkler Wolken gibt.


Mit Yahaira haben wir uns dann später getroffen.
Wir hatten zwei Stunden, dann mußte Kirsten zur Arbeit.

So haben wir nur das allernötigste geklärt.
Was brauche ich von Yahaira, um arbeiten zu können?
Wie funktionieren einige Tierheimabläufe?
Wie ist das mit Filaria?
Wir konnten wirklich nur das allerwichtigste klären.
Dann war die Zeit um.

Kirsten hat sich verabschiedet und wir sind mit Yahaira ins Tierheim gefahren.

Überraschung.
Es gibt eine Schleuse.


Noch nicht fertig, aber im Werden.


Die Schleuse hat das Ayuntamiento gebaut.
Ganz untätig ist man also im Rathaus nicht – auch wenn das Geld fehlt. Man ist sich der Verpflichtung gegenüber Yahaira und den Hunden durchaus bewußt.

Yahaira hat sich ganz viel Zeit genommen und uns wieder überall rum geführt.
Wir konnten einen der Tierärzte (in grün) kennen lernen.


Außerdem Adam, der auf dem Tierheimgelände wohnt und beim letzten Mal einen freien Tag hatte.

Dann sind wir noch mitten in eine Rüdenkastration geplatzt.
Yahaira arbeitet also - trotz fehlender Mittel - auf hohem Niveau weiter.


Diese Podenca hat Yahaira im wahrsten Sinne des Wortes ausgegraben.
Etwa einen Meter tief hatte ihr Ex-Besitzer sie verscharrt.


Allein die Anwesenheit der Menschen bedeutet massig Streß.
Unvermittelbar – aber am Leben.

Unvermittelbar auch diese „Grau-Gesichter“.


Natürlich ist absehbar, daß die Belegschaft im Tierheim weniger wird.


Daß aber eingeschläfert wird, nur weil das Geld nicht mehr reicht, kann einfach auch nicht sein.


Unsere Aufgabe ist es also erstmal dafür zu sorgen, daß Yahairas Tierheim überlebt.
Wie auch immer uns das gelingen mag.


Ideen gibt’s viele.
Was wir umsetzen können, müssen wir in den kommenden Monaten sehen.


Und wenn das Tierheim wieder einigermaßen sicher auf eigenen Füßen steht…
(Das hier ist übrigens Paloma)


… dann gilt es Kastrationsaktionen bei den umliegenden Bauern zu starten.


Wobei ich nebenbei erwähnen möchte, daß Teneriffa ca. 30% Arbeitslosigkeit hat.


Es gibt jede Menge Analphabeten.


Die Menschen wissen zum Monatsende wirklich nicht, wie sie sich selbst noch versorgen sollen.


Kein Wunder also, daß die Tiere / die Hunde sehen müssen, wo sie bleiben.


Wir haben also viel zu tun.
Hilfe ist dringend nötig.
Wie sie konkret aussehen wird, werden die nächsten Monate zeigen.
Tut mir leid, daß ich im Augenblick nicht mehr sagen kann.

Wenn wir es aber schaffen, bei der Finanzierung der Futter- / Medikamentenkosten zu helfen, ist Yahaira und den Hunden schon ganz viel geholfen.

Es ist natürlich ganz schön teuer, ca. 300 – 400 Mäuler zu stopfen.
Wir werden’s auch nicht komplett finanzieren können.
Aber jeder Cent zählt.


Und die Hunde haben doch niemand außer uns (und Cain).

Wer wissen möchte, wie viel Geld schon nach Teneriffa gegangen ist, muß sich bitte noch ein paar Tage gedulden.
So schnell ich kann werde ich die Rubrik „Geschenke“ (wo ja auch die Bankverbindung zu finden ist) aktualisieren.
Aber ein paar Tage brauche ich noch.

Danke
Danke an alle, die helfen.
(Wobei ich die Hunde in Almendralejo nicht vergesse, keine Sorge).