Das Tierheim bei Santiago

21. – 22. August 2014

Diesem Besuch im Tierheim bei Santiago etwas Positives abzugewinnen fällt schwer.
Eigentlich sind es „nur“ die drei Hunde, die mich nach KG-Land begleitet haben.



Für Lucas, Pizca und Erna (die sich wenige Tage zuvor bei Norbert Zuhause das Bein gebrochen hat) war’s der Aufbruch in ein neues Leben.



Für die Hunde und Katzen, die im Tierheim zurück bleiben, geht die Katastrophe weiter.
Aber der Reihe nach.

Erst mit vielstündiger Verspätung bin ich abends um halb sieben am Tierheim angekommen.
So was ist blöd – kann aber passieren.
Um so wichtiger ist, daß man die verblieben Zeit bestmöglich ausnutzt – habe ich gedacht.
Doch mit der Ansicht stand ich irgendwie alleine da.

Kurz habe ich mich mit Norbert und seinem Partner Andreas am Tierheim getroffen, um den Bau eines Katzengeheges zu besprechen.
Victor hatte tags zuvor grünes Licht gegeben. Es wird nach „deutschen Angaben“ gebaut. Die Leute vor Ort haben kein Mitsprache recht – dürfen aber hinterher meckern.
Andreas ist ein Vollblut-Handwerker. Er kann das.
Erste Bilder habe ich bereits bekommen.





Es sieht nicht wirklich aus, wie es besprochen war.
Vielleicht ist das Problem aber auch, daß eine wirkliche Besprechung gar nicht möglich war. Denn Norbert hatte eine Freundin mit ins Tierheim gebracht, die ständig dazwischen gequatscht hat.

Nun, erste Änderungen sind bereits erbeten.
Dann kommen hoffentlich neue Fotos und ich kann weiter sehen.
So kann’s jedenfalls nicht bleiben.

Nach der nicht wirklich stattgefundenen Besprechung haben Norbert und ich kurz das „alte“ Tierheim besucht. Der Abriß hat begonnen.









Die Plastik… Behältnisse, die früher als Unterstand für die Hunde gedient haben, liegen noch überall rum.
Ursprünglich war angedacht und auch abgesprochen, daß die Dinger auf das Gelände von Ex-Präsident Xose gebracht werden, um auch weiterhin als Regenschutz zu dienen.
Da das nicht passiert ist, habe ich Norbert gebeten sie ins Tierheim zu bringen.
Platz zum Lagern wäre genug.
Und außerdem können die Dinger auch jetzt als Unterstand dienen. Denn spätestens wenn der Winter kommt, wird’s in den nicht abgedichteten Zwingern echt zugig.
Mal sehen, ob Norbert meiner Bitte nach kommt.









Apropos Norbert.
Er ist mittlerweile der einzige vom Verein angestellte Pfleger, der im Tierheim arbeitet.
Um 9 Uhr schließt er das Tierheim auf.
Um 16 Uhr ist theoretisch Feierabend.

Norbert ist verantwortlich für – ich schätze – 50 Katzen und 200 Hunde.
Wenn keine freiwilligen Helfer kommen - was durchaus passiert – statt dessen Tierheimbesucher, die ihm die Zeit stehlen…

Es ist nicht möglich alle Zwinger täglich zu reinigen.
Eine tägliche Reinigung der Ausläufe HINTER den Zwingern ist völlig illusorisch.

Und da die Öffnungszeiten des Tierheim offiziell noch immer NICHT geändert wurden…

Es ist chancenlos und hoffnungslos.

Heute vor einer Woche hat Victor mir gemailt, daß möglicherweise eine zweite Person als Pfleger in Aussicht ist.
Ich habe nachgefragt und warte bisher vergeblich auf Antwort.
Wie auch so viele andere Fragen nicht beantwortet werden.

Gestern zum Beispiel gab’s irgendeine Aktion zugunsten des Tierheims im Ort.
Niemand hat mir erklärt, um was es geht.

Noch immer warte ich auf Informationen.
Zu allgemeinen Fragen, zu Hunden im Besonderen.
Die Kommunikation mit mir funktioniert auf einem verdammt hohen Niveau nicht.

Norbert bemüht sich – doch nach einem knüppelharten Tierheimtag fehlt auch ihm verständlicher Weise die Kraft.
Hinzu kommt, daß sich auch niemand die Mühe macht, Norbert zu informieren.

Nach wie vor scheint die Arbeitshypothese zu sein: Je weniger die anderen wissen, desto besser.

Ja, da verwundert nicht, daß ich den Abend des 21. August alleine verbracht habe.
Victor hatte keine Zeit.
Norbert hatte Feierabend.
Und auch sonst…
Ich versuche das nicht überzubewerten, aber es fällt schwer die Zähne zusammen zu beißen.
Der Frust ist groß.

Am nächsten Morgen ging’s los, so bald wir genug „Licht“ hatten.

Wirklich was geschafft gekriegt haben wir allerdings nicht.
Denn kaum hätten wir anfangen können, kam die Feuerwehr.



Das Tierheim hatte seit vier Tagen kein Wasser.
So sieht das dann aus.



Strom gibt’s natürlich immer noch keinen.
Beides war im alten Tierheim vorhanden.
Also eigentlich ist der Zustand des neuen Tierheims mindestens genau so schlecht wie der des alten Tierheims.
Zwar anders – aber kein bißchen gut.

Okay, man macht es sich auch selbst schwer, weil noch immer niemand die Belegung der Zwinger überarbeitet hat.
Die Zwinger sind RIESIG.
Da könnten ohne Probleme 6-8 Hunde in einem Zwinger sein.
Oftmals sind aber nur drei oder vier Hunde in einem Zwinger.
Manchmal sogar nur zwei.

Wie oft ich darüber schon mit Norbert gesprochen habe weiß ich nicht.
Fakt ist jedenfalls, daß der kleine, eineinhalbjährige Paul (mittlerweile geschoren) noch immer im Zwinger bei den großen Senioren sitzt.



Würde man die Zwingerbelegung überarbeiten, würde ganz sicher ein Teil der Zwinger frei bleiben.
Man hätte dann nicht nur weniger Zwinger zu reinigen.
Zudem würden die Hunde das Leben in einem Rudel nicht verlernen.
Und man hätte auch für solche (verletzten) Neuankömmlinge ein gescheites Plätzchen frei.





Es herrscht auf hohem Niveau eine Nicht-Organisation.

Nach Ankunft der Feuerwehr kam auch Victor ins Tierheim.
Wir haben über mehrere Stunden gesprochen (die Zeit hätte ich lieber bei den Hunden verbracht. Reden kann man auch wenn's dunkel ist.)



Was er sagt klingt gut.
Aber er macht nicht.

Ich versuche geduldig zu sein.
Ich versuche nicht zu viel Druck auszuüben.
Aber ich könnte platzen.
Die Tierheiminsassen könnten schon ein viel besseres Leben haben, wenn vor Ort nur ein oder zwei „Macher“ wären, statt nur „Redner“ und „Warter“.
Die medizinische Versorgung könnte stehen.
Denn die KG’ler wollen helfen.
Aber ich muß immer wieder ausbremsen, weil ich nicht weiß, wie’s weiter geht.

Victor sagt zwar, er bleibt bei der Stange.
Aber sein Vorstand zeigt bereits erste Auflösungserscheinungen.
Chus hat ihr Amt hingeworfen.

Ich gebe zu, die Störenfriede sind ein Problem.
Ständig wird Victor unter der Gürtellinie und auch in seinem Privatleben attackiert.
Aber jetzt haben wir die Situation, daß ich den Störenfrieden auch noch recht geben muß.

Das ist Carmen.



Die Hündin habe ich Ende Juli fotografiert. Seit dem habe ich auf Informationen gewartet, warum sie im Käfig sitzt und was eigentlich los ist.

Die Störenfriede haben dann via Internet ihre Geschichte publik gemacht.
Carmen hat einen Becken / Hüftbruch.
Nicht schön. (Ich kenne das Röntgenbild aus dem Internet).

Eigentlich wäre eine mehrere hundert Euro teure OP nötig gewesen.
Das Geld ist nicht da – verstehe ich.
Aber es hat auch niemand eine Sammlung gestartet.
Niemand hat mir bescheid gesagt.
Niemand hat in den Zeitungen Carmens Geschichte erzählt und um Spenden gebeten.
Statt dessen wurde Carmen in den Käfig gesperrt in der Hoffnung, daß die Knochen irgendwie wieder zusammen wachsen.
Geht gar nicht.

Entweder ich sorge für die nötige medizinische Behandlung.
Oder ich schläfere das Tier ein.
Ich kann doch nicht wochenlang zusehen, wie der Hund Schmerzen hat (trotz Schmerzmitteln, und Freitag plus Samstag ist Maica nicht im Tierheim) und die Knochen irgendwie vielleicht oder auch nicht verheilen.

Einer der Störenfriede hat die „kaputte“ Hündin adoptiert.
Zwei weitere Störenfriede haben in ihren Geldbeutel gegriffen.
Die Hündin wurde operiert – gottseidank.

Die Geschichte ist in den Zeitungen vor Ort.
Und ich kann’s verstehen.

So was hat mit Tierschutz überhaupt nichts zu tun.

Und auch sonst macht vor Ort jeder was er will.
Jeder wie er will.
Jeder wo er will.
Jeder wann er will.
Es gibt keinerlei Regeln, keine Anordnungen seitens des 1. Vorsitzenden, nix, nada, niente.

Bin ich unfair?
Ich weiß nicht.
Victor ist seit Ende April im Amt.
Mittlerweile sollte man doch wenigstens ein kleinwenig seine Handschrift in dem ganzen Chaos erkennen können, oder?

Aber nichts.
Auch mit Norbert habe ich darüber philosophiert, was besser geworden ist, seit Victor im Amt ist.
Uns ist nichts eingefallen.

Warum ich das alles erzähle und damit mögliche Körbchengeber oder Paten verschrecke?
Nun, weil’s die Wahrheit ist.

In der Vergangenheit habe ich den Partner vor Ort immer geschützt, immer beschönigt, immer versucht das Positive zu schildern.
Um so größer war das Entsetzen in KG-Land, wenn die Zusammenarbeit dann – überraschend – ein Ende gefunden hat.

Das tue ich nicht mehr.
Wenn’s schlecht läuft vor Ort, dann muß das in KG-Land unmißverständlich klar sein – nicht nur weichgespült zwischen den Zeilen.

Schon vor Wochen habe ich darum gebeten, Donna zum Tierarzt zu bringen, damit die Augen gerichtet werden.
Und?
Nix.

Schon seit Wochen bitte ich darum, daß die verfilzten Hunde zum Friseur gebracht werden.
Und?
Nix.



Doch halt – Paul ist geschoren worden.
Jede Woche schneidet die Hundefriseurin einen Hund kostenfrei.
Bei all den Wuschels und Haarmonstern dauert es in dem Tempo ein Jahr, bis sie durch ist.

Warum bittet man sie nicht ins Tierheim zu kommen und mal einen ganzen Rutsch Hunde von ihrem verfilzten Fell zu befreien?

Ich hatte das angeregt.
Ich hatte finanzielle Hilfe zugesichert.
Auch für die Augen-OP von Donna.
Auf beide Angebote gab’s vom Chef keine Antwort.

Ich bin ratlos.
Ich weiß echt nicht, was ich noch machen soll.

Nur aufgeben und die Tierheiminsassen im Stich lassen, das will ich noch nicht.
Ohne finanzielle Unterstützung aus KG-Land hat der Verein keine Chance, das Tierheim auf lange Sicht über Wasser zu halten.

Ein fest angestellter Pfleger (Norbert, 7 Stunden, 6 Tage die Woche) plus eine Tierärztin (Maica, 4 Stunden, 5 Tage die Woche) sind nur möglich, weil die KG-Paten einen Teil des Futters finanzieren. (Beide "Arbeitsplätze" sind unterbesetzt.)
Spot on und Wurmtabletten gäb’s ohne die Euronen der KG’ler gar nicht.
Und, und, und…

Und eigentlich bin ich sicher, daß Victor Tiere liebt.
Sonst würde es solche Bilder nicht geben.



Dennoch tut er einfach nix.
Jedenfalls nix, das irgendwie ersichtlich wäre.
Die Störenfriede bleiben unbehelligt.
Eine Zusammenarbeit mit der Presse gibt es nicht.
Der Partner in Deutschland (KG) wird nicht informiert.

Victor wartet, wartet und wartet darauf, daß die Dinge, die wir in der Theorie besprochen haben (und denen er zugestimmt hat) von selbst Realität werden.

Dieses Jahr hat noch vier Monate.
Ende des Jahres ist Victor acht Monate im Amt (wenn er dann noch da ist).
Ich denke, die Zeit sollten wir ihm noch geben, um das Chaos auch praktisch anzupacken.
Ich denke, die Zeit sollten wir nutzen, um möglichst viel Positives für die Insassen des Tierheims zu erreichen.
Deshalb suche ich auch unbedingt noch weitere Paten, die helfen in der Zeit so viel wie möglich zu erreichen.



Alles, was die KG‘ler finanzieren, wird entweder sofort verbraucht (Wurmtabeletten, Spot on, Medikamente, etc). oder aber ist „lose“ (OP-Besteck, Katzentrenngitter, etc.), so daß ich es gegebenenfalls abmontieren, in einen Sprinter packen und in ein neues Partnertierheim mitnehmen kann.

Mein Ziel ist es, das Tierheim bei Santiago auf stabile Pfoten zu stellen.
Wenn aber vor Ort kaum jemand bis keiner mitarbeitet, dann haben wir einfach keine Chance.

Beenden wir noch kurz meine „tierische Mission“.
Der Fahrer des Feuerwehrautos war wenig motiviert den ganzen Tag im Tierheim zu stehen.
Die Reinigung der Zwinger mußte also schnell gehen.



Deshalb war es mir nicht möglich alle Zwinger zu betreten, so wie ich es wollte oder wie es nötig gewesen wäre.
Die ganze linke Seite (die Doppelreihe) war im Prinzip nicht wirklich zugänglich. Die Ausläufe wurden für die Hunde gebraucht, deren Zwinger gerade gereinigt wurden. Hätte ich mich genau in den Zwinger gestellt, der gerade sauber gemacht wird, hätte ich nur im Weg gestanden.
Nach der Reinigung waren die Zwinger naß, damit die Hunde naß und es hätte keine gescheiten Fotos gegeben.

Mit Ach und Krach habe ich’s geschafft die Patenhunde zu besuchen und Alaska ein „Maßgeschirr“ von „Sientas“ (Rubrik: Jeder kann helfen – ich bin von Sientas wirklich überzeugt) anzuziehen.



Die Süße hat ein Körbchen in KG-Land sicher und wird mich auf dem Rückweg der nächsten tierischen Mission begleiten.

Ich hoffe, daß noch ganz, ganz viele Flüge folgen werden.
Denn die Not vor Ort ist groß.



Zum Winter hin werden neue Schlafkörbe gebraucht.



Metalleimer habe ich dank der Euronen der KG’ler schon ganz viele schicken können.
Leider stehen die Pakete bei Victor Zuhause rum und keiner packt sie aus.



Doch selbst wenn die Eimer im Einsatz sind, ist die Anzahl zu gering.
Wir werden einen zweiten Schwung besorgen müssen.
Bevor ich das tue müssen die Eimer jedoch erst mal ausprobiert werden.

Zudem soll in jedem Zwinger irgendwann ein Futterspender stehen.



Dann bleibt das Futter sauberer und es wird von den Hunden weniger im Zwinger rum verteilt (was bedeutet, daß es im Abfluß landet.)

Aber so lange so mit dem Equipment aus KG-Land umgegangen wird…



Man kann wirklich nur den Kopf schütteln.

Geben wir Victor noch ein paar Monate.
Vielleicht kriegt er es ja hin, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen.

Er sagt:
“You can tell to the german people, Victor says "I continue with the fight for the animals, no more things are important"
I know is a hard task


(Du kannst den Leuten in Deutschland sagen Victor sagt: “Ich fahre fort mit dem Kampf für die Tiere. Keine weiteren Dinge sind wichtig. Ich weiß, das ist eine schwierige Aufgabe).


31. August 2014