Ein Reisebericht


15. März 2007



Nach exakt drei Jahren Pause sind wir vor 4 Tagen von „unserer Urlaubsinsel“ Lanzarote zurück gekommen.
Dort hat vor Jahren unser „Hundeleben“ angefangen.
Natürlich waren wir auch im Tierheim Sara.
Hier haben wir Melchior, das „Maskottchen“ des Tierheims.


Unser Besuch war, gelinde ausgedrückt, sehr emotional.
Als wir zurück im Hotel waren, mußte erst mal eine ganze Flasche Sekt das Erlebte runter spülen.
Hat nicht funktioniert.
Ihr merkt, worauf ich hinaus will.
Das gibt einen Reisebericht, mit dem ich mich unbeliebt mache.
Aber ich bin eben NICHT der Mensch, der schön redet, was problematisch ist.
Wobei ich nicht zu sehr ins Detail gehen werde, damit sich hoffentlich niemand persönlich angegriffen fühlt.

Es gibt erst mal ganz viel Positives zu berichten.
Seit unserem letzten Besuch vor drei Jahren hat sich unheimlich viel verändert.
Die Böden der Patios zum Beispiel sind alle nicht mehr mit „Vulkanasche“ bedeckt, sondern mit Beton.


Jetzt kann man dort endlich wirklich sauber machen und desinfizieren.
Außerdem sind neue Patios dazu gekommen, so daß mehr Hunde Auslauf haben können.


Natürlich gibt es auch immer wieder was zu reparieren.


Ein paar alte Bekannte haben wir getroffen.
Hunde, die schon vor drei Jahren im Tierheim gesessen haben, sitzen immer noch dort.
„Langzeitinsassen“ sind also tatsächlich „Langzeitinsassen“ und werden nicht via Spritze entsorgt, wie es häufig anderswo der Fall ist.

Natürlich sind die Zwinger voll...


Voller....


Am vollsten....


Mit über 200 Hunden ist das Tierheim chronisch überbelegt.


Dieser Welpe hat gute Chancen schnell ein neues Körbchen zu finden.


Überhaupt haben es die kleinen Hunde natürlich viel einfacher – das ist ja überall so.


Die großen Hunde sitzen...


... und sitzen...


... und freuen sich über jede kleine Ablenkung im tristen Alltag.


Die Patios sind ständig besetzt.
Die Zwinger rotieren, damit alle Hunde mal laufen können.


Natürlich sind die Zwinger für so viele Hunde viel zu klein.


Und die Platzmöglichkeiten bei Sara sind überhaupt viel zu beengt.


Auch bei den Katzen wäre mehr Auslauf wünschenswert.


Das ist aber eben nicht machbar.
Weil das Gelände eben nicht größer ist.

Von den räumlichen Möglichkeiten wird wirklich jeder Zentimeter ausgenutzt.
Ihr seht, es gibt also ganz viel Positives zu berichten.
Und innerhalb der beschränkten Möglichkeiten wird ganz viel für die Tiere getan.


Dann gibt es aber Hunde wie Picudo.


Eigentlich heißt er gar nicht Picudo.


Picudo ist ein anderer Hund.
Nämlich dieser.


Ich habe jetzt drei Tage gebraucht, um heraus zu finden, daß dieser Hund möglicherweise ein Cachorro Asuim ist.


Das kann aber nicht sein, weil der letzte Cachorro Asuim, der noch im Tierheim saß (Jeder Welpe aus dem selben Wurf bekommt den selben Namen: Cachorro = Welpe) in der Nacht von Donnerstag auf Freitag bei einem Beißunfall ums Leben kam.
Ein Beißunfall, wie er leider immer wieder im Tierheim passiert.


Aber zurück zu Picudo, der jetzt diesen Namen einfach behält.
Picudo wurde in seinem Zwinger total gemobbt.
Er hat kaum noch was auf den Rippen, wird also von seinen Kollegen auch vom Futter verdrängt.
Auch seine Körperhaltung ist eindeutig.


Leider hat scheinbar niemand bemerkt, daß der Hund dünner und dünner wird.
Bald wird er ordentlich zunehmen.
In knapp einer Woche erwarten wir Picudo hier in Zülpich.


Das ist einfach mal eine Geschichte.
Eine von duzenden, die ich erzählen könnte.
Aber ich denke, ihr könnt Euch ein Bild machen, wie’s im Tierheim zu geht.
Die räumlichen Möglichkeiten sind zu beschränkt.
Die Menschen, die im Tierheim (bis zum frühen Nachmittag, danach ist das Tierheim unbesetzt) arbeiten, sind mit der Anzahl der Tiere hoffnungslos überfordert.
Zudem ja auch noch Besucher betreut und Flughafenfahrten durchgeführt werden müssen.

Auch ich weiß keine Lösung.
Denn auch ich bin kein Millionär.
Hätten wir einen reichen Sponsor, könnte man das Tierheimgelände vergrößern, so daß für dominante Hunde auch Einzelzwinger zur Verfügung stehen.
Hätten wir einen reichen Sponsor, könnte man das doppelte Personal bezahlen.
Hätten wir einen reichen Sponsor...
... aber es gibt keinen reichen Sponsor.

Bei Sara ist es wie überall.
Es fehlt Geld.

Die drei Vereine in Deutschland schicken an Geld auf die Insel, was immer irgendwie machbar ist.

Und ich werde meinen kleine, bescheidenen Beitrag leisten, in dem ich versuche für die schwächsten Hunde ein Übergangskörbchen hier in Zülpich zur Verfügung zu stellen.
Auch Senorita, die bildhübsche Pointerin, hat bei Sara ein Problem, wie das Foto zeigt.


Sie wird auftauen und Vertrauen gewinnen.
Denn sie ist eigentlich eine aufgeweckte, fröhliche Lady.

Und auch Picudo wird ein bißchen was auf die Rippen kriegen und ein neues Körbchen finden.

Und dann...
So lange ich helfen darf, werde ich für die Sara- Hunde immer mal wieder ein Plätzchen frei haben.
Die Hunde sind ja nicht „anspruchsvoll“.


Doch es gibt so viele Hunde, die Hilfe brauchen.
Überall...
Wie soll man da eine Auswahl treffen, WER die Reise hier nach Zülpich antreten darf?
Jeden Tag aufs Neue!


Manchmal wünsche ich mir wirklich, ich wäre immer noch ein einfacher Tourist und wüßte nichts vom „Hundeelend im sonnigen Süden“.