Zweites Quartal 2008



Jetzt wird es wirklich höchste Zeit mal wieder einen Bericht über Gran Canaria zu schreiben.
Gerade in den letzten Wochen war ich ja mehrfach auf der Insel.
Von einer Tour hat Dirk schon erzählt.
Ich will jetzt mal versuchen eine Zusammenfassung der vergangenen Monate zu schreiben.
Wird nicht einfach.
Aber was ist schon einfach im Leben?

Den ganzen Mai über herrschte in der Perrera großes Chaos.
106 Hunde waren gleichzeitig eingeliefert worden
Ich habe ja bei "Aktuelles" mehr oder weniger regelmäßig davon berichtet.


Die Hunde waren von "privaten Tierschützern" beschlagnahmt worden.
Wegen schlechter Haltung.


Über Wochen hinweg herrschte das totale Chaos in der Perrera.
Denn auch die beschlagnahmten Hunde mußten 21 Tage "aufbewahrt" werden.

Was das für eine Perrera bedeutet, die ohnehin ständig überfüllt ist, kann sich sicher jeder vorstellen.


Mittlerweile sind die meisten dieser 106 auf der "Mittwochsliste" gelandet, so daß in der Perrera wieder "erträgliche" Zustände herrschen, wenn ich das mal so formulieren darf.

Ganz spurlos sind die 106 natürlich an uns auch nicht vorbei gegangen.
Eine Hündin haben wir ausgesucht.
Sienta


Sie wird demnächst in die Vermittlung kommen.
Vor ihrer Reise nach Deutschland muß sie noch auf Filaria behandelt werden.
Aber dann steht dem neuen Körbchen eigentlich nichts mehr im Wege.
Wenn also jemand möchte...


Die bildhübsche Hündin ist etwa fünf Jahre alt und eigentlich NUR lieb.


Wobei die Aussage natürlich bescheuert ist.
Die sind alle immer NUR lieb.


Ich weiß immer gar nicht, wen ich zuerst kuscheln soll.


Das heißt, eigentlich weiß ich es schon.
Große Ohren und lange Nasen bevorzugt.


Das ist "Frau O", für die wir demnächst noch einen Namen suchen müssen.


Und Nuri, deren Name ja schon gefunden ist.


Jetzt müssen alle feste Daumen drücken.
Dann klappt's auch bald mit dem neuen Körbchen.

Ein besonderes Vergnügen ist es natürlich immer unsere Langzeitinsassen zu besuchen.


Scheinbar freuen die sich auch.
Die Frage ist nur: Freuen sie sich über mich, oder über meine Mitbringsel?


Besuch macht durstig.


Und Lisa freut sich über die Mitbringsel eindeutig mehr als über mich.


Allen geht's prima.
Von den "verrückten Wilden" haben wir ja neue Fotos gemacht.


Auch da könnten wir ein paar gedrückte Daumen brauchen, damit sich vermittlungsmäßig was tut.

Aber noch mal zurück in den Mai.
Dirks Besuch in der Perrera.


Ich find's ganz wichtig, daß außer mir noch jemand ab und zu von GC berichtet.
Sonst wird's zu einseitig.


Und ich find's auch für Dirk wichtig, daß er zwischendurch mal selbst mit auf der Insel ist.
Damit er weiß, für wen er sich Tage und Nächte um die Ohren haut.

So gerne möchte man ihnen allen helfen.


Keine Chance.

Fotos machen braucht man eigentlich gar nicht.
Die Hunde vergißt man sowieso nicht mehr.


Aber manchmal ist "NEIN" sagen wirklich besonders schwer.


Aber dann sagt man "JA".





Und ich bin sicher, sie wissens's genau.



Auch wenn sich die Freude nicht immer so überschäumend äußert.


Ich bin nicht sicher, wer mehr Freude hat.
Loci oder Dirk?


Viel zu kurz war der Aufenthalt von Dirk auf der Insel.
Und er war ganz schön nachdenklich, als es "zurück in den Urlaub" nach Lanzarote ging.


Vielleicht ein bißchen was Allgemeines.
Die "106" haben die Einrichtungsarbeiten des OP- Raums absolut verzögert.
Langsam kommt die Sache jetzt wieder ins Rollen.
Und jedes Mal wenn ich fliege, fliegen eine Menge "medizinischer Hilfsgüter" mit auf die Insel.


Wenn konkret was gebraucht wird, sage ich auf jeden Fall bescheid.

Sira und Lara sind auch noch immer eifrig dabei "unsere Körbchensucher" medizinisch vorzubereiten.
Irgendwo hatte ich auch Fotos.
Die sind aber zwischen den vielen tausend anderen Fotos verschütt gegangen.
Ihr müßt mir bitte so glauben.

Dann eine kuriose Alltäglichkeit.
Ein Vorhängeschloß am Halsband.


Hoffen auf die rettende Insel vor dem Mittwoch...


Und da wirft mir doch tatsächlich jemand vor, ich würde auf die Insel fliegen, um "Urlaub" zu machen.


An dieser Stelle noch mal eine Info, die ich schon in einem anderen Reisebericht geschrieben habe.
Die Hunde deren Bilder hier zu sehen sind, sind NICHT in der Vermittlung - es sei denn, es steht ausdrücklich was anderes dran.
Es macht also keinen Sinn, mich wegen der Hunde auf den Fotos zu kontakten.
Der Großteil wird nicht mal mehr am Leben sein.

Alle Hunde sind toll.
Allen möchte man helfen.
Doch das geht einfach nicht.

Werfen wir mal einen Blick zu den Katzen.


Eine schöner als die andere.


Guckt euch mal die Augen von "Kater Kaah" (nach der Schlange im Dschungelbuch) an.
Ist das nicht unglaublich?


Für ihn werden wir uns bald auf Körbchensuche machen.

Das hätten natürlich auch andere Katzen gerne.
Daß wir ein Körbchen suchen.


Doch auch hier muß der Verstand die Oberhand behalten.


Zu massive Verrenkungen enden im Chaos.


Aber diese rote Katzendame ist auf Körbchensuche.
"Romo"
Von "rotes Monster".
Dabei ist sie eine ganz Nette mit unglaublichen Augen.


Diesmal ist's mir auch gelungen ein paar Fotos von Delia zu machen.


Sie ist Tierärztin - allerdings NICHT in der Perrera angestellt.
Delia kommt bloß in ihrer Freizeit vorbei, um zu helfen.


Sie kennt eigentlich alle Katzen "persönlich".
Und sie ist es auch, die die Tiere betreut, die bei Lotty in der Pflegestelle sind.

Apropos...
Hier mal schnell ein Foto von Lotty.
Sie hat Kater Kaah auf dem Arm.
Delia hat am Samstag schnell Blut abgenommen für die Fiv- und Felv- Tests.

Bei Lotty wohnen auch unsere Podi- Kinder.


Die Bande ist ganz schön gewachsen.


Aber nach wie vor sooooooooooooooooooo niedlich.


Viento hat die Oberaufsicht.
(Aber nicht mehr lange)


Und Savio geht's auch gut.


Dirk kann das bestätigen.
Savio weiß nicht, daß da irgendwelche "Körperteile" fehlen.
Ihm gehört die Welt und er hat Freude.


Doch zurück in die Perrera.
Solche Pakete treffen hier täglich ein.


Und solche Pakete gehen viel zu selten raus.


Das liegt unter anderem daran, daß wir zu wenig Flugpaten haben.


Vor allem auch für den Hinweg.


Denn trotz der Großzügigkeit der Air Berlin kann ich ja immer nur ein paar "Kilos" mit auf die Insel nehmen.

Und jetzt im Sommer kann ich gar nicht fliegen, weil die Flüge zu teuer sind.
Letztes Wochenende bin ich auf "Bonusmeilen" geflogen.
Anders wär's gar nicht bezahlbar gewesen.

Jetzt zum Abschluß noch ein paar nette Bilder.


Von links: Jenny, Goldie, Aldo.
Für Jenny muß ich den Vermittlungstext noch schreiben.

Ponny hat gerade erfahren, daß sie mit nach Deutschland darf.
Daß muß sie ihrem Kumpel Pelle erzählen.
Der muß leider noch warten.


Jupp (Andrea hat ihn Juanito getauft) hat so ein schönes Lachen.
Er braucht noch ein Körbchen.


Meine kleine Freundin freut sich über von Euch gesponsorte Leckerlie.


Viele weitere Geschichten könnten erzählt werden.
Viele weitere Fotos könnte ich online stellen.
Doch jetzt ist "Schluß mit Lustig".
Jetzt wird's - mal wieder - bitterernst.

All die, die jetzt schon Tränen in den Augen haben, möchte ich an dieser Stelle bitten, NICHT weiter runter zu scrollen.





































Immer noch da?
Für Kinder ist an dieser Stelle definitiv Schluß.
Für alle anderen die Chance, doch noch auszusteigen.
Die nächsten Bilder sind "KG- untypisch".
Aber ich denke, sie sollten trotzdem gezeigt werden.
Denn so locker- leicht, wie es sich immer erzählt, ist ein "Besuch in der Tötung" nicht.
Also:
Wer heute Nacht gut schlafen möchte - wieder nach oben scrollen.





































Okay
Zum Verständnis noch ein paar Infos.
In der Perrera sind - neben den "Putzern", die die Gehege sauber machen - und Therese, die den Papierkram erledigt und eigentlich immer und überall da hilft, wo sie gebraucht wird - auch zwei Tierärzte angestellt.
In Halbzeit- Jobs.
Einer Vormittags.
Einer Nachmittags.

Die Docs müssen die Hunde betreuen, die von den Hundefängern geliefert werden.
Die Docs müssen die Hunde betreuen, die vor Ort vermittelt werden (Impfung, Chip, Gespräch mit den neuen Besitzern, etc.)
Die Docs müssen die Hunde in der Krankenstation betreuen (Welpen, frisch kastriert, Filariabehandlung, etc.)
Die Docs müssen die 250 Hunde betreuen, die in der Perrera einsitzen.
Die Docs müssen mittwochs einschläfern.
Kurz
Die beiden haben einen echt arbeitsintensiven Job.
Eigentlich sind sie Tierarzt geworden, um Tieren zu helfen.
Jetzt bringen sie einmal die Woche Hunde um.
Wie viele Tausende Spritzen sie gesetzt haben, weiß keiner.

Daß das an die Substanz geht, kann sich jeder vorstellen.
Und ich habe auch Verständnis.
Zwei Halbtagstierärzte für den Job ist einfach zu wenig.
Doch woher weiteres Personal nehmen?
Und wovon bezahlen?
Irgendwie gibt's keine Lösung.

Trotzdem darf SO etwas nicht passieren.
Diese Katze LEBT noch.


Wir haben sie am Samstag im Katzengehege gefunden.


Gottseidank war Delia in der Perrera.
Sonst hätte sich das Kätzchen bis Montag gequält.


Der diensthabende Tierarzt war längst in seinem wohlverdienten (das meine ich absolut nicht ironisch) Wochenende.

Deshalb hat er auch diesen Hund nicht gesehen.


Ganz hinten im Eck hat er gelegen.


Ich gestehe, ich habe auch nur gesehen, daß was nicht stimmt, weil der Zwinger SO aussah.


Zu schwach, um den Kopf zu halten.


Laut Plan hätte er bis Mittwoch warten müssen.
Glücklicherweise war Delia da und konnte das Leiden beenden.


Was der Hund aus Zwinger 23 hatte?
Delia hat's mir auf Englisch erklärt.
Mein Englisch ist besch...eiden.
Ich gebe mal das wieder, was ich glaube verstanden zu haben.

Der Hund aus Zwinger 23 hatte eine bakterielle Infektion des Magen- Darm- Traktes.
Die Bakterien haben den Darm angegriffen.
Der Darm wurde porös.
Blut trat aus.

Wie sehr das weh getan haben muß, brauche ich keinem erzählen.

Delia hat erst ein Beruhigungs- / Entkrampfungs- / Schmerzstillendes Medikament gespritzt.
Irgendwas in der Richtung.
Genau kann ich's nicht sagen.
Es hat jedenfalls gewirkt.


Der Hund aus Zwinger 23 hat sich entkrampft.
Ein Schwall Blut kam aus seinem After.
Zumindest war er schmerzfrei, bevor er starb.


Warum ich solche Bilder mache?
Damit Andrea sie der Direktorin der Perrera schicken kann.
Die Dame kommt zweimal die Woche nachmittags vorbei - ehrenamtlich - und schaut nach dem Rechten.
Der Tag, an dem sie kommt, ist vorher bekannt.
SOLCHE Bilder kriegt sie nicht zu sehen.

Und warum ich Euch mit solchen Bildern konfrontiere?
Weil sie dazu gehören.
Es ist alles andere als "Friede, Freude, Eierkuchen", wenn ich in die Perrera fahre.

Natürlich sitze ich abends am Meer und trinke ein Bier.
Samstag Abend, nachdem die kleine Katze und der Hund aus Zwinger 23 gestorben sind, war es sogar ein Whiskey.
Natürlich hört sich das romantisch an.
Aber ihr könnt sicher sein, mit Urlaub hat das nix zu tun.

Und alle die, die das Gegenteil behaupten, können mich gerne begleiten.
In die Tötungsstation auf Gran Canaria.