Almendralejo

Besuch Ende Januar 2010 - Es gibt viel zu tun

Der erste Besuch in Almendralejo in 2010 begann mit ungewöhnlichen Schwierigkeiten.
Vollsperrung des Kölner Flughafens wegen Schnee.


Okay, es war der 30. Januar. Man könnte mit Winterwetter rechnen. Aber nachdem eineinhalb Stunden gar nichts ging, wurde ich dann doch kribbelig. Denn niemand konnte mir sagen, ob mein Anschlußflug von Mallorca nach Sevilla auch verspätet war oder warten würde.
Es hat aber alles gut geklappt.

In Sevilla habe ich mir dann einen Mietwagen genommen, um die 180 km nach Almendralejo zurück zu legen.
Eine Zeit lang bin ich hinter diesem Rudel her gefahren.


Natürlich kostet ein Mietwagen extra Geld.
Aber wenn man dagegen rechnen, welche Zeit das Mada erspart…
Sie braucht zwei Stunden von Almendralejo nach Sevilla.
Muß dann warten, bis ich samt Gepäck aus dem Flughafen komme.
Dann noch mal zwei Stunden zurück.
Und auf dem Rückweg das selbe Spiel.
Insgesamt hat Mada fast 12 Stunden Zeitersparnis.

Außerdem haben wir nur einmal Spritkosten, weil ja nur einmal hin und her gefahren wird und nicht doppelt.
So gesehen rechnet sich der Mietwagen.
Und da überall auf der Autobahn Geschwindigkeit 120 ist, kann ich nach dem Flug auch ein bißchen durchschnaufen.


In Almendralejo angekommen haben wir uns bei Madas Eltern getroffen.
Hier hat Queco Unterschlupf gefunden.


Er lebt dort in einem großen „Hinterhof“, mit zwei Hundekumpels zusammen. Niemand arbeitet mit ihm, er lernt nicht Leine laufen und geht auch nicht Gassi. Aber zumindest passiert ihm nichts.
Das ist nämlich das größte Problem im Augenblick in der Perrera.
Dazu später mehr.

Nach dem Besuch bei Queco ging’s ans auspacken und sortieren der Hilfsgüter.


Mada sagt aus ganzem Herzen Danke.
Sie ist schon seit mehr als einem Jahrzehnt im Tierschutz in Almendralejo engagiert. Aber so was ist ihr bisher noch nicht passiert.

Da es dunkel wurde, sind wir Samstag Abend nicht mehr in die Perrera gefahren.
Zwar ist dort Licht, aber zum fotografieren reicht es nicht und wir machen ja doch nur die Hunde verrückt.

Also haben wir uns zusammen gesetzt und Pläne geplant.
Auch dazu später mehr.

An dem Abend habe ich Mada ausgefragt, wie ihre bisherige Zusammenarbeit mit ausländischen Orgas funktioniert.
Sie hat ja eine Dame in der Schweiz, die ihr immer wieder ein paar Hunde ab nimmt.
Außerdem gibt’s eine Orga, die sich um die Galgos kümmert.
Und daß schon seit vielen Jahren.
Trotz der langjährigen Zusammenarbeit ist der Zustand der Perrera so, wie er ist.
Ich wollte wissen warum.

Was ich jetzt erzähle ist bitte ein bißchen mit Vorbehalt.
Denn Mada und ich unterhalten uns mit Händen, Füßen und Englisch. Da ich eigentlich „Mathematiker und Naturwissenschaftler“ bin, kann man sich vorstellen, wie mies meine Sprachkenntnisse sind.
(Deshalb ist es auch so wichtig, daß ich regelmäßig vor Ort bin, um die Hunde selbst kennen zu lernen. Dann gibt’s da nämlich keine Mißverständnisse).

Aber zurück zu Madas Tierschutz- Kontakten.
Außer KG war wohl noch nie jemand aus dem Ausland in der Perrera.
Die Leute lassen sich die Hunde immer nur schicken.

Das bedeutet: Mada impft, chipt, kastriert, entwurmt, spottet. Das kostet Betrag X.
Dann werden die Tiere „auf einen Transport“ geschickt – über den Landweg, viele, viele Stunden in einer Transportbox oder einem Käfig.
Erst mal geht’s in Spaniens Norden. Und von da aus dann weiter.
Mada bezahlt dem Transporteur Betrag Y und verläßt sich darauf, daß die Tiere gut behandelt werden und der Transporteur für die ordnungsgemäße Anmeldung des Transportes bei den zuständigen Behörden sorgt.
Irgendwann kommen die Tiere dann am Bestimmungsort an – und werden weiter vermittelt.

Für Mada war das bisher der einzige Weg, den Hunden ein Leben im Ausland zu ermöglichen.

Mada erhält Betrag X, den sie in die medizinische Versorgung des Hundes investiert hat, zurück.

Betrag Y, den der Transport gekostet hat (ca. 50 Euro), muß sie selbst irgendwie aufbringen.

Die wenigen Spenden oder Mitgliedsbeiträge, die Mada erhält, werden also nicht in die Perrera investiert, sondern in die Reise der Hunde.

Die Hilfe, die Mada bisher aus dem Ausland bekommen hat, bestand also „nur“ darin, Hunde zu vermitteln.
Aber niemand hat Mada finanziell unterstützt oder versucht die Situation vor Ort zu verbessern.

Das muß Mada selbst irgendwie organisieren.
Dabei ist sie äußert einfallsreich.

Am Abend bevor ich gekommen bin, fand ein Benefizkonzert statt.


Die Band – Freunde von Mada – haben kostenfrei gespielt.
Die Location gehört ebenfalls Freunden von Mada und wurde kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Knapp 200 Leute waren dort – Eintritt 1 Euro – macht 200 Euro für Madas Tierschutzverein.
Ermöglicht vier Hunden die Reise ins Ausland.
Aber dann ist noch kein Cent in die Perrera geflossen.
Und man kann auch nicht ständig ein Benefizkonzert veranstalten.

Natürlich fragt man sich, warum Mada sich auf den Deal einläßt.
Ganz einfach, damit die Hunde eine Chance haben, die Perrera zu verlassen.
Denn die kleinen Zwinger sind einfach total überfüllt.


Alle warten darauf, daß die Tür auf geht.


Einmal am Tag für ein paar Minuten Auslauf.


Dann werden die Näpfe gesäubert.


Und die Zwinger ausgespritzt – was dringend notwendig ist.


In vielen Zwingern sind unsere Näpfe schon im Einsatz.


Aber nicht überall.


Mada sagt, sie schmeißt die Näpfe erst dann weg, wenn sie wirklich gar nicht mehr zu gebrauchen sind.
Ich habe gesagt, ich schicke mehr, wenn sie noch braucht.
Aber Mada hat abgelehnt. Sie hat noch einen Stapel Näpfe zuhause, die sie dann, wenn wirklich Bedarf ist, einsetzt.

Mada sorgt vor für schlechte Zeiten.
Ich kann’s verstehen.

Was mich bei diesem Besuch – es war ja schon mein zweiter in der Perrera – am meisten erschreckt hat war die Farbe rot.
Viele Hunde haben Zeichen von Beißereien.
Manchmal nur klein, wir hier bei Monti.


Manchmal ordentlich und frisch, wie bei Benny.


Da wird dann gleich verarztet.


Manchmal kommt aber auch jede Hilfe zu spät.
So wie bei Odie, für den wir nun kein Körbchen mehr finden müssen.


Seit Januar 07 hat er in der Perrera gelebt.
Jetzt war Hilfe in Sicht – doch sie kommt zu spät.

Ich weiß, daß in Almendralejo viele große Hunde leben, viele unscheinbare Hunde.
Und auch viele Hunde, die furchtbare Erfahrung mit uns Menschen gemacht haben.


Was hat ein Hund erlebt, wenn er sich so verbiegt, so bald eine Hand nach ihm greift?

Aber es gibt auch Hunde, die total freundlich sind. Die sich nach Kontakt zum Menschen sehnen.


Sollen sie weiter hinter Gittern sitzen, nur weil sie nicht im vergangenen Jahr geboren sind?

Natürlich ist es schwieriger für mittelalte, vielleicht schwarze Hunde ein Zuhause zu finden.


Um so wichtiger ist, daß wir alle gemeinsam versuchen für diese Hunde ein Körbchen zu finden.

So bald sich die Aufregung nach dem GC- Bericht in Tiere suchen ein Zuhause ein bißchen gelegt hat, werde ich auch weitere Aushänge basteln.
Es hängt an uns allen, ob auch die Langzeitinsassen irgendwann ein Körbchen finden.


Bis der Umzug ins neue Körbchen an steht, müssen wir die Situation vor Ort verbessern.
Es müssen weitere Zwinger / Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden.
Darüber gilt es mit Mada weiter Pläne zu planen.

Die Klinik muß in einen funktionstüchtigen Zustand gebracht werden.
Die Vorbereitungen laufen.
Mehr dazu später.

Mit den Paletten ist ein erster Schritt in Richtung von ein bißchen Komfort getan.


Denn die Hunde liegen nicht mehr auf blankem Beton – es ist also nicht mehr so kalt von unten.

Allerdings werden die Decken ganz schnell dreckig und naß.


Womit wir dann wieder beim Thema Waschmaschine wären.

Diese soll ein Plätzchen im Klinikbereich bekommen, wo bereits der Behandlungs- Tisch eingetroffen ist.


Die Lampe und der Tropfständer stehen oben auf der Ablage.
Denn wenn man sie auf dem Boden stehen läßt, sind sie sofort voll Urin.

An der linken Seite befinden sich ja die Quarantäne- Zwinger.
Der Urin läuft aus den Zwingern und sammelt sich in der Mitte des Raumes.


Da braucht man natürlich keine Waschmaschine hin stellen.

Hinzu kommt der Gestank.
Denn Fenster und Tür müssen geschlossen bleiben, damit die Hunde aus dem Patio draußen bleiben.

Das geht alles gar nicht.

Erst mal habe ich zugesagt, daß wir ein Gitter für die Fenster finanzieren.


Das Problem hat Raffa, Madas Mann, dann ganz preiswert gelöst.
Mit einem Drahtgitter aus dem Baumarkt.


Hoffen wir, daß es hält.

Außerdem hat Mada ein paar Handwerker aufgetrieben, die zusätzlich zur Lüftungsmöglichkeit dafür sorgen, daß der Urin gleich da hin fließt, wo er hin gehört.


Die Jungs waren fleißig.


Sieht gut aus, oder?


Muß natürlich noch trocknen.


Hier mal die Rechnung für die Bauarbeiten.


Jetzt ist der Weg frei für eine Waschmaschine.
Ich habe bei Mada schon grünes Licht zum Kauf gegeben.
Damit dieser Winzling, der sicher bald vor Ort ein Zuhause findet, ein sauberes Bettchen behält.


Auf dem Rückweg hat Wally mich begleitet.


Weitere Hunde werden ihm hoffentlich bald folgen.
Vorausgesetzt, wir alle helfen den Weg zu ebnen.


18.Februar 2010