Wer kennt sie nicht, die Bilder von den bunten Sonnenschirmen in Playa del Ingles...
... oder die Dünen von Maspalomas?
Auch Pit und ich haben auf Gran Canaria schon Urlaub gemacht, bevor wir Lanzarote als „unsere Insel“ entdeckt haben.
Was relativ wenig Menschen wissen ist, woher der Name der kanarischen Inseln – Canaria – überhaupt stammt.
Er leitet sich vom lateinischen Wort für Hund – Canis – ab.
Weil die Inseln ehemals von Hunden bevölkert waren.
Im Wappen der Kanarischen Inseln ist dieser Ursprung noch zu erkennen.
Auch hatten Pit und ich damals – in unserem Leben vor den Hunden – davon gehört, daß es „dieses Hundeelend“ im sonnigen Süden geben soll.
Während wir die Insel erkundet haben, haben wir aber keinen einzigen Hund gesehen.
Darauf hin haben wir gedacht, „dieses Hundeelend“ gibt’s gar nicht.
Heute wissen wir es besser.
Denn die Hunde sitzen alle hier:
Hinter dieser hohen Mauer verbirgt sich die Auffangstation für die herrenlosen Tiere der Insel.
Auf den ersten Blick sieht’s nett aus – mit Empfangskomitee.
Aber eigentlich hat man in dem Moment, die Haupt- Perrera der Insel betreten.
19 der 21 Gemeinden von Gran Canaria bringen ihre Hunde hier her.
Manche Gemeinden kommen täglich, manche ein über den anderen Tag, die kleineren Gemeinden auch nur einmal die Woche.
So gehen jede Woche zwischen dreißig und vierzig Hunden durch diese Gittertür.
Für viele von Ihnen ist es ein Weg ohne Wiederkehr.
Denn nach 21 Tagen, so sagt es das Gesetz, werden sie abgespritzt.
Egal ob groß oder klein, jung oder alt.
21 Tage Frist.
Es gibt jedoch einen Hoffnungsschimmer.
Wenn sich innerhalb dieser 21 Tage entweder der alte Besitzer meldet, und den Hund zurück holt, oder sich ein neuer Besitzer findet, dürfen die Hunde die Perrera wieder lebend verlassen.
Die Menschen, die in der Perrera arbeiten, haben jedoch ein Herz für die Hunde.
Sie versuchen die Tier so lange wie möglich am Leben zu halten.
So lange wie möglich heißt, so wie es die Kapazitäten der Auffangstation zulassen.
Wenn es zu voll wird, kriegt der die Spritze, der am längsten sitzt.
Mit den Jahren hat sich die Perrera in drei Zonen eingeteilt.
Erst mal gibt es da den Tötungstrakt.
Rechts und links von dieser Treppe gehen jeweils drei Gänge ab.
Für große Rüden und Hündinnen.
Für mittlere Rüden und Hündinnen.
Und für kleine Rüden und Hündinnen.
Insgesamt 54 Zwinger.
Die Hunde sind je nach Verträglichkeit in kleinen Gruppen untergebracht.
Wobei ich betonen möchte, daß die Zwinger bei unserem Besuch im März 2007 sehr sauber waren.
Überall stand Futter und Wasser.
Und die Hunde hatten die Möglichkeit, sich „um die Ecke rum“ in den Schatten zu legen.
Diese „Ecke“ ist auch überdacht, so daß die Hunde bei schlechtem Wetter trocken liegen.
Hundeinteressenten haben die Möglichkeit, von Zwinger zu Zwinger zu laufen, sich die Hunde anzusehen und durch die Gitter den ersten Kontakt zu knüpfen.
Kommt es zu einer Vermittlung, zahlt der Interessent eine „Freikauf- Gebühr“.
Damit ist der Hund erst mal sicher.
Er wird geimpft, gechipt und kastriert.
Das ist etwas, was ich besonders betonen möchte.
Alle Hunde, die ein entsprechendes Alter haben, werden nur kastriert vermittelt.
Wenn der Hund medizinisch vorbereitet ist, was natürlich einige Tage in Anspruch nimmt, darf der Interessent seinen vierbeinigen Freund abholen.
Ein Happy End.
Manche Hunde haben jedoch das Glück, wenn sie besonders freundlich oder besonders hübsch sind, oder es verstehen, sich besonders in die Herzen der Perrera- Mitarbeiter einzuschleichen, den Tötungstrakt auch ohne neue Besitzer zu verlassen.
Denn dreht man sich auf der Treppe des Tötungstraktes um, sieht man das.
Sechs große, saubere Gehege.
Jeweils wieder für große, mittlere und kleine Hunde, nach Geschlechtern getrennt.
In diese Gehege werden die Hunde aus dem Tötungstrakt umgesetzt, wenn sie als „gut vermittelbar“ gelten.
Die Hunde werden medizinisch vorbereitet, geimpft, gechipt, nach und nach kastriert – wie eben Bedarf ist.
Wer es in diese Gehege geschafft hat, hat sein Happy End so gut wie in der Tasche.
Vorausgesetzt der Hund verträgt sich mit seinen Kumpels und guckt den Mitarbeiter nicht irgendwann mal schief an, darf er bleiben.
Auch wenn’s ein bißchen länger dauert.
Die Plätze in diesen sechs großen Gehegen werden im Nachrückverfahren vergeben.
Wenn ein Platz frei wird, kann ein Hund aus dem Tötungstrakt nachrücken.
Lassen die Kapazitäten kein Nachrücken zu, wird mit der Spritze Platz im Tötungstrakt geschaffen.
Auch „verhaltensauffällige“ Hunde, seien sie auch nur unsicher wegen der Streßsituation, werden nach 21 Tagen wegen Unvermittelbarkeit beseitigt.
Es sei denn, die Vermittlungen laufen so gut, daß einfach nicht die Notwendigkeit zu Töten besteht.
Aber das ist doch eher selten.
So gehen im Regelfall zwischen 20 und 30 Hunde jede Woche über den Regenbogen.
Einen absolut sicheren Platz haben Hunde, wenn sie in diesen Gehegen sitzen.
Denn diese vier Gehege innerhalb der Anlage sind für bereits adoptierte Hunde reserviert.
Hier sitzen die Hunde, deren Abholung durch die neuen, spanischen Besitzer in den nächsten Tagen bevor steht.
Und hier sitzen auch die Hunde, die auf eine Flugmöglichkeit – eine Flucht-Möglichkeit - nach Deutschland warten.
Nach welchen Kriterien Andrea die Hunde aussucht, kann sie selbst nicht sagen.
Meistens ist es ein Zwinkern oder ein Pfoteheben im richtigen Moment.
Bei unserem Besuch im März 2007 hatten wir das Vergnügen, die Hunde persönlich kennen zu lernen.
Und lieben zu lernen.
Allesamt großartige Hunde, für die es sich mehr als lohnt, ein neues Körbchen zu suchen.
Wir werden unser bestes geben.
Aber nicht nur Hunde haben ein vorläufiges „Zuhause“ in der Auffangstation gefunden.
Es gibt auch jede Menge Stubentiger.
Und sogar zwei Affen.
Die beiden wurden am Flughafen beschlagnahmt.
Insgesamt leben etwa 250 Hunde und 80 Katzen dauerhaft in der Auffangstation.
Es gibt sogar eine Krankenstation, wo die frisch kastrierten Hunde untergebracht werden, bevor sie zurück in ihr Gehege kommen.
Es gibt eine Station für kranke Katzen.
Und auch eine Station für die klitzekleinen Hunde, die noch zu winzig sind, um im Zwinger zu überleben.
Die Menschen bemühen sich nach Kräften den Tieren zu helfen.
Es gibt sogar ein paar Hunde, die einfach auf dem Perrera- Gelände leben dürfen.
Quasi Gnadenbrot- Hunde.
Diese kleine Lady hat schon keine Zähne mehr.
Wir haben ein paar von Euren Leckerlie mitgenommen.
Die mußten wir klitzeklein brechen.
Aber, sie haben geschmeckt.
Es wird wirklich innerhalb der Möglichkeiten gut für die Hunde gesorgt.
Sogar der Friseur schaut ab und an mal vorbei.
Darum kümmert sich Andrea.
Denn frisierte Hunde haben bessere Vermittlungschancen als verfilzte.
Und dennoch bleibt das Platzproblem.
Denn nicht nur die Gemeinden liefern ihre Hunde in der Auffangstation ab – auch Privatpersonen geben tagtäglich ihre Hunde ab – obwohl sie die 21-Tage-Frist kennen.
Auch diese Knutschkugel ist von Privatpersonen abgegeben worden.
Die etwa 6 Monate alte Lady war „lästig“.
Da bleibt nur zu hoffen, daß sich jemand findet, der die Hündin adoptiert.
Ansonsten darf sie nur so lange leben, wie die Kapazitäten es zulassen.
Das wichtigste, um den Hunden der Perrera das Leben zu retten ist also, Platz zu schaffen.
Wir brauchen DRINGEND Menschen, Flugpaten, die bereit sind, die Hunde nach Deutschland zu begleiten.
Die für uns interessanten Flughäfen sind Köln, Düsseldorf und Frankfurt.
Wenn jemand von Euch selbst fliegt, oder jemand kennt – Arbeitskollegen, Verwandte, Freunde, Nachbarn – bitte macht ein bißchen „Werbung“ für die Hunde von Gran Canaria.
Sie haben es verdient.
Noch ein Wort zu den Fotos.
Die einen haben wir bei unserem Besuch im März 2007 selbst gemacht.
Die anderen sind uns von Andrea zur Verfügung gestellt worden.
Dieser Bericht wurde im März 2007 geschrieben und wird in unregelmäßigen Abständen durch neue Berichte ergänzt.