Almendralejo
Der heiße Herbst 2010
Der August ist auf dem spanischen Festland der „Siesta- Monat“.
Da liegt man einfach so rum – wie Homer.
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Kein Wunder, bei den Temperaturen abends um viertel nach 9.
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Natascha, die mich erstmals nach Almendralejo begleitet hat, war ganz schön platt – sehr zu Lunas Freude.
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Während sich Natascha von der Anreise erholt hat – allein all die Sachen in den Mietwagen zu kriegen ist eine Kunst für sich…
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… und wegen dieses Schildes auf der Autobahn…
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…. geht’s nie so richtig voran.
Also jedenfalls, während Natascha stürmisch von Ava in der Perrera begrüßt wurde…
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… habe ich mir die neuen Zwinger angesehen.
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Die kannte ich in „fertig“ und bewohnt ja auch noch nicht.
Auf einen ersten, flüchtigen Blick (den hier Bossi riskiert) sieht’s super aus.
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Aber wenn man genauer hin schaut, erkennt man ein Problem.
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Der Boden im Zwinger ist flach. Oder eben.
So bleiben sämtliche Flüssigkeiten im Zwinger – Urin, umgeworfene Wassernäpfe, Regen – alles.
Mada muß die Brühe – mit tatkräftiger Unterstützung - mittels Abzieher aus dem Zwinger…
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… Richtung Abfluß befördern.
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Das ist nicht nur ein blöder Job – auf die Tour werden auch mögliche Krankheitserreger gleichmäßig verteilt.
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Das geht so alles irgendwie gar nicht.
Guter Rat ist teuer.
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Ein neuer Boden muß her.
Mit einer schiefen Ebene.
Ich habe die Hilfe von KG zugesagt.
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Abends haben wir die Einzelheiten besprochen.
Und während ich dann in tierischer Mission auf Teneriffa unterwegs war, mußten die Hunde aus den neuen Zwingern alle wieder ausziehen.
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Denn Mada hat gleich die Bauarbeiter beauftragt…
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… die „schiefe Ebene“ zu bauen.
Wieder Chaos in der Perrera.
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Es wurde aber nicht nur der Boden angeschrägt und zur leichteren Reinigung gefließt.
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Es wurde auch eine Abflußrinne konstruiert, damit die Brühe direkt in der Kanalisation verschwindet, statt noch durch die halbe Pererra zu laufen.
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Natürlich war das nicht gerade billig.
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Aber es hat sich gelohnt.
Mada ist sehr zufrieden.
Im Oktober werde ich mir selbst ein Bild machen.
Apropos Bild…
Bilder machen in Almendralejo ist ein gefährlicher Job. Das hat auch Natascha feststellen müssen.
Sie wurde prompt „umgeboxert“.
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Doch neben den umwerfenden Augenblicken, gibt es auch traurige Momente.
Bruno…
Ein Beispiel für Leishmaniose wie aus dem Lehrbuch.
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Die Ohren „knusprig“. Die Nase. Die Augen.
Symptome wohin man schaut.
Mada hat auf mein Bitten hin einen Test gemacht, der meine Befürchtung bestätigt hat.
Sie hat Bruno eingeschläfert.
Niemand hätte ihn adoptiert.
Sein Charakter war ohnehin schwierig.
Und mit LM – nicht nur positiv, sondern erkrankt – keine Chance.
So ist in seinem Zwinger ein neuer Platz frei.
Die Realität ist bitter.
Man kann sich kurz trösten lassen.
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Doch dann geht’s weiter.
Fotos müssen gemacht werden – was auch nicht unbedingt einfach ist.
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Hunde müssen vermessen werden – was genau so schwierig ist.
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Kevin hat sich königlich amüsiert.
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Bossi braucht sogar eine extra Abkühlung.
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Dann wird es Zeit einen Blick in den Krankentrakt zu werfen und die Patienten kennen zu lernen.
Mika, die nach einem Autounfall das Vorderbein übel gebrochen hatte.
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Sie läuft schon wieder ganz prima.
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Kastriert ist sie auch schon.
Doch wer wird einen Hund adoptieren, der so an die Menschen heran robbt?
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Mikas Kumpel hatte ebenfalls einen Autounfall.
Seine Hüfte hat was abgekriegt.
Er braucht Zeit – zum Heilen – und um Vertrauen aufzubauen.
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Im Zuge der Zwingerarbeiten haben die Fenster der Krankenstation auch gescheite Gitter gekriegt.
Die Kosten dafür hat, genau wie für die Zwinger selbst, das Ayuntamiento (das Rathaus) übernommen.
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In der Klinik selbst geht es ebenfalls voran.
Behandlungstisch, Waschmaschine, Waage… (links auf der Ablage im Karton, damit nichts dran kommt, wenn sie nicht gebraucht wird)... Sieht gar nicht so schlecht aus.
Die Klimaanlage paßt leider nicht mit aufs Foto.
Dafür aber der Sterilisator für OP- Besteck, den eine KG’lerin organisiert hat.
Es wird.
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Auch Kleinigkeiten wie ein Fliegenfänger, ein Seifenspender und ein Papierrollenhalter…
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… sind für Mada eine große Hilfe und eine noch größere Freude.
Irgendwann war es dann zu dunkel zum Fotos machen.
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Feierabend.
Oder anders formuliert - kommen wir zum theoretischen Teil des Wochenendes.
Wir hatten viel mit Mada zu besprechen - unter anderem eben die neuen Böden.
Am nächsten Morgen, nach einer heißen Nacht mit wenig Schlaf, ging’s früh weiter.
Alte Bekannte begrüßen.
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Neue Freundschaften schließen.
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Raffa bringt Schilder an Büro und Toilette an.
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Kleinigkeiten, die früher Luxus waren, helfen die Pererra in ein anderes Bild zu rücken.
Wenn die Perrera nicht mehr als „verschmuddelter Aufbewahrungsort für Straßenköter“ gesehen wird (wie noch im November 2009 bei unserem ersten Besuch…
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… sondern sich sauber und gepflegt präsentiert….
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…wozu sicher auch die neuen Trinkeimer beitragen…
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… dann wird die Perrera auch in der Bevölkerung mehr Anerkennung finden.
Und die Adoptionen werden hoffentlich mehr.
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Mittlerweile hat Mada auch die Möglichkeit, sich um „kleine Wehwehchen“ der Hunde zu kümmern.
Dinos Zähne…
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… konnten Dank der KG’ler und ihrer finanziellen Unterstützung saniert werden.
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Außerdem hat Mada Inventur gemacht.
Am 5. September waren 108 Hunde in der Perrera von Almendralejgo.
66 Rüden
42 Mädels
Von den Rüden waren Dank der KG’ler 50 bereits kastriert.
Von den Hündinnen 20
Daran hätte Mada vor ein paar Monaten noch im Traum nicht zu denken gewagt.
Natürlich ändern sich die Zahlen ständig.
Denn neue – unkastrierte – Hunde kommen in die Perrera.
Dafür ziehen kastrierte Hunde aus.
Unsere Aufgabe ist also noch lange, lange, lange nicht beendet.
Aber es tut sich was.
Das Leben für Mada wird einfacher.
Und sie hat die Möglichkeit nicht nur darauf zu achten, daß die Hunde überleben.
Nein, ein Filzknäul wie Bubbels…
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…. kann auch schon mal zum Friseur gefahren werden.
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Früher war das alles undenkbar.
Und noch etwas denkwürdiges ist passiert.
Mada arbeitet ja seit 12 Jahren mit einer Galgo- Organisation zusammen.
Vor ein paar Tagen waren zum ersten Mal Leute dieser Orga in der Perrera.
Nach 12 Jahren!
KG ist also ansteckend.
Und es kommt noch besser.
Die Galgo- Orga hat angeboten die Kosten für die neuen Dächer auf den alten Zwingern zu übernehmen.
Ja, da guckst Du.
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Es tut sich also ganz, ganz viel in der Perrera von Almendralejo.
Wir sind alle gemeinsam auf einem guten Weg.
Danke dafür.
Sonntag Mittag in der größten Hitze hatte kein Hund mehr Lust sich fotografieren zu lassen.
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Da sitzt Steffi dann schon mal ziemlich dumm in der Sonne rum.
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Natascha war kurz vorm Hitzschlag.
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Und so haben wir dann unsere Flüchtlinge eingepackt…
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… und sind nach Sevilla zum Flughafen gefahren.
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Schnell ein paar Grüße ins Gästebuch.
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Dann ab in die Luft.
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In Deutschland wurden wir von den neuen Hundeeltern mit einem Snack begrüßt.
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Den hatten wir ehrlich gesagt auch ziemlich nötig.
Denn es war, allen Gerüchten zum Trotz, ein anstrengendes Wochenende.
Aber wir werden’s wieder tun.
21. September 2010