Ein Reisebericht


27. - 28. Oktober 2007


"Schon wieder ein Reisebericht", mag der Eine oder Andere denken.
Und mir geht's irgendwie ähnlich.
Wie soll ich immer die selben Erlebnisse immer wieder aufs Neue erzählen?

Andererseits ist jeder Besuch in der Tötungsstation auf Gran Canaria anders.
Und außerdem werden viele Menschen eine Tötung niemals von innen sehen.
Also ist es meine Aufgabe die Perrera, das Elend der Hunde, zu den Menschen zu bringen.

Hinzu kommt, daß dieser 26 Stunden Trip mehr als intensiv war.
Mit absoluter Fassungslosigkeit meinerseits verbunden.
Warum?
Das erzähle ich ganz am Ende dieses Berichtes.
Und zwar nach einer langen Pause, damit sich auch jeder genau überlegen kann, ob er weiterlesen möchte.

Jetzt aber erst mal von vorne.
Los ging's am Samstag, den 27. Oktober.
Um 13.45 Uhr ging die Air Berlin Maschine mit mir, jeder Menge Urlaubern und einem großen Stapel Hundeboxen in die Luft.
Dank Rückenwind sind wir mehr als pünktlich gewesen, so daß ich um 17.15 Uhr (GC- Zeit) schon mit Andrea auf dem Weg zum Parkhaus war.
In der Perrera angekommen hieß es nur schnell Klamottenwechsel, damit ich meinen Rundgang beenden kann, bevor es dunkel wird.

Erst mal möchte ich den Blick aus der Tötung Richtung Meer zeigen.
Dazwischen eine vierspurige Straße.


Leider sieht man's nicht so wirklich gut, weil's schon zu dunkel war.

Immer wieder kommt es vor, daß Hunde vor der Perrera ausgesetzt werden.
Und wenn dann die "Leine" (der Bindfaden) reißt, ist klar, wie die Hunde enden.

Auch kann man ahnen, daß die Perrera direkt am Meer gebaut ist.
Dementsprechend heftig fegt der Wind über die Hunde hinweg.
So kommt es, daß eigentlich keine Chance besteht, Ohrentzündungen zu vermeiden.
Das einfach mal am Rande.

Als erstes habe ich mich auf den Weg zu "alten Bekannten" gemacht.


von links: Kelly - geht nach Norwegen
Ranjo
Agua
Der schwarze Kopf vor meinem Bauch gehört Piti
Dann Pirato
Und Asta mit den braunen Beinen - geht in die Schweiz

Dann gibt's auch neue Freunde, die sich sehr gefreut haben.


Das hier ist Tana, eine 7 bis 8 Jahre alte Cocker- Lady mit Tumoren an beiden Gesäugeleisten.
Eine OP hat sie schon hinter sich.
Die zweite OP soll in einigen Tagen durchgeführt werden.
Anschließend machen wir uns dann auf die Suche nach einem neuen Körbchen.


Falls also jemand ein Körbchen frei hat...
Sie ist wirklich eine nette Lady.

Ein Zwinger weiter sitzen unsere "Großohren mit der langen Nase".
Ganz unauffällig habe ich Andrea mal vor geschickt, damit sie ein Ablenkungsmanöver startet.


Und als Andrea dann so richtig belagert war, habe ich mich dazu geschlichen.
Gringo ist voll der Latin- Lover...


Erst wird nur diszipliniert geküßt.
Und dann wird er richtig übermütig.


Baby Rufus und Rufina sind auch kein bißchen albern.


Während im Hintergrund ein Fluchtversuch läuft.

Allerdings vergeblich.
Daß niemand ein Körbchen für Palia frei hat, verstehe ich überhaupt nicht.
Sie ist wirklich eine wundervolle Hündin mit jeder Menge Spaß am Leben.


Gleiches gilt für Dina im Zwinger nebenan.
Okay, sie ist gestromt.
Aber irgendwo muß es doch jemand geben, der sie lieb hat.

Zumindest haben alle Hunde Andrea lieb.


Die leuchtenden Augen hinter Andrea gehören Onix.
Er hat zu ihr ein ganz tolles Vertrauensverhältnis aufgebaut.
Da müssen sich einfach Menschen finden, die ihm Zeit geben.


All zu lange konnten wir uns nicht aufhalten, weil's ja dunkel wurde.
Alle Bilder sind mit Blitz gemacht - deshalb leider auch die miserable Qualität.
Also schnell weiter...

Erkennt die noch jemand?


JAAA
Das ist die nackige Mops- Lady vom letzten Besuch auf der Insel.
Sie hat ein Zuhause bei der Schwester einer Perrera- Mitarbeiterin und kommt immer mal zu Besuch.

Schnell ein Blick ins Katzen- Krankenhaus.
Babys, Babys und noch mal Babys.
So klein, daß sie nur aus Augen bestehen.


Andrea und ich wollen irgendwie gucken, daß wir auch für die Miezekatzen aus der Tötung was tun.
Schließlich haben auch die einen "Mittwoch".
Wir kriegen nur die Kurve nicht, weil uns beiden der 48- Stunden Tag fehlt.
Dieses weiße Prachtexemplar geht allerdings in die Schweiz.


Aber jetzt schnell weiter - ein Blick in die Zwinger geworfen, in denen die Hunde sitzen, die zur Adoption "geeignet" sind.
Vorne rechts ist Enya.


Jede Menge Zwerge...


Diese Zwerge sind ein bißchen größer.


Wer kann dazu schon "nein" sagen?


Noch einer, der mit will.


Und noch mehr Zwerge.


Jetzt aber schnell zu den Hunden, deren Zeit mittwochs abläuft.

Es ist schon makaber.
Tatsächlich gibt es eine Liste, auf der die komplette Zwingerbelegung aufgeführt ist.


Und wer farblich markiert ist...


... ist am kommenden Mittwoch dran.


Wie zum Beispiel diese Podenca.


Und auch diese beiden Podis werden den kommenden Mittwoch nicht überleben.


Es ist sooooooooo furchtbar.
Aber was soll ich tun?
Zu wenig, viel zu wenig Menschen sind bereit sich auf die Charaktereigenschaften eines Podencos einzulassen.
Dabei sind sie ganz wundervolle, unkomplizierte Hunde.
Man muß sie einfach akzeptieren, wie sie sind.
Aber ein Hund mit Jagdtrieb, der nicht abgeleint werden kann, ist einfach zu mühsam.

Aber einen - oder besser gesagt eine - gibt's ja dann doch noch, die wir gelegentlich taufen dürfen.


Weiter geht's durch die Zwinger.


Hier ein schneller Blick...


... im Vordergrund, daß ist Curly.
Andrea wird sie für uns raus holen.

Und das ist Jolanda.
Auch an ihr konnte ich nicht vorbei gehen.


Welche Farbe sie eigentlich hat, kann ich gar nicht sagen.

Dieser kleine, schwarze Bursche wird uns noch ausführlicher beschäftigen.


Er hat ein Problem mit der "rechten Seite".
Auge kaputt...
Vorderpfote kaputt...
Springt einem aber bis zum Bauchnabel.
Andrea mußte ihn festhalten, damit ich ein Foto machen kann.

Er wird ein Fall für unseren "Wunderdoktor Enrique".


Jetzt wird's allerdings höchste Zeit, sich um Enriques letzten "Fall" - pardon - um Enriques letztes Fell zu kümmern.

Wo ist eigentlich Hope?

Napo scheint es auch nicht zu wissen.


Hope schmollt...
Störungen zu so ungewöhnlicher Stunde sind nicht ihr Ding.


Aber dann läßt sie sich doch noch von Andrea ins Ohr flüstern, daß es morgen auf die große Reise geht.


Und ich darf mich sogar zu einem Abschiedsfoto zwischen die beiden "Senioren" plazieren.


Ja, Hope selbst abzuholen war schon ganz wundervoll.

Am nächsten Morgen hat Andrea die "Rentnergang" aus dem Zwinger geholt.


Schnell noch ein paar Geschäfte erledigen.


Lotti war extra gekommen, um beim Flughafentransport zu helfen.
Mit dem Abschiedsfoto von der Insel, das hat leider nicht geklappt.
Unsere "Rentner" waren zu aufmüpfig.


Also ab in die Kiste.


Und Tschüss....


In Köln wurden wir schon sehnlichst erwartet.


Und wenn wir nicht kurz vor der Landung noch mal hätten durchstarten müssen, weil ein Vogel von Germanwings auf der Landebahn stand...
Und wenn ich nicht über eine Stunde auf die Hunde gewartet hätte...

Dann hätte das den neuen Dosenöffnern sicher einiges an Nerven gespart.

Aber schließlich war es dann doch so weit...


Herzlich willkommen in Deutschland.


Erst ein bißchen skeptisch....
Was soll das ganze Rumgefummel?


Aber dann völlig siegessicher...


Napo nicht zu vergessen...
Der ist natürlich auch mit angekommen.


Und Mopita, die Dritte im Bunde...
Sie ist jetzt bei mir zu Gast.


Bis dahin war's eigentlich ein ganz normaler 26- Stunden- GC- Trip.
Das heißt, eigentlich waren's ja 27 Stunden, weil wir die Uhr umgestellt haben.
Stressig, aber machbar.
Wenn jemand wissen möchte, warum ich trotzdem absolut die Fassung verloren habe, der muß ein ganzes Stück weiter runter blättern.
Denn da kommen dann ausgesprochen unschöne Bilder.
Bilder, die bei KG eigentlich nichts zu suchen haben.
Bilder, die ganz sicher NICHT für Kinder geeignet sind.

Deshalb - Kids - für Euch ist hier SCHLUSS.

Und für alle Anderen...
Auf eigene Gefahr...
Ich habe zwei Nächte mit wenig Schlaf hinter mir.





























































Bevor ich erzähle, was mich so erschüttert hat, noch ein paar Gedanken.

Als ich da gestanden und geheult habe, war ich fassungslos, wie ich auf die Idee komme, Fotos zu machen.
In dem Augenblick war mir ganz sicher nicht danach.
ABER
Woher wissen wir, daß irgendwo auf der Welt etwas passiert?
Eben weil's uns jemand erzählt.
Und weil jemand Bilder macht.

Wenn niemand Bilder machen würde, wüßten wir nicht, wer bei der Formel 1 gewinnt.
Wir wüßten nicht, daß in Californien die Wälder brennen.
Wir wüßten nicht, daß in Afrika die Kinder sterben.

All das wüßten wir nicht, wenn es nicht irgend jemand erzählen würde.

Und genau so ging es mir am Wochenende.
Angesichts des Elends zur Kamera zu greifen war sicher nicht das, was ich WOLLTE.
Aber irgendwie war es mein "Job".
Wie soll sich etwas verbessern, wenn niemand weiß, daß es scheiße läuft?

Deshalb gibt es diese Bilder.

Die Detailaufnahmen stelle ich nicht online.
Wer sie unbedingt sehen möchte, kann mich anmailen.

Und noch mal sei auf die Möglichkeit hin gewiesen, an dieser Stelle "auszusteigen".






















Okay, erst die "harmlose" Geschichte.

Diesen "Wuschel" habe ich bei meinem Rundgang durch die 21- Tage- Zwinger entdeckt.

Am Ende seiner Kraft.
Nicht mal mehr in der Lage, den Kopf zu heben.
Aber wenn man ihn angesprochen hat, hat er mit dem Schwanz gewedelt.


Andrea wollte ihn Montag dem Tierarzt vorstellen.

Dazu wird es nicht mehr kommen.
Als wir morgens Hope und Napo abgeholt haben, lag er tot im Zwinger.

Wer das Foto sehen will, kann sich bei mir melden.


Um die zweite Sache verstehen zu können, braucht man ein bißchen Hintergrundinformation.

In der Perrera sind zwei Tierärzte angestellt.
Halbtags- Jobs.
Die Docs sind zuständig, die Hunde, die vermittelt werden, medizinisch vorzubereiten.
Die Hunde, die rein kommen, auf Microchips zu untersuchen.
Den "tierischen Bürokram" zu erledigen.

Und...
Die Hunde (und Katzen) Mittwochs einzuschläfern.


Daß man den Job eigentlich nicht aushalten kann - erst recht, wenn man ja eigentlich studiert hat, um den Tieren zu helfen - ist absolut verständlich.
Daß man abstumpft, geht ja sogar mir schon so.
Aber das was hier passiert ist, das DARF einfach nicht passieren.
Dafür habe ich KEIN Verständnis.
Und Euch wird es ebenso gehen.

Wen ich vorab noch in Schutz nehmen möchte, das ist Andrea.
Sie hat wahnsinnig viel um die Ohren und kann einfach nicht überall sein.

Und eigentlich hätte Andrea den Schäferhund, von dem ich gleich erzählen werde, überhaupt nicht zu Gesicht bekommen dürfen.
Eigentlich hätte der Hund SOFORT eingeschläfert gehört, als er in die Perrera kam.

Das ist aber nicht passiert.

Denn der Hund hat vor lauter Schmerz um sich geschnappt.
Tja...
Dann also erst mal zu zwei anderen Hunden in den Zwinger.

Das war am 19. Oktober.

Am 27. Oktober abends habe ich den Schäferhund SO im Zwinger entdeckt.


Irgendwann in den vergangenen 8 Tagen, die der Hund im Zwinger lag, hat ihm jemand einen Trichter angezogen, damit er an seiner Pfote nicht leckt.

Ja, das weiße auf der Pfote ist genau das, was man denkt, das es ist.
Seine KNOCHEN!

Ja, es gibt Detailfotos, die ich aber nicht online stellen werde.
Wer sie sehen möchte, kann sich melden.

Der Schäferhund hätte eigentlich noch knapp zwei Wochen leben sollen.
Weil es ja die gesetzliche 21 Tage Frist gibt.
Und weil sich ja der Besitzer noch melden könnte.

Welcher Spanier will einen verletzten Hund zurück?
Und dann noch einen Hund, der abgemagert ist bis auf die Knochen, verfloht ohne Ende und dann auch noch ca. 6 Jahre alt?
Der Hund hatte keinen Chip.
UND...
Er war in DIESEM Zustand irgendwo angebunden worden.
Entsorgt.

Nein, niemand in Spanien hätte den Hund haben wollen.
Und die deutschen Tierheime sind auch voll mit alten, kranken Schäferhunden.

Für diesen Hund gab es nur einen Weg.

Gottseidank war Delia in der Perrera.
Sie ist ebenfalls Tierärztin, aber nicht dort angestellt.
Delia verbringt ihre Freizeit in der Tötung.

Also raus aus dem Zwinger und hin zu Delia.
Henkersmahlzeit...


Die Eisenkette um den Hals des Hundes sagt doch eigentlich alles, oder?

Die Henkersmahlzeit war vermutlich das erste Futter, was der Hund gefressen hat, seit er seinen Trichter bekommen hat.
Denn mit Trichter hätte er nicht fressen können.


Das Ende ist dann schnell erzählt.
Da Delia keinen Zugang zu den eigentlichen Medikamenten hat, ist der Schäferhund durch eine Überdosis Narkosemittel auf meinem Schoß eingeschlafen.

Und das Allerschlimmste...
Bis zum Schluß hat er mit dem Schwanz gewedelt.
Dankbar für den vollen Magen.
Dankbar, daß sich endlich jemand um ihn kümmert.