Almendralejo

Oktober 2013 - "Der gute Pfleger" fehlt...

Wieder einmal eiere ich herum, wenn es um die Perrera von Almendralejo geht.
Schon vor ein paar Tagen habe ich die Paten über die Zustände vor Ort informiert.
Jetzt stehe ich vor der Frage: Was erzähle ich KG-Land?
Die Wahrheit natürlich.
Nichts als die Wahrheit.
Aber wie viel Schaden füge ich den Hunden in Almendralejo zu, wenn ich tatsächlich die Wahrheit erzähle?
Oder reagiere ich mal wieder über, wie Helene meint, und steigere mich hinein? Ist alles gar nicht so schlimm?

Ja, Helene hat mich am 26. – 27. Oktober nach Almendralejo begleitet.
Der Umgang mit den Hunden war wie immer ausgesprochen herzlich.



Der Umgang mit Mada ist sachlich.
Mehr ist allerdings von meiner Seite auch nicht mehr erwünscht.
Ich mache meinen „Job“ in der Perrera von Almendralejo. Im Interesse der Hunde.

Recht schnell jedoch ist aufgefallen, daß seit meinem letzten Besuch vor Ort einige Leute ihren Job nur mäßig gemacht haben.

Wie bei meinem allerersten Besuch vor Ort – im November 2009 – sind kaputte Wasser- / Futterschüsseln in Gebrauch.
Über das Verletzungsrisiko brauchen wir denke ich nicht reden.



Mada hat noch Schüsseln. Reichlich. Nagelneu.

Nach meiner Rückkehr habe ich eine Mail geschrieben und Mada auf diverse Dinge angesprochen. Auch auf die Schüsseln.

Mada versucht mich zur beruhigen.
Diese Woche hat sie wenig anderes zu tun, so daß sie die ganzen kaputten Schüsseln austauschen will.

Auch die „Beschriftung“ an den Zwingern, welcher Hund wo lebt, ist vergilbt, kaputt, nicht mehr vorhanden.



Darauf angesprochen beruhigt mich Mada erneut.
Gerade hat sie jede Menge neuer Karteikärtchen gebastelt.



Im Lager (ich hab’s nicht fotografiert) sieht’s chaotisch aus. Es sind Mäuse eingezogen, die sich am Hundefutter die Mägen voll schlagen. Außerdem dient das Lager als Wäschetrockenraum. Was dazu führt, daß sicher zusätzlich zu den Mäusen bald der Schimmel dort heimisch ist.
Erneut beruhigt mich Mada.
Der Trockner ist kaputt und sie will sich schnellstens drum kümmern.
Und wegen der Mäuse ist sie auf der Suche nach einem Ultraschallgerät, das die Mäuse vertreibt.
Sie arbeitet daran.

Auch daran den Auslauf, den die KG’ler gemeinsam mit der Galgo -Orga finanziert haben, wieder in Ordnung zu bringen.
Er sieht sehr… benutzt aus. Schon eine ganze Weile ist der Kot nicht mehr abgesammelt worden.

Auch daran arbeitet Mada.
Im Oktober war der „gute Pfleger“ in Urlaub, so daß der „schlechte Pfleger“….
Außerdem hat Mada einen weiteren Mann engagiert, der aber auch nicht….
Aber jetzt ist der „gute Pfleger“ wieder da.
Und ab jetzt wird alles wieder sauber sein.

Zudem werden die Hunde, die futtermäßig in der letzten Zeit zu kurz gekommen sind – wie Justin…



und Jairo…



… wieder separat gefüttert.

Der „gute“ Pfleger macht das.

Auch Chata und einige andere langhaarige Hunde sind nur noch Haut, Knochen und Haare. Man sieht’s nur nicht so.



Ich habe nachgefragt, ob Geld für Futter fehlt.
Nein, das ist nicht das Problem.
Die Hunde werden einmal täglich gefüttert und das Ayuntamiento bezahlt das Futter.
Auf die Frage, warum nicht zwei Mal am Tag gefüttert wird, wenn doch so viele Hunde so dünn sind, kommt die Antwort: Dazu haben wir nicht die Zeit. Alle Hunde noch mal zu füttern dauert über eine Stunde extra. Außerdem müssen sie dann noch mehr Kot absetzen, der ja dann auch wieder entfernt werden muß, was wieder Zeit kostet.
Und so viele Hunde sind ja gar nicht zu dünn.
Nur einige.

Wenn der „gute“ Pfleger jetzt wieder da ist, dann kommt das schon in Ordnung.

Der „gute“ Pfleger… scheint seinen Job wirklich gut zu machen.
Heute hat Mada dieses Foto geschickt.



Der Patenbrief ist natürlich schon ein paar Tage alt.
Nach der Lektüre schrieb mir eine KG’lerin:
+++Ich bin doch ein wenig überrascht, über die Infos in dem aktuellen Patenbrief. Worüber reden wir eigentlich und warum stecken Sie so viel Arbeit in den Tierschutz, wenn die Hunde nicht genug zu fressen kriegen? Und zwar, weil keine Zeit da ist. Falscher Tierschutz.+++

Natürlich hat Mada viel um die Ohren.
Sie ist Mutter von zwei kleinen Kindern.
Sie hat einen Job.
Der Haushalt will erledigt werden.

Sie hat die von KG finanzierte Ausstellung über die Arbeit ihres Vereins mal wieder auf „die Straße“ gebracht.



Diesmal steht sie im "Haus der Jugend".



Außerdem hat sie eine Vereinbarung mit einer „Ausbildungsstätte für Tierarzthelfer /-innen“ und „Fortbildungsstätte für Tierärzte“ getroffen.
Ich mag nicht Universität sagen, weil ich nicht weiß, ob es eine ist.



Jedenfalls sind den ganzen Winter über Tierärzte in der Perrera, die Behandlungen durchführen, zum Teil auch kastrieren.



Das alles hat Mada organisiert.

Doch wenn der „gute“ Pfleger nicht da ist….

Außerdem haben einige Hunde die Perrera von Almenralejo im letzten Monat verlassen.
Da gibt’s jede Menge Papierkram zu erledigen.
- 1 Hund ist (via Straßentransport) nach Frankreich gegangen
- 6 Hunde sind zur Galgo- Orga gefahren
- 3 Hunde sind quer durch Spanien verschickt worden
- 3 Hunde sind in Pflegestellen gegangen
- 3 Hunde sind nach KG-Land geflogen
- 4 Hunde sind von ihren Eigentümern wieder abgeholt worden
- 12 Hunde sind vor Ort adoptiert worden

Mada betont, wie viel Schreibarbeit das ist.
Wobei zumindest die KG-Hunde keinen allzu großen Schreibaufwand bedeuten. Mada muß lediglich kontrollieren, daß der Tierarzt den Impfpaß korrekt ausgestellt hat.
Und für die Vermittlungen vor Ort gibt’s ein Formular, in das die Daten des Hundes und des Adoptanten eingetragen werden.
Aber der Schreibkram läppert sich natürlich.

Zumal Mada ja nicht nur mit der Galgo- Orga und mit mir mailt, sondern auch mit den beiden Podenco-Orgas aus Holland und der Mastin- Orga aus Frankreich.

Wobei nicht nur Podencos und Mastins an diese Orgas „verteilt“ werden, sondern auch solche kleinen Mädels.



Mir persönlich ist es mittlerweile egal, ob Mada sich an die ursprüngliche Absprache hält oder nicht.
Ich bin froh über jeden Almendralejo- Hund, für den KG nicht „zuständig“ ist.
In Santiago warten wirklich genug Hunde auf Hilfe.
Und da kümmert sich außer KG keiner.

Aber zurück nach Almendralejo.

Was mir nicht egal ist, ist der Zustand der Zäune im Auslauf.







Die sind an manchen Stellen schon so kaputt, daß sich die ersten Hunde verletzen.
Leslie mußte genäht werden.



Gut, daß die Tierärzte zufällig gerade in der Perrera waren.



Nebenbei bemerkt: Die Behandlungen, die die Tierärzte und ihre Azubis durchführen, sind für Mada kostenfrei.
Auch Zahnsanierungen (wie hier bei Denco) werden gemacht.



Allerdings arbeiten die Tierärzte recht gemächlich.
Pro Wochenende schaffen sie vielleicht zwei bis drei Kastrationen, so daß Madas „normaler“ Tierarzt auch weiterhin zum Einsatz kommen muß.

Aber ich verplappere mich schon wieder.
Zurück zum Auslauf.
Mada hat das Ayuntamiento darüber informiert, daß einige Stellen im Zaun dringend ausgebessert werden müssen.
Der Machendrahtzaun ist nicht stabil genug.
Es muß ein Material verwendet werden, wie bei der Tür (die auch unbedingt mal eine Dose Farbe bräuchte, damit sie nicht durchrostet).



Das Ayuntamiento hat zugesagt die schadhaften Stellen auszutauschen und auch die Kosten zu übernehmen.
Doch das ist ja nur Flickwerk.
Die nächste Verletzung ist vorprogrammiert.
Und ob es hält, wenn man für einen Abschnitt zwei verschiedene Materialen verwendet…
Sinnvoll wäre es abschnittsweise die kompletten Zäune auszutauschen.
Deshalb habe ich Mada gebeten mal Preise einzuholen.
Abschnittsweise.



Ich hoffe, man kann’s erkennen.

Mada will das tun, erinnert aber daran, daß sie Geld braucht für:
- die Kastrationen der Hunde in der Perrera, die die Tierärzte vom Ausbildungsteam nicht schaffen
- die Kastrationen der Hunde, die als Welpe vermittelt wurden
- die Microchips
- die Impfpässe
- Medikamente
- um Halsbänder zu kaufen (alle die KG geschickt hat sind angeblich kaputt)
- um Leinen zu kaufen (alle die KG geschickt hat, sind angeblich kaputt)
- kleinere und größere Arbeiten in der Perrera
- und, und, und…

Und außerdem will sie Hütten kaufen für die Hunde, die im Patio leben.
Die Hunde, die dann tagsüber in den Auslauf umziehen und eine Parzelle besetzen.
Mada hat nicht vor – wie ursprünglich angedacht – den Patio nachts unbesetzt zu lassen.

Dabei hat sie eigentlich Platz in den kleinen Zwingern.
„Nur“ 120 Hunde leben im Augenblick in der Perrera von Almendralejo.

Trotz der guten Zahl lebt eine Gruppe immer im Auslauf.
Sie besetzt eine zweite Parzelle.



Die verbliebenen vier Parzellen werden tagsüber nach einem System von Hunde- Gruppen oder einzelnen Zwingern benutzt, das für mich nicht nachvollziehbar ist.
Mada versichert aber, daß jeder Hund ein bis zwei Mal am Tag in den Auslauf kommt.
Wie lange er dort ist, darüber haben wir nicht gesprochen.

Gleichzeitig hat Mada deutlich gemacht, daß die Anzahl der Parzellen nicht reicht.

Die Hunde, die im Patio leben, gehen in den Auslauf.
Die Hunde, die in den kleinen Zwingern im Patio leben, sollen eigentlich tagsüber im Patio laufen.
Das geht aber nicht, weil die Hunde, die im Klinikbereich leben – die frisch Kastrierten...



... oder die Klitzekleinen…



… sich ja auch mal die Pfoten vertreten müssen.

Deshalb gibt’s die Überlegung den Patio mit einem stabilen Zaun noch mal zu teilen.
Und zwar genau hier.



Ein stabiles Gitter soll von Ecke zu Ecke gezogen werden.
Aus dem gleichen Material, wie rechts die Gitter am Zwinger sind.
In der Mitte soll eine Tür rein.
(Hoffentlich ist mein Gekritzel verständlich).



Dann können die Klinik-Hunde im Patio laufen und einige Patio-Zwinger-Bewohner auch.
Das halte ich für sinnvoll, so daß wir für diese Euronen demnächst eine Extra- Sammlung starten werden.

Natürlich habe ich Mada deutlich gemacht, daß ich mit dem Zustand der Perrera – und einzelner Hunde – nicht glücklich bin.
Auch habe ich deutlich gemacht, daß ich nicht alles für gut heiße, was sie so tut.

Aber es ist ihre Perrera.
Sie macht, was sie will und wie sie will.
Wir haben keinerlei Mitspracherecht.
Wir können lediglich entscheiden, ob wir sie bei Ihrer Vorgehensweise unterstützen oder nicht.
Oder anders formuliert: Ob wir ihre Arbeitsweise bezahlen oder nicht.
Von den anderen Orgas (die Galgo-Orga ausgenommen) kommt keine Hilfe für die Arbeit vor Ort. Es werden lediglich einzelne Hunde vermittelt. (Wobei ich mich für jeden Hund freue, der die Perrera von Almendralejo gegen ein gutes Zuhause eintauschen kann).

Für mich persönlich kann ich sagen: Ich werde den Hunden von Almendralejo so lange unter die Pfoten greifen, wie Mada mich läßt und ich es körperlich und geistig schaffe.
Das bin ich ihnen schuldig.



Einmal im Quartal werde ich die Hunde vor Ort besuchen.
Shuttelflüge sind natürlich jederzeit machbar, wenn Hunde nach KG-Land vermittelt sind.

Auch in Zukunft wird jeder Cent, der für die Körbchensucher in Almendralejo auf dem KG-Konto landet, auch für die Körbchensucher in Almendralejo verwendet.
Und zwar so, wie ich es nach bestem Wissen und Gewissen für am Notwendigsten erachte.
Zum Wohl der Hunde.

Außerdem verspreche ich hoch und heilig, auch in Zukunft die Wahrheit über die Perrera von Almendralejo zu erzählen.
Selbst dann, wenn sie nicht schön ist.

Ich kann nur hoffen, daß diese Aussage reicht, damit die KG’ler auch in Zukunft den Hunden in der Perrera von Almendralejo helfend die Pfote halten.



5. November 2013