Almendralejo

Ende November 2009

Nachdem sich die erste Aufregung ein bißchen gelegt hat, möchte ich die Perrera Municipal von Almendralejo und die Arbeit von Mada ein bißchen genauer vorstellen.
Schon seit vielen Jahren ist Mada im Tierschutz aktiv.
So ist es nicht weiter verwunderlich, daß sie 1997 einen Tierschutzverein gegründet hat, dem sie heute als Präsidentin vor steht.

Leider ist es bei unserem ersten Besuch in der Perrera nicht gelungen, ein gescheites Foto von Mada zu machen.
Das wird dann gelegentlich nachgeliefert.

Zurück ins Jahr 1997.
Damals sah die Perrera noch SO aus.


Es gab nur 9 kleine Zwinger für die Hunde.
Der hintere Teil dient als "Hundehütte", Schlafplatz und Rückzugsmöglichkeit. Der vordere Teil war gänzlich ohne Überdachung. Bei 40 Grad Celsius im Schatten während der Sommermonate nicht wirklich eine Freude für die Insassen.
So hat Mada als erstes organisiert, daß eine blaue Plastikplane über die Zwinger gespannt wurde.
Dann gab's wenigstens Schatten.

Der Boden der Perrea war nicht betoniert. Er bestand aus Sand und Erde.
Auf den ersten Blick hört sich das nicht dramatisch an.
Auf den zweiten aber wird einem klar, daß sich Urin und Kot mit dem Sand vermischt haben.
Die Zwinger waren überhaupt nicht sauber zu halten.
Und wenn's mal geregnet hat, war die ganze Perrera ein "Schlammloch".
Die Hunde waren naß und total verdreckt.
Das führte zu Erkältungen.
Und mögliche Interessenten haben schon nach dem ersten Blick beschlossen, daß sie von diesen dreckigen Perrera-Hunden keinen adoptieren werden.

Ursprünglich hatte Mada geplant ein eigenes Tierheim zu bauen. Sie wollte die Hunde aus der Perrera raus holen.
Dann jedoch hat sie umgedacht.
Warum nicht gleich das Übel an der Wurzel packen?
So hat sie einen Deal mit dem Rathaus ausgehandelt.
Die Verhandlungen haben sich natürlich ewig hin gezogen.

Heute ist es so, daß Madas Verein die Perrera im Prinzip leitet.
Das Rathaus stellt den Platz zur Verfügung.
Außerdem werden vom Rathaus drei Hundepfleger bezahlt, die die Tiere Montag bis Samstag in der Perrera versorgen.
Sonntags übernehmen Mada und ihr Mann Raffi den Job des Hundepflegers.


Über die Jahre wurde kräftig in die Hände gespuckt.

Erst einmal wurden provisorisch weitere Zwinger errichtet.


Damit wurde die Aufnahmekapazität gesteigert und erreicht, daß nicht mehr eingeschläfert werden mußte.


Im Jahr 2007, zehn Jahre nach Gründung des Tierschutzvereins, begannen die großen Bauarbeiten in der Perrera.


Da konnten die Hunde in den provisorischen Gehegen nur in Deckung gehen.


Neue Zwinger entstanden...


Der Boden wurde betoniert.


Die Perrera wurde von Grund auf restauriert.


Der Anblick, über den Dirk und ich uns ehrlich gesagt ganz schön erschrocken haben, ist ein riesiger Erfolg für Mada und ihr Team.
(Wir müssen wirklich lernen mit anderen Augen zu sehen).


Für das, was Mada bereits geleistet hat, verdient sie unsere absolute Hochachtung.

Seit Sommer 2009 (dieses Jahr) gibt es in der Perrera sogar Strom und damit heißes Wasser.


Die Badewanne steht in der Krankenstation der Perrera.
Außer der Badewanne gibt's da allerdings nicht viel zu bewundern.


Das heißt, links an der Wand gibt es tolle Quarantänezwinger.
Aber ein Behandlungstisch ist nicht vorhanden.
Es gibt keine gescheite Lampe.
Es gibt eigentlich, wenn man ganz ehrlich ist, NICHTS.

Dabei hat Mada einen tollen Tierarzt, der gerne bereit ist in der Perrera zu kastrieren.
Bisher fehlen aber einfach noch die Möglichkeiten.
Ich denke, es ist die Aufgabe von KG, bei der Schaffung dieser Möglichkeiten zu helfen.

Setzen wir unseren Rundgang durch die Perrera fort.
Hier ein Blick auf den Krankentrakt.


Links davon gibt's noch mal einen kleinen Raum mit zwei Quarantänezwingern.

Hier hat während unseres Aufenthalts eine läufige Galga Zuflucht gefunden.


Nachdem wir einige dicke Decken mitgebracht haben, hatte es die Dame - wenn schon in Einzelhaft - wenigstens gemütlich.
Auch wenn sie noch ein bißchen skeptisch guckt.


Die Krankenstation und der Nebenraum befinden sich im großen Patio.

Hier ein Foto, wenn man direkt neben dem Nebenraum steht.


So sieht's aus, wenn man quasi vor der Krankenstation steht.


Links über diese Rampe kommt man vom vorderen Perrerateil (mit den Zwingern) in den Patio.

So sieht's aus, wenn man gerade die Rampe runter guckt.


Der Patio, und der Teil mit den Zwingern werden durch diese Tür rechts von einander getrennt.


Die Dame in Rot ist übrigens Rita, unsere Übersetzerin.
Mada hatte sie um Hilfe gebeten.
Auch ihr an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.

Doch zurück zur Tür.
Das Schloß funktioniert nicht.
Natürlich kann man die Tür abschließen - dann ist sie zu.
Aber wenn man hin und her laufen will - einer ist drinnen, einer ist draußen - funktioniert das mit dem Abschließen nicht.
Dann braucht man jemand, der "Türhalter" spielt.


Auch da muß also etwas passieren.

Denn wenn man mit einem Sack Futter in den Patio will, kommen einem die ganzen Hunde, die zur Zeit im Patio wohnen, entgegen.

Es ist also nichts selbstverständlich in der Perrera.

Wobei eigentlich der Patio als "Spielplatz" für die Hunde gedacht war, die in den kleinen Zwingern wohnen.
Daß dort Hunde auf Dauer leben, war nie geplant.


Doch die kleinen Zwinger sind voll.


Übervoll...


Das ist der "Preis" dafür, daß nicht eingeschläfert wird.

Natürlich kommt es immer wieder zu Beißereien.


Womit wir dann wieder beim Tierarzt und der nicht vorhandenen Ausstattung der Krankenstation wären.
Der Tierarzt würde in die Perrera kommen, um die Hunde zu behandeln.
Aber er kann dort nicht arbeiten.

NOCH nicht

Ich habe bereits mit Mada besprochen, daß sie sich um die Anschaffung eines Behandlungstisches und einer Lampe kümmert, damit die Krankenstation einsatzbereit wird.
Denn es muß unbedingt in der Perrera kastriert werden.


Bisher ist so gut wie kein Hund kastriert.
Das bedeutet, die Hündinnen werden trächtig.
Sie bekommen ihre Welpen.
Die Welpen werden direkt nach der Geburt eingeschläfert.

Hunde, die vor Ort vermittelt werden, werden nur mit einem Schutzvertrag abgegeben. In diesem Verpflichten sich die neuen Besitzer die Kastration durchführen zu lassen.
Laut Madas Aussage wird das auch gemacht.
Denn in der Region beginnen die Menschen so langsam ein bißchen umzudenken.
Und daß, obwohl Almendralejo in der ärmsten Region Spaniens liegt - in Extremadura.


Den Namen kennt hier in Deutschland so gut wie niemand.
In blau ist Andalusien umrahmt, damit man so ungefähr eine Vorstellung hat, wovon ich rede.
Und im Augenblick sieht's auch so aus, als ob Sevilla (in Andalusien) der Flughafen der Wahl wäre, also quasi unser "Tor nach Almendralejo".
Das sind oneway etwa 170 Kilometer.
Ganz schön weit.
Da aber "Über-Land-Auto-Massen-Transporte" mit mir nicht in Frage kommen, weil ich sie einfach nicht für "hundgerecht" halte, müssen wir die Fahrerei wohl in Kauf nehmen.
Allerdings recherschiert Mada noch, ob nicht ein Flughafen in der Nähe auch als Möglichkeit in Betracht kommt.
Warten wir ab, was dabei raus kommt.

Aber zurück in die Perrera.
So sieht das Büro aus.


Es dient in einem als Futterlager.


12 große Säcke werden jede Woche verfüttert.
Die Kosten übernimmt das Rathaus.

Da es jetzt Strom gibt, müssen wir zum nächsten Sommer unbedingt solche "elektrischen Fliegenfänger" organisieren.
Mada will aber vorher gucken, was die Dinger vor Ort kosten.
Denn wenn sie dort preiswerter sind, ist es unsinnig, sie hier zu bestellen und dann auch noch "da runter" zu transportieren.


Noch ein paar Worte zu den Insassen der Perrera.

Manche Hunde leben schon seit JAHREN dort.

Da ist Hund dann bei ein bißchen Aufmerksamkeit total "aus dem Häuschen".
Es ist wirklich wichtig, daß die Hunde kastriert werden und das hormongesteuerte Verhalten ein Ende hat.


Für diese Langzeitinsassen ein Zuhause in Deutschland zu finden wird sicher nicht einfach.
Erst recht, wenn eine leichte Behinderung der Hinterbeine dazu kommt.


Da werden wir uns dann wieder auf die Suche nach Paten machen.

Wobei es vermutlich, da muß man ganz ehrlich sein, kaum möglich sein wird die Lebensqualität des einzelnen Hundes zu verbessern.
Denn die Zwinger sind einfach so klein, wie sie sind.


Aber alle Hunde werden geimpft, entwurmt und gespottet.
Da können die Paten bei der Finanzierung helfen.

Zumal manche Hunde so unsicher sind, daß es vielleicht gar nicht möglich sein wird, sie zu vermitteln.
Lieber rein in den Zwinger als zum Fotoshooting draußen bei den fremden Menschen anzutreten.


Wir werden's natürlich trotzdem versuchen.
Aber wer sich nicht anfassen lassen will, hat eher schlechte Karten.


Und dann sind da natürlich auch noch die hoffnungslosen Hunde-Senioren.


Für diese Hunde werden wir nur Kleinigkeiten tun können.
Wie zu Beispiel dafür zu sorgen, daß sie sich beim Fressen nicht mehr verletzen können.


Diese Näpfe werden jetzt schnellstmöglich ausrangiert.


Neue habe ich bereits bestellt.
Dank einer KG'lerin haben wir einen absoluten Schnäppchenpreis bekommen.


Das ist doch immerhin schon mal ein kleiner Anfang.

So viel gäbe es noch zu erzählen.


Doch ich glaube, jetzt ist es erst mal vorrangig, daß die Körbchensucher online gehen.


Denn kein einziger Hund wird ein neues Zuhause finden...


... wenn niemand weiß, daß er ein Zuhause sucht.




24. November 2009