Lanzarote - Hundeelend auf der Feuerinsel


13. Februar 2006


Lanzarote ist vielen Menschen als großartige Urlaubsinsel bekannt. Auch mein Mann und ich sind absolute Lanzarote- Fans.


Angelockt von den schwarzen Stränden, dem „Abenteuer Vulkan“ und dem Versprechen auf Sonne, reisen jedes Jahr Tausende von Touristen auf die Insel, um die schönsten Tage des Jahres zu erleben. Es lohnt sich wirklich, sich einen Mietwagen zu nehmen und die Insel zu erkunden. Mit einer Fläche von 752 km2 ist die Insel etwa so groß wie Hamburg (755 km2) und ein Stückchen kleiner als Berlin (889km2). So gesehen also recht überschaubar.


Und doch wird ganz viel Elend „übersehen“.

Denn kaum einer der Touristen weiß, welches Leid unzählige Hunde in Hinterhöfen ertragen müssen.
Als Tourist bleibt man auf den Hauptverkehrsstraßen. Kaum jemand verirrt sich in die spanischen Viertel. Und selbst dort muß man über hohe Mauern gucken, um das Elend der Hunde zu sehen.
Da ein Großteil der Inselbevölkerung vom Tourismus lebt, versucht man die „landestypische Hundehaltung“ vor den zahlenden Gästen zu verbergen.

Der „Spanier“ ist begeistert von Hundewelpen. Fast jedes Kind hat eine Hündin. Bei der ersten Läufigkeit wird diese Hündin trächtig und bekommt Babys. Aus dem Wurf wird wieder eine Hündin ausgesucht und behalten. Der Rest des Wurfes und die Mutter werden verschenkt, im Müll entsorgt oder in die Tötungsstationen (Perreras) gebracht. (Dazu später mehr).
Diese Spirale dreht sich unaufhörlich weiter. Immer wieder werden neue Hundebabys „produziert“, um die „Lust auf Welpen“ zu befriedigen. Und immer wieder wandert der Rest des Wurfes in den Müll.
Einen „Spanier“ zu überzeugen, seinen Hund kastrieren zu lassen, ist leider noch immer fast ein Ding der Unmöglichkeit.
(Wobei wir "Deutschen" da gar nicht so laut lästern dürfen. Wie oft höre ich das "Argument", daß eine Hündin einmal geworfen haben muß, bevor man sie kastrierten kann.)
Nur ganz, ganz langsam gelingt es Tierschützern vor Ort, ein Umdenken in der Bevölkerung zu erreichen.
Doch bis die „Welpenflut“ verebben wird, werden noch viele Jahre ins Land gehen. Und viele Welpen werden in Müllcontainern sterben oder in den Perreras auf das Ende ihres gerade begonnenen Lebens warten.


Manchmal entscheiden sich die Menschen jedoch, einen ausgewachsenen Hund zu behalten. Das ist jedoch noch lange kein „Glücksfall“ für den Hund.
Die Tiere werden an so kurzen Ketten gehalten, daß sie teilweise kaum aufstehen können.
Als Schutz gegen die pralle Sonne im Sommer oder den eisigen Wind und den Regen im Winter, dienen oft Blechtonnen, die unter der Sommersonne zu einem Backofen werden.


Wenn es gut läuft, erhalten diese Hunde alle 2 Tage Wasser und 2 bis 3 Mal die Woche Futter. Liebe, Streicheleinheiten, medizinische Versorgung – Fehlanzeige. Auch die Welpen leben in diesen Blechtonnen. Nicht alle überleben diese „Unterbringung“.


Bis diese „landestypische Hundehaltung“ verschwunden sein wird, werden noch viele Jahre vergehen. In der Zwischenzeit werden noch viele Hunde elend an den Ketten zugrunde gehen oder in den Perreras entsorgt werden.

Lanzarote hat, auf einer Fläche so groß wie Hamburg, 1 Tierheim (Sara, dazu gibt’s einen Extra- Text) und 6 Tötungsstationen (Yaiza, Arrecife, San Bartolomei, Teguise, Tias, Tinajo - wobei Tias und Tinajo besser als "Zwischenlager" bezeichnet werden sollten).

In diesen Tötungsstationen werden die Hunde 3 Wochen lang „aufbewahrt“, bis sie umgebracht werden.


Angeblich werden die Hunde eingeschläfert. Das Medikament kostet allerdings Geld. Und ich bin zugegebenermaßen zu feige, mir die Kadaver anzusehen.

In den Perreras sitzen die Hunde, groß, klein, jung, alt, in teilweise völlig überfüllten Zellen.


Auch viele ausgewachsene, kleine Hunde warten dort auf den Tod, obwohl sie in Deutschland innerhalb von wenigen Tagen ein neues Zuhause finden würden.
Denn in deutschen Tierheimen gibt es kaum kleine (handliche), verträgliche Familienhunde. Doch das ist ein anderes Thema. Zurück zu den Perreras auf Lanzarote.



Beißereien zwischen den Hunden sind an der Tagesordnung. Kleine Hunde und Welpen, eben die Schwächsten in der Zelle, werden regelmäßig tot gebissen.
Das interessiert niemand.



Die Zellen werden mittels eines Wasserschlauches gesäubert. Ob ein Hund den Strahl ab kriegt - ob vielleicht ein kleiner Hund wie ein Yorkie durch die Wucht des Wassers beiseite geschleudert wird - auch das interessiert niemand.
Und am Wochenende ist Wochenende.
Niemand ist da, um die Hunde zu füttern oder zu tränken.



Auch im Sommer bei 40 Grad in der Sonne nicht.

Die Zellen haben auch nicht alle ein Dach, so daß die Hunde im Winter dem eisigen Wind und dem Regen ausgesetzt sind. Lungenentzündungen, gerade bei Welpen, sind ganz normal.
Medizinische Versorgung ?
Fehlanzeige.

Ganz schlimm ergeht es Hunden, die bereits verletzt in den Tötungsstationen abgegeben werden.
Auch diese Hunde werden 3 Wochen lang „versorgt“, bevor ihr Leid nach Einhaltung der gesetzlichen Frist beendet wird. Die Qualen, die diese Hunde erleiden, sind unvorstellbar.

Hier ein Blick in die Tötung von San Bartolomei. Der Husky ist zur Zeit der Modehund auf der Feuerinsel. Diese wundervollen Hunde brauchen jedoch viel Auslauf. Das Leben an der Kette ist unerträglich. Und so landen die Huskys schnell in den Tötungen, weil die Hundebesitzer mit den Tieren nicht fertig werden.


Niemand hat ein schlechtes Gewissen, weil er seinen Hund in der Tötung ab gibt.
Wo ist das Problem?
Nach 3 Wochen hat es sich von alleine gelöst.
Und während der „alte“ Hund noch in der Tötung auf sein Ende wartet, hat man sich längst wieder einen neuen angeschafft.

Das liest sich sehr bitter.
Und es IST auch sehr bitter.
Dennoch gibt es in der einen oder anderen Perrera auch einen „humanen“ Hundefänger, der versucht, zum Wohl der Hunde zu agieren.
Hin und wieder gibt es ein tröstendes Wort oder eine streichelnde Hand.
Doch das Ende – nach 21 Tagen – ist unausweichlich.
Es sei denn, jemand kommt und kauft den Hund für 35 Euro frei.



So wie Alpha.
Kaum zu glauben, daß es sich bei dieser übermütigen, fröhlichen Hündin um den selben Hund handelt, der ein Stückchen weiter oben abgebildet ist.
Alpha hat’s geschafft.
Ich selbst war dabei.
Alle Fotos aus diesem Text habe ich selbst gemacht.
Allerdings muß ich zugeben, daß die Bilder spätestens im März 2003 entstanden sind.
Seit dem war ich nicht mehr auf „meiner“ Insel.
Wir kommen hier einfach nicht weg.