Das Tierheim bei Moana

Oben links in Spanien, etwa 25 Kilometer nordwestlich von Vigo liegt Moana.
Auf einem der vielen Berge vor der Stadt, irgendwo mitten im Nirgendwo, befindet sich das Tierheim. Es ist Anfang der 90’er Jahre auf dem Gelände einer ehemaligen Kaninchen-Zucht-Anlage erbaut worden.
Naja, eigentlich ist das zu beschönigt. Das Tierheim wurde nicht erbaut. Es wurde angestückelt. Hier ein Häuschen, da ein Zaun, hier eine Mauer, da ein Zwinger. Das Gelände ist total chaotisch und völlig verbaut. Nicht mal ein Korridor ist vorhanden. Wenn man einen Hund aus dem hinteren Teil des Tierheims holen will, muß man durch viele andere Zwinger durch.



Und hinter den Zwingern gibt’s dann noch mal Zwinger.



Die alte Dachkonstruktion bricht demnächst zusammen.



Es sieht schlimm aus.
Und es fühlte sich auch schlimm an. Alles total verschachtelt und chaotisch.
ABER…
Es gibt Strom… In Eigenverantwortung und auf Kosten des Tierschutzvereins gelegt.



Es gibt Wasser…



Man bemüht sich sehr es den Hunden den Aufenthalt irgendwie erträglich zu gestalten.
Sogar Pools wurden aufgebaut.



Es wird irgendwie improvisiert, weil vorne und hinten das Geld fehlt.



Und es wird weiter gebastelt und gebaut, so wie ein paar Euro übrig sind.









Es gibt ein Lager für Stoff – in dem kein einziges Regal steht.
Es gibt ein Futterlager – in dem kein einziges Regal steht.
Es gibt ein Büro – ohne Computer, aber immerhin mit Kühlschrank.

Und das Tierheim ist unglaublich sauber und gepflegt.
Natürlich hat man für meinen Besuch extra noch mal drüber geguckt. Aber ich habe kein einziges Häufchen gesehen. Alle Hunde waren „angenehm“ anzufassen. Und nicht mal Spinnenweben habe ich entdeckt.

Bis zur Hälfte der Führung im Zickzack durch die Zwinger habe ich gedacht: Du liebe Güte, wo bin ich hier hin geraten? Wie soll man hier helfen? Wo soll man hier anfangen?
Wegen dieser vielen Fragzeichen habe ich keine Fotos gemacht.

Mein überhebliches, deutsches Hirn hat gesagt: Abreißen und neu bauen.

Und dann kamen wir in den Zwinger von Pancho.



Damit war plötzlich ganz klar, wo und wie geholfen werden kann.
Es fehlt nämlich am Nötigsten: An einem gescheiten Tierarzt.

Wie der Zufall es wollte oder das Schicksal so spielt, haben mich Frank und Ofir ins Tierheim begleitet. Die beiden waren vor ein paar Wochen schon mal hier, quasi als Vorhut. Sie haben auch den Kontakt hergestellt.

Jedenfalls habe ich Pancho gesehen und dachte: Du lieber Himmel, das muß doch weh tun.
Ofir hat geguckt und bestätigt, daß die Pulpa offen liegt.



Den Mädels, die im Tierheim arbeiten, war gar nicht klar was es bedeutet, wenn Hundezähne so aussehen.
Der Tierarzt, mit dem sie zusammen arbeiten, ist einer von denen, zu denen man besser nicht geht. Er kastriert – billig. Aber auch nicht mehr.

Ein Rüde ist am Tag vorher kastriert worden. Die Warze, die an seinem Augenlid hängt und auf der Hornhaut scheuert, hat ihn nicht interessiert. So eine Kleinigkeit macht man doch in einem bei der Kastration mit. Die Narkose bestmöglich ausnutzen heißt die Devise.
Nicht bei diesem Tierarzt.

Jedenfalls – als ich Panchos Schnauze gesehen habe war klar, daß hier Hilfe dringend erforderlich ist.

Wobei die Mädels unglaublich viel Eigeninitiative zeigen.
So zum Beispiel haben sie aus alten Autoreifen Hundeschlafkörbe gebastelt. Muß ich beim nächsten Mal fotografieren.

Die Prioritäten liegen – aus deutscher Sicht – falsch.
Erst die Gesundheit der Hunde, dann Steine kaufen.
Aber wenn man einen schlechten Tierarzt hat, der einem nicht erklärt… Wie soll man dann wissen?

Auch jetzt beim Schreiben fehlen mir irgendwie noch die Worte.
Es sieht halt so … undeutsch aus.
So chaotisch.



Aber es funktioniert.
Und daß seit über 25 Jahren.
Es gibt also eigentlich gar keinen Grund, in die Struktur, die Raumaufteilung im Tierheim einzugreifen. So schwer sich das deutsche Auge auch tut.

Wobei die Mädels im Tierheim reichlich Pläne haben.
Sie wollen vergrößern / anbauen.



Hinter der Mauer rechts und auch hinter der Mauer gerade aus, ist Tierheim.
Einer der Pläne sieht vor, dieses Grundstück ins Tierheim zu integrieren.
Rechts die Mauer soll fallen. Neue Zwinger sollen entstehen.
Also ein größeres Bauprojekt, daß für die Leute selbst nahezu unerfüllbar ist, weil das Geld fehlt.



Mit Hilfe aus KG-Land kann es vielleicht Realität werden.
Und wenn man neue Zwinger hat, dann hat man mehr Platz und kann auch die 25 Jahre alten Strukturen überdenken und überarbeiten.

Desweiteren wünscht man sich einen „medizinischen Bereich“ einzurichten. Das heißt, daß einige Zwinger zusammen zu einem Gebäude umgearbeitet werden sollen.

An einer Waschküche arbeitet man übrigens im Moment. Ich habe viel zu wenig Fotos gemacht, weil ich irgendwie so … ja, überfordert war mit dem, was ich gesehen habe.

Das übrigens ist Laura, die 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins, der das Tierheim betreibt.



Und nicht nur das.
In einem ist sie auch der „Hundefänger“.
Wenn irgendwo ein Hund eingefangen werden muß, kriegt sie den Anruf.

Im Tierheim leben zur Zeit ca. 45 Hunde.
30 weitere Hunde sind auf Pflegestellen unter gebracht.
Zu Hochzeiten befanden sich 200 Hunde in der Obhut des Vereins.

Geöffnet ist das Tierheim von morgens um 9 bis nachmittags um 14.30 Uhr. In der Zeit wird gefüttert und sauber gemacht. Nachmittags stehen Tierarztfahrten oder Vermittlungen auf dem Programm.
Die Vermittlungen werden mit Augenmaß durchgeführt. Hier kriegt nicht jeder einen Hund.

Es gibt eine Menge freiwilliger Helfer, die mit den Hunden spazieren gehen. Samstags wird organisiert, daß ALLE Hunde ihre Zwinger verlassen können.

„Bollerklöpfe“ (Kampfhunde) habe ich keinen gesehen.
Ein Hund ist massiv verhaltensauffällig und durchaus auch gefährlich.
Zehn bis fünfzehn Hunde sind ängstlich / scheu. Einige davon sind aber gerade erst eingeliefert worden.

Was ich geschrieben habe liest sich etwa genau so chaotisch, wie es sich im Tierheim anfühlt.
Und dennoch denke ich, daß viel bewirkt werden kann.

Vermittlungsmäßig ist es im Augenblick noch schwierig, denn das Tierheim hat noch keine TRACES. Die sind aber beantragt. Bis Ende des Jahres wissen wir mehr.

Gegebenenfalls besteht aber die Möglichkeit, daß ein Hund, der nach KG-Land ausreisen soll, von einem anderen Verein übernommen wird und so über diesen Umweg legal reisen darf. Ist eine Frage der Organisation.

Nebenbei sei noch erwähnt, daß Elisa aus Poio auch dieses Tierheim / diesen Tierschutzverein kennt und schon mit den Mädels zusammen gearbeitet hat. Im Prinzip haben Frank und Ofir den Kontakt auf Elisas Empfehlung hergestellt.
Also Galicien bzw. die Provinz Pontevedra ist irgendwie ein Dorf.

Habe ich jetzt das Wichtigste erzählt?
Ach so: Die Fahrzeit nach Poio beträgt gut 20 Minuten. Pancho wird also ganz bald in der Praxis von Ofir und Frank behandelt. Die beiden werden im Fall einer Vermittlung nach KG-Land den Gesundheitscheck durchführen und gehören auch sonst zum Team dazu.

Zu selbigem gehören außerdem Laurena (links) und Elisa, die fließend Englisch spricht und mein direkter Ansprechpartner ist.



So ganz organisiert sind wir noch nicht. Aber das ist nach einem einzigen Treffen auch nicht zu erwarten.
In den nächsten Wochen werden wir sehen, ob und wie sich alles sortiert.