Das Tierheim bei Santiago

April 2013 - neue Freunde

Das Tierheim bei Santiago



Das ist faktisch gleich in zweifacher Hinsicht falsch.

Fehler 1:
Wir befinden uns eine knappe Autostunde vom Flughafen in Santiago entfernt. Der Ort heißt Vilagarcia de Arousa und ist die Kreisstadt des Bezirkes Salnes in der Provinz Pontevedra in Galicien.
Weil aber Vilagarcia de Arousa eigentlich keiner aussprechen mag und sich die Finger auch beim Tippen irgendwie verknoten, bleibe ich einfach bei Santiago.

Fehler 2:
Eigentlich handelt es sich nicht um ein Tierheim, sondern um die Perrera des „Landkreises“ Vilagarcia.
Die Perrera wird allerdings von einem Tierschutzverein betrieben, so daß es keine Tötungsfrist gibt.

Im Augenblick leben auf etwa 800 qm ca. 170 Hunde.



Außerdem gibt es noch etwa 50 Hunde auf Pflegestellen.



Und Katzen hat’s auch noch.



Körbchensucher hat’s also mehr als reichlich.

Der Tierschutzverein hat einen Vertrag mit vier „Rathäusern“ / Ayuntamientos.
Die Hunde aus diesen Orten werden von der „freiwilligen Feuerwehr“ eingefangen und ins Tierheim / die Protectora – eigentlich aber Perrera – gebracht.

Die meisten ungewollten Hunde der Provinz landen jedoch in der neuen Perrera in Pontevedra, die vor einigen Monaten eröffnet worden ist. Sie ist etwa 15 Kilometer entfernt.
Hier kümmert sich keiner um das Wohl der Hunde. Es wird getötet.
Das weiß auch die Bevölkerung.

Doch nicht jedem Spanier ist gleichgültig, was mit seinem Hund passiert.
Und so werden vermehrt Hunde im Einzugsgebiet unseres Tierheims ausgesetzt – einfach um dem Hund das Leben zu retten.



Somit wird es voller und voller und voller.

Die Zustände sind jetzt schon speziell, wie dieses Video zeigt.

Das "alte" Tierheim bei Santiago

Gebaut wurde das Tierheim 1998.
Seit dem ist offensichtlich viel passiert.



Gehege wurden unterteilt, angebaut, umgestaltet, um so möglichst vielen Hunden eine sichere Zuflucht zu bieten und auch mit Artgenossen unverträgliche Hunde irgendwie unter zu bringen.



Es ist schon ein bedrückendes Gefühl, durch die beengten Verhältnisse zu gehen.



Gleichzeitig sieht man jedoch, mit wie viel Liebe hier improvisiert wird.



Natürlich darf man keine „deutschen“ Maßstäbe ansetzen.



Aber den Hunden wird so viel Komfort geboten, wir unter den Umständen nur möglich.



Futter ist immer zugänglich.



Wenn keiner aufpaßt…







… führt das bei den meisten Hunden zu etwas unvorteilhaften Figuren.







Geleitet wird das Tierheim von Maria.



Mein „Haupt- Ansprechpartner“ ist Norbert – ein ausgewanderter Deutscher.



Außerdem gibt es noch Ana, die ebenfalls Deutsch spricht.



Erwischt.
Wir haben mal wieder keine Fotos von den Zweibeinern gemacht.

Viel spannender als die Zweibeiner ist aber eigentlich der für Frühsommer geplante Umzug in das neue Tierheim.

Ein neues Tierheim?!

Jepp.

Weil die Bahn einen Eisenbahntunnel genau unter dem alten Tierheim durch gebaut hat….



… und das alte Tierheim deshalb abgerissen werden muß…



… entsteht etwa zweihundert Meter „vor“ dem alten Tierheim ein neues.



Wir durften uns die neue Anlage ansehen.



Leider ist es nicht gestattet, Fotos von der Baustelle zu veröffentlichen.
Aber es sei gesagt, der Neubau ist gigantisch.



Es gibt über 50 geräumige Zwinger, Katzenräume mit Auslauf, OP-Bereich, Friseurbereich, ein Lager in dem man eine Tanzveranstaltung abhalten könnte, einen „Tagungsraum“ (für Schulklassen), und, und, und….

Wirklich gigantisch.



Bei den Aussichten stellt sich die Frage, was KG überhaupt hier soll.
Es gibt doch alles.

Doch der Eindruck täuscht.

Eigentlich gibt es fast Nichts.



Nicht mal ein gescheites Klo…



Nein, Spaß beiseite.

Die medizinische Versorgung ist mehr als unzureichend.
Viel zu wenig Hunde sind kastriert.
Somit werden immer mal wieder Welpen im Tierheim geboren.

Durch den hormonellen Streß gibt es ständig Beißereien.
Dementsprechend zerrupft sehen die Hunde aus.



Nicht alle, aber doch viele.



Für Spot on Präparate fehlt das Geld ebenso wie für Wurmtabletten.

Die Hunde haben keine Schlafplätze, nicht genug Futternäpfe für das neue Tierheim, es fehlt an „Stoff“, medizinischen „Verbrauchsgütern“ und, und, und…

Zudem ist die Betreuung der Hunde im Augenblick noch nicht optimal.

Um 10 Uhr morgens geht’s los im Tierheim. Sauber machen, Wasser und Futter auffüllen, etc.
Wenn wenig Leute helfen, dann dauert das bis nachmittags.
Wenn aber viele Leute helfen, dann ist die Arbeit des Tages gegen 14.00 Uhr getan.
Dann sind die Hunde bis zum nächsten Tag auf sich allein gestellt.

Wenn am späten Nachmittag die „freiwillige Feuerwehr“ einen Hund bringt, dann wartet der bis zum nächsten Morgen in diesem Notzwinger außerhalb des Tierheims.



Außerdem muß für’s neue, viel größere Tierheim, ein Tierarzt her. Denn wenn da irgendwann in absehbarer Zeit, 300 Hunde betreut werden müssen, geht das anders gar nicht mehr.

Es stimmt, daß es hier in Santiago nicht wirklich was zu „bauen“ gibt.
Aber ansonsten gibt es unglaublich viel zu tun.

Die Anzahl der Hunde muß verringert werden.
Die medizinische Versorgung der Hunde muß optimiert werden.
Und dann gilt es dafür zu sorgen, daß der Tagungsraum nicht nur existiert, sondern auch von Schulkindern benutzt wird.

Bestimmt habe ich noch tausend Dinge vergessen, die sich zum Teil vielleicht auch erst im Laufe der Zeit zeigen werden.

Fakt ist außer uns hat das Tierheim bei Santiago niemand, der hilft das neue Tierheim in Betrieb zu nehmen.
Mit vereinten Kräften kann dieses Tierheim ein ebensolches Vorzeigeobjekt werden, wie die Perrera von Almendralejo.

Die Voraussetzungen sind anders – aber bei weitem nicht einfacher zu bewältigen.
Im Gegenteil – eigentlich macht mir das neue Tierheim fast ein bißchen Angst. Das wird nachvollziehbar, wenn ich später Fotos einstellen darf oder sogar ein Video.

Es ist eine gewaltige Aufgabe, die da auf uns zu kommt.

Packen wir sie gemeinsam an.
Bringen wir ein bißchen Hoffnung in das Tierheim bei Santiago, in Vilagarcia de Arusa.



Über die Fortschritte im Tierheim wird Estrella die Paten informieren.



Und natürlich wird es auch unter „Aktuelles“ immer mal wieder Neuigkeiten geben.
Berichte nach meinen „tierischen Missionen“ verstehen sich ohnehin von selbst.

Ich hoffe, die KG’ler sind dabei.

20. April 2013