Almendralejo
September 2011 - Ulrike erzählt
Almendralejo, den 10. - 11. September
So, es wird höchste Zeit, daß ich mich endlich zu meinem Abenteuer melde……..
Ja, im September war ich Steffis Begleiterin auf tierischer Mission.
Warum bin ich mitgeflogen??
Ja, eine gute Frage.
Ich war noch nie in Spanien (ja das gibt's), geschweige in einer Perrera.
Ich bin bislang in meinem ganzen Leben nur einmal geflogen (ja auch das gibt es) und zwar nach Berlin.
Also Urlaub, Abenteuer pur???
Nein, ich wollte einfach wissen, wie ich mit der Situation klar komme.
Ich wollte die Hunde kennenlernen, Mada, die so tolle Arbeit leistet und Rafa, ohne dessen Unterstützung Mada sicher auch nicht die Kraft hätte, diese Arbeit über so viele Jahre durchzuhalten……
Natürlich war ich auch besonders gespannt auf mein 'Patenkind'…….
Tja, Start mitten in der Nacht, wo ich Nachteule normal eher gerade einschlafe.
Dementsprechend konnte ich vor lauter Aufregung auch nicht schlafen.
Im Parkhaus erst einmal Hilfsgüter in die Transportboxen verladen und schon reisen wir nicht mehr mit 'leichtem Gepäck'!! Der Abflug hat Verspätung.
Ich tappe für alles hinter Steffi her, da ich vom ganzen Ablauf absolut keine Ahnung habe.
Als es hell ist, sind wir endlich in der Luft.
Eigentlich habe ich mich aufs Fliegen gefreut, aber es ist nur kalt, eng und unbequem.
Ich sitze am Fenster, aber bis Mallorca gibt es nicht wirklich etwas zu sehen und das 2 Stunden lang - puh……
Umsteigen auf Malle - gottseidank geht das recht zügig.
Ich habe wieder einen Fensterplatz und starre bis Sevilla endlos raus - eine Stunde lang bei traumhaften Wetter, so daß ich mir endlich Spanien von oben ansehen kann.
In Sevilla dann der Hitzeschock - gottseidank ein klimatisiertes Auto.
Dann mit Tempo 120 km/h weitere 2 Stunden Fahrt, die bei dem Tempo endlos scheinen.
Endlich das erlösende Schild - Almendralejo………
Die Perrera liegt in einer Art Gewerbegebiet, alles andere als einladend.
Hat denke ich aber den Vorteil, daß kaum einer sich über das permanente Hundegebell aufregen kann.
Und das Gebell ist permanent!!!
Beim Betreten der Perrera, sobald sich etwas bewegt - und es bewegt sich natürlich ständig etwas!
Sobald wir den Patio betreten, sind wir von Hunden umzingelt und alle wollen natürlich 'bespaßt' werden, am besten alle gleichzeitig.
Obwohl ich die meisten Hunde von Fotos und ihren Steckbriefen kenne, fehlt mir absolut der Überblick.
Steffi sagt mir etwas, das bekomme ich nur so am Rande mit.
Ich erinnere mich, daß irgendwo dazwischen Mada mich herzlich begrüßt.
Sie ist einfach nur unheimlich nett!!!
Stellt mich auch anderen Helfern vor, ist ständig am wirbeln. Zeigt uns, was sich in der Zwischenzeit schon wieder alles getan hat……..
All das weiß ich, aber es ist sooo schwierig sich auf all die neuen Eindrücke gleichzeitig einzustellen.
Deswegen ein paar Impressionen………
Tja, und bei all dem irgendwie Hunde einzeln fotografieren??
Schmunzel, das Riesenbaby 'Colby', den Steffi hier gerade zwischen hat, hatte ich auf jeden Fall überall hängen…….
Aber das, woran ich mich auf jeden Fall erinnere, außer Madas Verhältnis zu ihren Hunden - ist Nandi!!!
Als sie kommt, werde ich ihr vorgestellt und schwupp von ihr an ihr 'mütterliches Herz' gedrückt.
Sie ist absolut lieb - auch mit den Hunden!!!
Man merkt ihr an, daß sie sich über unseren Besuch freut, weil sich dann für 'ihre' Hunde etwas Positives bewegt. Alaska ist auf jeden Fall ganz verliebt……..
Sie wirbelt, macht sauber, noch eben eine Streicheleinheit und wenn sie ruft, sind alle Hunde da und gehen freiwillig in ihren Zwinger.
Diese Momente - Mada oder Nandi zu erleben sind schön!!
Es ist auch schön mit den Hunden Kontakt zu haben. Hier und da eine Streicheleinheit.
Augustina zu erleben, die sich beim größten Trubel erst einmal am Rand in Sicherheit bringt, um dann im nächsten Moment selbstvergessen mit einem kaputten Tennisball zu spielen……..
Es sind so diese Kleinigkeiten, die mich berühren.
Trotzdem, ich muß heulen, kann nicht anders.
Nicht wegen der Situation vor Ort - die Enge, der Lärm, Hunde mit Verletzungen…….
Nein, einfach das Unfaßbare!!
So viele traumhafte Hunde, für jeden wäre etwas dabei!! Einfach entsorgt, vergessen……
…….und hier bei uns und überall wird fleißig weitergezüchtet.
Gibt es Qualzuchten, die Vermehrer, die Modehunde, die dann auch irgendwann auf der Straße, im Tierheim landen!
Das erschüttert mich so - nicht die Situation vor Ort, wo wirklich das, was menschenmöglich ist, getan wird!!!
Für Mada gibt es dann auch ein Freudentänzchen…….
…….oder alle folgen ihr auf den Fuß, selbst Alex – auch wenn er sich nicht mal von ihr anfassen läßt und Sicherheitsabstand hält!!!
Überhaupt war das allererste, was ich bei Alex festgestellt habe, daß sein Hunderudel und seine Perrera seine Sicherheit sind!
Wenn er mit seinem Zwingerrudel läuft, hat er ein regelrechtes 'Strahlen' im Gesicht. Aber wehe ein Mensch kommt in seine Richtung…….
Sofort verändert sich seine komplette Körperhaltung, seine Mimik.
Für all diese 'besonderen Hunde' freue ich mich riesig, daß sie jetzt bald richtig toben können, in ihrem Auslauf!
So ca. um 14.00 Uhr waren wir in der Perrera angekommen. Bis abends geht es in einem durch, Hunde fotografieren, dann wartend rumstehen. weil Besucher in die Perrera kommen, dann weitermachen……..
Steffi hat auch zwischendrin schon einmal einiges mit Mada zu besprechen.
Wiegesagt während der gesamten Zeit ein ohrenbetäubender Lärm der bellenden Hunde.
Abends endlich ins Hotel, eben frisch machen. Dann mit Mada und Rafa essen gehen, um in einer ruhigen Atmosphäre alles Wichtige besprechen zu können. Ca. gegen 24.00 Uhr sind wir im Bett……
Ich kann nicht richtig schlafen - hab' wohl zu viel zu verarbeiten, fremde Umgebung und bin auch irgendwie noch gar nicht richtig angekommen……..
Am nächsten Morgen um 8.00 Uhr geht es wieder los. Kurzes Frühstück, dann gucken, daß wir noch viele Fotos schaffen.
Aber erst einmal Spaß mit den Hunden!!
Wir haben Zeit bis 12.00 Uhr, so viele Fotos wie möglich zu machen, dann geht es daran, alles zu verladen.
Das heißt auch, im Auto vor der Perrera eben umziehen. Mehr ist nicht möglich.
Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, ob ich noch einmal wiederkommen werde. Ich möchte sooo gerne, aber ich merke schon, daß mein Körper streikt……
In der Perrera habe ich immer wieder den Schatten aufgesucht, viel getrunken. In Sevilla bleibt uns der Hitzeschock wieder nicht erspart.
Piet hat die Autofahrt bei mir im Fußraum gut überstanden.
Während ich wieder ganz schnell den Schatten aufsuche, müssen Steffi und die Hunde in der prallen Sonne ausharren, bis die Leihwagenabnahme abgewickelt ist. Da, wo ich stehe ist kein Platz für die Hunde…..
Unglaublich, wie gut die Hunde all das verkraften. Ok, sie haben ein Tablettchen, aber trotzdem.
Es herrscht nämlich Hochbetrieb - Wochenende Rückreiseverkehr?!!
Beim Einchecken hat Steffi immer noch 'Muße' für ein "Tänzchen" mit Piet…….
Vielleicht auch um mich aufzumuntern.
Aber nach einer etwas holprigen Landung auf Mallorca sind meine körperlichen Grenzen endgültig erreicht.
Steffi muß dann auf Malle alles alleine managen und noch bei mir Händchen halten.
Beinahe hätte das Flughafenpersonal mich nicht weiterfliegen lassen……
Aber irgendwann geht es wieder, abgesehen davon, daß der Flieger ziemlich voll mit dem Publikum ist, womit man auf Mallorca eigentlich rechnet, puuuuh……..
Trotzdem meine Krise ist überwunden.
Nein, mit Urlaub hat all das absolut nichts zu tun!!!!
Ich ziehe den Hut vor Steffi, die ja nicht nur an allen Wochenenden dabei ist, sondern auch die Touren mal eben zwischendrin erledigt, nur um Hunde abzuholen!!!
Selbst ohne die Autofahrt, alleine die Fliegerei mit umsteigen, mit dem Streß, ob der Anschluß klappt etc….. Es ist der pure Wahnsinn und körperlich an der absoluten Grenze……
Wenn ich dann daran denke, daß es höchstwahrscheinlich jetzt noch schlimmer wird durch die Änderung der Flugkosten!
Aber dann zu erleben, wie glückliche Hundeeltern ihre Vierbeiner in die Arme schließen, das erste Schwanzwedeln der Hunde, das erste "Küßchen verteilen" von einem Körbchenfinder - all das war mir die Reise wert!!! und ist mit Sicherheit auch Steffis Motivation…….
Ja, ich werde wieder mitfliegen. Muß mich körperlich besser vorbereiten, mich nicht selbst unter Stress setzen. Ich will einfach die Hunde und die Menschen wiedersehen.
Aber meine Motivation sind gerade auch die Sensiblen wie z.B. Leslie….. oder Basila, die nicht im Zwinger sondern auf der Mauer vom Zwinger lebt…….
Sie steht dort oben mit allen Vieren und wartet und wartet…….
…….oder die, die schon so aufgegeben haben, daß sie ihren Zwinger am liebsten gar nicht mehr verlassen!!
All das sind Gründe genug!
Ulrike von Navida - 26.November 2011