Almendralejo

10. - 11. Dezember 2011

Wie fange ich diesen Bericht an?
Nicht einfach. Aber sage ich das nicht immer?

Ich glaube, diesmal beginne ich mit dem Ende.

Eine ganz, ganz große Freude ist es, daß Joy gestern mit nach Deutschland reisen durfte.



Der Leishmaniose positive Hund ist im November 2006 in die Perrera eingeliefert worden. Da war er gerade mal ein halbes Jahr alt.
Daß Joy SEIN Körbchen gefunden hat, ist ein echtes Weihnachtswunder.



Und auch die „big, black Boys“ Otelo und Caruso nach Deutschland begleiten zu dürfen war großartig.



Zumal auch Caruso einen positiven LM-Test hat.

Das macht Hoffnung für Sophie und Margott.
Beide haben ebenfalls einen positiven LM-Test – und dürfen (erst mal) am Leben bleiben. Sie haben keinerlei Symptome.
Da wir die positiven Leishmaniose Tests immer nur im Winter haben, haben wir die Vermutung, daß (zumindest) ein Teil der Tests falsch positiv ist. Beide werden im Frühjahr erneut getestet.
Dann sehen wir weiter.
Vielleicht gibt’s ja auch ein Nach-Weihnachts-Wunder und es findet sich ein Körbchen für die eine oder andere Hündin.

Wobei ich am Samstagabend am liebsten die ganze Perrera eingepackt hätte.
Ganz ehrlich – die Hunde sind in einem furchtbaren Zustand.
Abgemagert…



Nur Haut und Knochen.
Viele kleine Verletzungen – und die Kraft des Körpers reicht zur Heilung scheinbar nicht aus.



Bella (rechts) hat in den zwei Jahren noch nie erlaubt, daß ich mich mehr als zwei Meter nähere. Und jetzt – in der Hoffnung, daß ich etwas zu Essen habe…



Es war nicht nur das schlechte Wetter, daß Helene und mich veranlaßt hat, das Fotoshooting abzubrechen.
Hunde in diesem Zustand zu „präsentieren“ macht einfach keinen Sinn.



Selbst Kirona (getupft im Hintergrund), die sonst immer ganz propper war, zeigt jede einzelne Rippe.

Helene und ich waren fassungslos und sprachlos.

Nicht alle Hunde sind in einem solch ausgemergelten Zustand…



Tatoo zum Beispiel sieht ganz gut aus.
Aber andere haben sich gleich nach Verlassen des Zwingers auf die Suche nach Eßbarem gemacht.



Und ein solches Durcheinander kenne ich aus der Perrera von Almendralejo eigentlich auch nicht.

Helene und ich brauchten eine Pause.
Es war naß…



… ohne Heizung bei 9 Grad und Regen war es kalt im Hotel.



Und ein kleines bißchen hat mein Körper auch gemeckert, weil ich ja tags vorher schon einmal Sevilla und zurück hinter mir hatte.

Helene und ich haben diskutiert und überlegt, warum sehen die Hunde SO aus?

Parasitenbefall können wir im Prinzip ausschließen, denn die ganze Perrera ist auf mein Bitten hin gerade mit Fenbendazol behandelt worden. Wir hatten einige Fälle von Giardien.

Also was zum Teufel steckt dahinter, daß die Hunde so ausgemergelt sind?

Und wie äußern wir unsere Fassungslosigkeit gegenüber Mada? Wie machen wir ihr klar, daß DAS mit Tierschutz nix zu tun hat.

Aus allen vorangegangenen Zusammenarbeiten weiß ich, daß Kritik nicht willkommen ist.
Geschenke, Hilfsgüter, Geld – gerne und jederzeit.
Aber bitte keine kritischen Fragen. Keine Einmischung aus Deutschland.

Ich kann aber den Mund nicht halten, wenn ich solche Bilder sehe.
Selbst bei Danna sieht man die Rippen.



Also haben wir Mada gefragt.

Die eine Sache ist die, daß sie ein zweites Mal Mutter geworden ist.
Ich kann da ja persönlich nicht mitreden, aber was ich so mitkriege ist, daß so ein Knirps jede Menge Aufmerksamkeit braucht. Zumal Daniel nicht ganz gesund ist.

Das bedeutet, daß Mada nur ganz wenig Zeit in der Perrera verbringen kann.
Hinzu kommt, daß die Pfleger genau in der „heißen Phase“ der Schwangerschaft – kurz vor Daniels Geburt – gewechselt haben.
Mada hatte keine Möglichkeit die Leute gescheit anzulernen.

Sie hat sich nach Kräften bemüht.
Die Zeit, die Mada zur Verfügung stand, hat sie bestmöglich genutzt.
(Kastrationen wurden durchgeführt, unsere Körbchenfinder wurden reisefertig gemacht und dann waren da noch die Arbeiten am Auslauf).
Aber es hat einfach nicht gereicht.

Mada war zu selten in der Perrera und hat dann nur oberflächlich rüber geguckt.

Wir haben ihr die Augen geöffnet.
Und es war ihr sichtlich unangenehm, daß wir den weiten Weg machen mußten, damit sie die Probleme in der Perrera wahr nimmt.

Allerdings ist es für Mada nahezu unmöglich das Problem der abgemagerten und ausgemergelten Hunde allein zu lösen.
Denn es gibt nach wie vor Probleme mit dem Futter.

Das Ayuntamiento liefert nicht.
Und wenn doch Futter kommt, hat es ganz miese Qualität. Da könnten die Hunde gleich Pappe essen.

Mit diesem schlechten Futter muß Mada auch noch sparsam umgehen.
Damit die Hunde wenigstens was in den Magen bekommen, organisiert Mada trockenes Brot.



Also das geht so alles gar nicht.
Wir können nicht für Tausende von Euro da einen Auslauf hin stellen, und die Hunde haben Hunger.

So großen Hunger, daß sie einem fast die Hand abbeißen, wenn man Leckerlie verteilt.



Einzeln verteilen wie sonst ging gar nicht mehr.

Übel.
Wirklich übel.

Wer mich kennt weiß, ich würde das nicht so ausführlich erzählen, wenn’s nicht längst eine Lösung gäbe.

Natürlich eine Lösung, die ohne die Hilfe der Hundepaten und der KG’ler nicht umzusetzen ist.

Schwierig an der Lösung ist, daß das Ayuntamiento nicht von seiner Aufgabe befreit werden darf.
Das Rathaus ist verpflichtet, das Futter für die Perrera zu stellen. Das muß auch so bleiben. Denn wenn die einmal merken, daß es auch ohne ihr Futter geht, wird Mada nie wieder welches geliefert bekommen.
Die Kassen in Spanien sind nämlich mehr als leer.
Also wird das Futter vom Ayuntamiento – so wie bisher auch – morgens verfüttert.

ABER
Es wird schnellstmöglich eine zweite Fütterung organisiert.
Abends gibt’s eine zweite Ration – von KG finanziertes Futter. In einer besseren Qualität.
Die Säcke werden palettenweise gekauft und an einem „sicheren“ Platz gelagert. Sollte jemand vom Ayuntamiento in die Perrera kommen, darf da nämlich das „gute“ Futter nicht „Bergeweise“ liegen.
Logisch, oder?
Wo genau das Futter gelagert wird und wie genau die Organisation funktionieren wird, daran arbeitet Mada gerade.
Aus der Logistik muß ich mich raus halten.

Meine Aufgabe ist es, für die Finanzierung zu sorgen.
Grob überschlagen werden wir gemeinsam irgendwie 600 bis 700 Euro im Monat aufbringen müssen, damit die Hunde wieder gescheit gefüllte Mägen haben.
Bei 120 Hunden in der Perrera sind das 7 Euro Futterkosten im Monat. Eigentlich ein „Witz“, wenn ich das so formulieren darf.
Und doch zu teuer für Mada.

Zusätzlich zum Futtergeld müssen natürlich auch die Kastrationen weiter gehen.
Und ich muß auch weiterhin die Möglichkeit haben, kleinere Anschaffungen finanzieren zu helfen.
So zum Beispiel hat sich Mada weitere Metalleimer gewünscht.
Teilweise stehen immer noch die alten Plastikeimer rum.



Außerdem besorge ich schon mal Aluspray, Braunülen, Spritzen, etc. Die sind hier viel preiswerter als dort.

Wenn sich also noch der eine oder andere Hundepate finden lassen würde….
… unter den KG’lern
… unter den heimlichen Mitlesern
… unter den Mitlesern, die eigentlich schon immer mehr tun wollten, als sich nur unterhalten lassen…

Ab 5 Euro im Monat ist die Übernahme einer Patenschaft möglich.
Ein kleiner Hund wird davon satt.



Weitere Infos gibt’s in der Rubrik „Paten gesucht“.

Nachdem dieses große Problem geklärt war, konnten wir zum gemütlicheren Teil des Abends übergehen: Die Weihnachtsüberraschung.



Wie schon im vergangenen Jahr hatte ich auch diesmal wieder über’s Gästebuch um Weihnachtskarten für Mada gebeten.
Viele, viele KG’ler haben sich beteiligt.
Ganz herzlichen Dank.



Vorne rechts der Karton mit den dunklen „Karten“, das sind Flyer. Ich weiß nicht, ob man’s auf dem Foto erkennen kann.





Mada hatte sich die gewünscht. So kann sie bei den Tierärzten Werbung machen, im Restaurant ihrer Eltern was auslegen, bei allen anderen Aktivitäten den Leuten was in die Hand geben.
Eine von Madas Helferinnen (Mayte – ich weiß nicht, ob ich von ihr schon erzählt habe) hat den Flyer gebastelt.
Marion hat ihn drucken lassen.
Und Helene und ich haben die Ersten zur Bescherung mitgenommen.
Weitere liegen schon hier und werden schnellstmöglich folgen.
Als ich Mada die Zahl genannt habe (2.500 Stück) ist sie fast vom Stuhl gefallen.

Liebe KG’ler, ich hoffe es ist okay, daß ich vorher nicht davon erzählt habe. Dann wäre die Überraschung schwierig geworden. Denn Mada liest ja hier mit.

Jetzt möchte ich aufhören zu quatschen und einfach die Bilder der Bescherung wirken lassen.





Die Körbchenfinder aus 2011.



Im Kalender findet sie einige ihrer Hunde…



Und jede Menge Post…





Ich darf übersetzen…



Ein selbstgebackener Christstollen…



Und, und, und….



Anschließend setzen wir uns zusammen und sprechen über den Auslauf, den Helene und ich uns gleich nach unserer Ankunft angesehen haben.



Bilder können gar nicht beschreiben, wie großartig der Auslauf geworden ist.



Deshalb gibt’s Videos.
Einfach mal auf die Links klicken.

KG113

KG115

Im Augenblick sind die einzelnen Ausläufe (es gibt sechs) “nackig”.
Es gibt keinen Sonnenschutz.
Es gibt keinen Regenschutz.
An der Wasserversorgung wird gearbeitet.

Wir haben verschiedene Möglichkeiten andiskutiert.
Mada spricht jetzt mit den „Bauarbeitern“. Wir haben ja alle keine Ahnung, was technisch möglich ist und wie die Kosten sind.
Sobald ich mehr weiß, werde ich berichten.

Und dann?
Dann ist Mada noch lange nicht fertig.
Die Frau ist einfach großartig.
Jetzt fängt die Sache an – mir persönlich – so richtig zu gefallen.

Bisher war es immer so, daß KG die Wünsche der Leute vor Ort erfüllt hat.
Ein OP-Saal wurde eingerichtet, ein Welpencontainer wurde gekauft.
Und wenn ich dann dachte, wir können richtig Gas geben zusammen, hatte sich die Zusammenarbeit erledigt. Plötzlich waren meine Ansprüche "zu hoch".

Jetzt hat Mada von sich aus erzählt, daß sie gerne eine Kastrationskampagne starten würde. Ob wir bei der Finanzierung helfen können.
Sie meint nicht die Hunde in der Perrera, sondern die, die ein Zuhause haben. Wo sich die Menschen die Kastration aber nicht leisten können.

Außerdem sieht Mada, daß die medizinische Situation in der Perrera besser werden kann.
Sie möchte gerne eine Tierärztin (erinnert sich noch jemand an Clavino? – er hat bei ihr gelebt) bitten, regelmäßig in die Perrera zu kommen.
Im Augenblick ist es ja so, daß Madas Tierarzt nur zu Rüdenkastrationsaktionen kommt. Sonst muß Mada (oder ihre Helfer) die Hunde in die Praxis fahren.

Und dann…
Und dann…
Und dann…

Nachdem die Situation der Hunde in der Perrera (lassen wir das aktuelle Futterproblem außer Acht) nahezu perfekt ist, gibt Mada noch mal richtig Gas.

Das habe ich noch NIE erlebt.
Großartig.
Ich hoffe, alle KG’ler werden bei der Stange bleiben und Mada auf ihrem Weg weiter unterstützen.
Mada ruht sich nicht auf ihren Erfolgen und Lorbeeren aus. Sie tritt nicht kürzer, um sich um die Familie zu kümmern.
Nein, jetzt erst Recht!
Jeder kleine Erfolg motiviert sie, sich an größere Dinge heran zu trauen.

Hoffentlich gelingt es meine Begeisterung rüber zu bringen.
Man muß Mada einfach erlebt haben.
Sie ist echt ansteckend.

Trotzdem sind wir dann irgendwann hundskaputt ins Bett gefallen.
Da am nächsten Morgen wieder Regen angesagt war, haben wir uns erst später getroffen.(zumal es auch in Spanien im Augenblick später hell wird.)
Fotografieren war aufgrund der Lichtverhältnisse und des Zustandes der Hunde ohnehin nicht möglich.
Wir haben also weiter gesprochen. Ideen ausgetauscht. Nach Lösungen gesucht.
Ein wirklich GUTES Gespräch.

Anschließend ging’s zum Haus von Madas Eltern.
Hier hat sie ihr Lager.
Wenn ich Pakete schicke, dann immer hierher. Denn hier ist eigentlich immer jemand, der die Pakete annehmen kann.

Verständlicher Weise hatte Mada zuletzt wenig bis keine Zeit, die Pakete auszupacken.
Immer nur das Nötigste.
Sie hat Helene und mich gefragt, ob wir helfen können.



Klar können wir.
Auch die Mitbringsel der letzten Flüge wurden ausgepackt.



Anschließend haben wir im Lager der Perrera ein bißchen aufgeräumt.

Und wir haben dafür gesorgt, daß die Hunde eine zweite Portion Futter kriegen.



Nandi hat das übernommen.
Sie ist ja jeden Samstag und jeden Sonntag in der Perrera.



Im Patio sah’s anschließend ziemlich „winterlich“ aus.
Oder wie bei Hänsel und Gretel.



Anschließend hat auch Nandi (ihr Enkel Kevin hilft ja immer fleißig) ein paar Kleinigkeiten zu Weihnachten bekommen.



Mada hat übersetzt.
Nandi spricht ja nur Spanisch.



Vielen Dank im Namen von Nandi ganz herzliche Grüße soll ich ausrichten.



Und dann…
Dann war es Zeit den Auslauf einzuweihen.



Den Größten und die Verrückteste Perrerabewohner hatte ich mir ausgesucht.



Wegen des hohen Unterhaltungswertes hat Helene ein Video gedreht.

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Das ist doch mal ein Freudensprung.



Und weil bald Weihnachten ist, noch was zu gucken.

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Ein Blick auf die Uhr zeigt, wir haben noch ein bißchen Zeit.
Dann gönnen wir doch noch zwei Patenhunden den Spaß im Auslauf.



Und noch ein Video.

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Das Gefühl die Hunde so zu erleben ist einfach nicht zu beschreiben.

Liebe KG’ler, ich hoffe, die Videos können wenigstens einen kleinen Eindruck vermitteln, was da Großartiges entstanden ist.
Dank Eurer Hilfe.

Irgendwann war’s dann doch Zeit Abschied zu nehmen – für dieses Jahr.

Junior, wir drücken fest die Daumen, daß Deine Vermittlung klappt und Du der erste Körbchenfinder von 2012 wirst.



2012
Gönnen wir uns ein Schlückchen (am Flughafen in Sevilla), ein kurzes „Prost“ auf alles, was wir bisher gemeinsam in Almendralejo geschafft haben.



Und freuen wir uns auf das, was noch kommen mag.



Auf daß wir uns nicht vom geraden Weg zum gesteckten Ziel abbringen lassen – zum Wohl der Hunde.



13. Dezember 2011