Komarno - ein Tierheim in der Slowakei


27. Januar 2006


Komarno
Wenn man von Bratislava etwa 100 Kilometer südöstlich fährt, gelangt man nach ca. 2 stündiger Fahrt nach Komarno.
Das Tierheim selbst liegt an einer der Ausfallstraßen der Stadt.
Wobei Tierheim fast ein bißchen hoch gegriffen ist.


Im Prinzip handelt es sich um ein ca. 5000 Quadratmeter großes Gelände.
Auf diesem Gelände stehen in U- Form angeordnet 3 Reihen Zwinger.
Etwa 20 Zwinger insgesamt, wobei einige noch ohne Hütten und damit unbewohnbar sind.


Die Zwinger haben eine Größe von bis zu 10 Quadratmetern.
Meistens sind mehrere Hunde in einem Zwinger unter gebracht.
So sind die Hunde mit Artgenossen prima sozialisiert.
Wobei Agnes und Susi natürlich darauf achten müssen, daß die Zwinger nicht überbelegt sind.
Manchmal ist das ganz schön schwierig.
Denn die Flut der ungewollten Hunde reißt nicht ab.
Zudem übernimmt das Tierheim Komarno immer wieder Hunde aus der nahen Tötung.
Kolarovo ist ca. 20 Kilometer entfernt und für die Art der „Hundehaltung“ berüchtigt.
Hunde, die von dort kommen, sind fast alle verstört.
Es dauert manchmal Wochen, um ihnen die Angst vor dem Menschen zu nehmen.
Das hier ist übrigens Agnes.

Und das hier ist Susi.

Die beiden versorgen alleine jeden Tag die Hunde.
Im Durchschnitt etwa 50 Stück an der Zahl.

Agnes und Susi sind zuständig für ALLES, was im Tierheim zu tun ist.
Das fängt an bei A wie Absammeln der Häufchen über F wie Futter besorgen.
Weiter geht’s mit T wie Tierarzt zu Z wie Zaun reparieren.

Gerade letzteres ist ein großes Problem.
Das Gelände ist nur zu etwa einem Drittel vernünftig eingezäunt. Und selbst hier ist es schon Hunden gelungen, sich durchzugraben.
Der größte Teil des Geländes ist nur sehr schlecht eingezäunt und kann eigentlich gar nicht wirklich genutzt werden.


Ein neuer Zaun wäre also eine wirklich sinnvolle Sache.
Noch sinnvoller wäre jedoch die „Überarbeitung“ der Zwinger.
Eigentlich bestehen diese lediglich aus Gitterwänden.
Notdürftig wurden Bretter angebracht, um zum einen ein bißchen gegen Durchzug zu schützen und zum anderen zu verhindern, daß die Hunde sich durch die Gitter hindurch beißen.

Die Zwinger haben jedoch noch ein weiteres Problem.
Das Dach endet fast genau bündig mit der Gitterwand / Vorderseite des Zwingers.
Wenn es schief regnet oder schneit sind die Zwinger komplett naß oder sogar bis zu den Hütten mit Schnee zugeweht.
Das ist natürlich besonders für die Welpen ein echtes Problem.

Um wenigstens ein bißchen Schutz vor der Witterung zu haben, helfen sich Agnes und Susi mit Türen und Brettern, die sie vor die Zwinger stellen.
Funktioniert auch ganz gut.
Bis der Wind kommt, und die Türen einfach umpustet.


Hier gibt es also, allein was die Zwingeranlagen an geht, eine Menge zu tun.

Ganz schwierig wird es auch, wenn Hunde verletzt oder krank ins Tierheim kommen. Oder wenn Hunde kastriert werden.
Eine „sichere“ Unterbringung im Tierheim ist eigentlich gar nicht möglich. So sind Agnes und Susi permanent auf die Hilfe von Menschen angewiesen, die die Patienten bei sich zuhause aufnehmen.
Doch viel zu selten findet sich jemand.
Meistens sind es Agnes und Susi selbst, die zusätzlich zur Arbeit im Tierheim auch noch „Krankenschwester“ spielen.

Das Tierheim Komarno wurde übrigens im Jahr 2003 Dank des Engagements einer Bürgerinitiative gegründet.
Wie es mit den meisten Initiativen so ist, sind dann plötzlich, wenn es ernst wird, die Leute verschwunden.

So stehen Agnes und Susi ziemlich allein da.
Und Liese und Lotte auch.

Die beiden jungen Schäferhündinnen stammen vom Zoll.
Dort wurden sie nicht mehr gebraucht, weil für über 1000 Euro ein „scharfer Wachhund“ gekauft wurde.
Liese und Lotte fristeten Monate lang ein trauriges Dasein in einem engen Verschlag, bis es gelang, sie ins Tierheim zu holen.
Hier werden die beiden Ladies wohl noch eine ganze Weile bleiben.
Denn in der Slowakei selbst sind sie nicht gewollt – sie sind zu freundlich und dazu auch noch weiblich.
Und eine Vermittlung nach Deutschland kommt eigentlich auch nicht in Betracht. Denn die beiden Hündinnen haben so gut wie keine Bindung zum Menschen. Sie können nicht an der Leine laufen und haben auch noch nie ein Haus von innen gesehen.


Auch Gombi sollte vielleicht ein Plätzchen in diesem Text bekommen.
Er ist schon ganz schön alt.
Und er hat in seinem Leben bestimmt mehr Prügel gekriegt, als wir uns überhaupt vorstellen können.

Ob man Gombi einen Gefallen damit tun würde, ihn nach Deutschland in ein neues Körbchen zu vermitteln, wage ich zu bezweifeln.
Er wird vermutlich in Komarno bleiben.

Ganz anders ist es mit diesem kleinen Wicht.
Eno genießt bereits ein Plätzchen auf dem Sofa.

Genau wie diese beiden Burschen.
Bodry und Choky sind nach Österreich gezogen.


Wobei Österreich ohnehin ein Stichwort ist, das in diesem Text behandelt werden sollte.

Es gibt in Österreich einige Tierschützer- Innen, die sich sehr für das Tierheim in Komarno engagieren.
Ganz aktuell (heute, 27. Januar 2006) geht eine Mail durchs Internet, in der um Hilfe für Komarno gebeten wird.
Angeblich verdursten die Hunde dort.

Das ist natürlich Quatsch.
Klar sind bei der jetzigen Kältewelle die Wasserleitungen zugefroren.
Und wenn man Wasser hin stellt, ist es schneller zu Eis geworden, als die Hunde austrinken können.
Aber Susi wohnt nur wenige hundert Meter vom Tierheim entfernt.
So ist es – zwar mühsam – aber dennoch machbar, Wasser in Kanistern ins Tierheim zu bringen.

Verdursten muß in Komarno kein Hund.
Eher ist der Frost ein Problem – wie überall.

Da die Österreicherinnen in Ihrer Mail auch um Spendengelder bitten, bin ich sicher, zum nächsten Winter hin wird sich mit den Geldern dieser Sammelaktion Einiges in Komarno verändert haben.

Daher gilt mein Engagement eher dem Tierheim in Tirnau.

Ein Wort noch vielleicht zu Futterspenden.

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht wirklich verständlich scheint, so schicke ich ganz bewußt kein Futter in die Slowakei.
Dann gäbe es von dieser Sorte drei Säcke, von jener Sorte zwei Säcke. Der ständige Futter-Sorten- Wechsel würde die Hunde zwar satt machen, aber gleichzeitig zu Durchfall führen.
Futterspenden machen also nur dann Sinn, wenn man eine große Menge gleichen Futters zur Verfügung hat.


Dann muß man sich jedoch die Transportkosten noch überlegen.
Und hinzu kommt die Frage der Lagerung.
Wo im Tierheim in Komarno soll Futter gelagert werden?
Bei Tammy in der Hütte ist jedenfalls kein Platz mehr.

Und was hilft das schönste Futterlager, wenn es von Ratten geplündert wird?

Jetzt fehlt noch ein passendes Schlußwort.
Hm...
Nicht einfach.

Hilfe ist nötig.
Viel ist zu tun.

Wobei ich davon ausgehe, daß GANZ VIEL von den Tierschützern in Österreich bewegt werden wird.
Und nachdem „zu viele Köche bekanntlich den Brei verderben“, beschränkt sich mein Engagement in Komarno tatsächlich darauf, für die Hunde ein neues Körbchen zu suchen.

Noch ein Wort zu den Fotos.
Die Bilder habe ich alle selbst gemacht, als ich am 29. Dezember 2005 in Komarno war.
Ich bin also selbst vor Ort gewesen, um mir ein Bild von den Verhältnissen zu machen.
Und ich werde ganz sicher auch wieder dort hin fahren, um Ihnen dieses Bild weiter zu vermitteln.