Das Tierheim bei Santiago

30.-31. Mai 2015

Im April 2013 war ich zum ersten Mal im „Tierheim bei Santiago“ zu Besuch. Damals noch in der alten Anlage.
Das ist jetzt zwei Jahre her.

Zeit für eine „Inventur“.

Wenn ich an das alte Tierheim denke schaudert es mich.
Brrrrrrrrrr…
Wie gut, daß die Hunde und Katzen ins neue Tierheim umziehen konnten.
Wobei ich mich auch schütteln muß, wenn ich an die aktuelle Situation denke.

Doch gehen wir erst mal zwei Jahre zurück und vergleichen wir mit heute.

Damals haben etwa 180 Hunde im Tierheim gelebt.
Bei der Zählung gestern waren es 175.
Damals haben etwa 50 Hunde auf Pflegestelle gelebt.
Die Zahl ist etwa konstant geblieben.
Damals gab es vielleicht ein Duzend Katzen im Tierheim.
Heute sind es zwischen 60 und 80.

Warum sich die Anzahl der Katzen so vervielfacht hat?
Nun, im alten Tierheim gab’s eigentlich gar keinen Platz für Katzen.
Den gibt’s jetzt.
Und wenn’s Platz gibt, wird er genutzt.



Damals waren die meisten Hunde im Tierheim nicht kastriert.
Welpen wurden gezeugt und geboren, sind im Tierheim erwachsen geworden und sitzen heute noch hier. Nicht auf den Menschen geprägt. Nicht zivilisiert. Eigentlich unvermittelbar.
Wie Venus.



Heute ist – Dank der finanziellen Unterstützung der KG’ler – der größte Teil der Tierheiminsassen kastriert.
An dieser Stelle muß man einfach Maica noch mal erwähnen, die während ihrer Zeit im Tierheim eine unglaubliche Kastrationsarbeit geleistet hat.
Diese wird jetzt von Juan weiter geführt.





Was die Kastrationen an geht, hat sich die Situation für die Tierheiminsassen dank KG ganz massiv verbessert.
Schon lange sind keine Welpen mehr geboren worden.
Das ist GUT!

Und auch die Anzahl der Beißereien ist massiv zurück gegangen. Nicht nur, weil es mehr Zwinger gibt, sondern auch, weil der hormonelle / sexuelle Streß nicht mehr existiert.

Damals waren die Hunde weder entwurmt noch gespottet. Von geimpft brauchen wir gar nicht reden.
Auch das ist anders.

Die Hunde und Katzen werden regelmäßig entwurmt.
Sie werden regelmäßig gegen Flöhe und Zecken gespottet bzw. eingesprüht.
Der Bestand ist außerdem gegen die „gängigen Krankheiten“ geimpft.



Auch das ist ein riesen Fortschritt – Dank KG.

Mittlerweile hat jeder Hund ein Körbchen zum Schlafen.



Und dank des Sammeleifers der KG’ler stehen auch ausreichend Handtücher, Bettwäsche, Decken zur Verfügung, damit die Hunde „weich“ liegen können.



Nach wie vor problematisch ist der Faktor Mensch.
Jetzt wird’s haarsträubend.
Jetzt kommt der Part wo man kopfschüttelnd liest und wütend wird.
Jetzt kommt der Teil, wo man denkt: Das darf doch nicht wahr sein. Wieso soll man diesen „Laden“ unterstützen?

Ganz einfach: Weil die Hunde und Katzen im Tierheim bei Santiago dringend zuverlässige Hilfe brauchen.
Diese muß von außen kommen, denn auf die eigenen Leute können sie sich nur bedingt verlassen.

Wenn unsere Hilfe wächst, bekommt unsere Stimme, unsere Meinung, unsere Ansichten mehr Gewicht.
Wenn unsere Hilfe wächst, unentbehrlich wird, wir richtig im Tierheimalltag verwurzelt sind und nicht „parallel“ dazu arbeiten, dann kann man vor Ort gar nicht mehr anders, als unsere Wünsche einzubeziehen.

Rede ich wirr?
Ich versuch’s mal zu erklären.

Wir helfen im Augenblick vor allem bei der medizinischen Versorgung der Tiere.
Wir finanzieren Medikamente, Impfstoffe, Nahtmaterial, Venenkatheter, etc.



Außerdem kümmern wir uns ganz intensiv um die Versorgung der Humpelhunde.



Das sind die Hunde (und Katzen) die für eine Behandlung zu einem Tierarzt außerhalb gebracht werden müssen.
Sei es zum Röntgen, einer Zahnsanierung oder einer Operation.





Das ist für den einzelnen tierischen Patient ungeheuer wichtig.
Aber auf den Alltag des Tierheims hat es keinen direkten Einfluß.

Würden wir aussteigen, wären die Hunde medizinisch unterversorgt.
Sie wären wieder von Flöhen, Zecken und Würmern geplagt. Sie würden wieder gebären und sich gegenseitig tot beißen.
Aber das Tierheim selbst könnte weiter bestehen.
Unsere Hilfe ist das Plus. Quasi das Sahnehäubchen.

Was wir schaffen müssen ist, daß wir zum Beispiel einen Großteil des Futters finanzieren.
Dann sind wir „unverzichtbar“.
Dann hat der Verein die Möglichkeit die drückenden Schulden abzubauen.
Und der Verein hat die Möglichkeit, mehr Geld für Löhne auszugeben. Das hat zur Folge, daß man – tschuldigung – qualitativ bessere Mitarbeiter einstellen kann. Oder aber mehr Mitarbeiter einstellen kann, was ebenfalls die Qualität der Arbeit verbessert. Denn der Einzelne hat weniger zu tun.

Hoffentlich habe ich das jetzt so erklärt, daß man den Gedanken nachvollziehen kann.

In den letzten 10 Jahren habe ich es immer so gemacht, daß ich irgendwann die Zusammenarbeit hin geschmissen habe, wenn es vor Ort nicht so funktioniert hat, wie es eigentlich im Interesse der Tiere muß.
Eine Zeit lang habe ich mir das angeguckt, Geduld gehabt, die Zähne zusammen gebissen und die Faust in der Tasche gemacht.
Aber irgendwann habe ich aufgegeben und gesagt: Wer nicht will, der hat schon. „Körbchen gesucht“ kann auch wo anders helfen.
Das war jedes Mal sehr schmerzhaft. Wir haben „tierische Freunde“ zurück gelassen.
Es hat jedes Mal viele Paten / viel Unterstützung gekostet.
Und es war jedes Mal eine riesen Arbeit alles wieder neu aufzubauen.
Mit dem Erfolg, daß wir zwei, drei Jahre wieder an der gleichen Stelle gestanden haben.

Diesmal will ich es anders versuchen.
Wir schmeißen nicht hin, sondern verstärken unsere Hilfe und unsere Bemühungen.
Geben wir noch mal richtig Gas und stecken die Leute vor Ort mit unserer Begeisterung an.
Hinsichtlich der Infos, die gleich kommen werden, fällt das ungeheuer schwer.
Ich weiß.
(Merkt man, daß ich versuche mich selbst zu motivieren?)

Aber wenn wir’s nicht schaffen die Situation vor Ort zu verbessern, wer soll’s dann hin kriegen?
Die Leute alleine – keine Chance.
Die Tiere wären völlig aufgeschmissen.
Und die ärmsten der Armen würden den größten Preis zahlen.
Was ich damit meine, erkläre ich gleich.

Jetzt erst mal eine Bitte an alle, die diesen Reisebericht lesen.
Lassen Sie sich nicht nur unterhalten.
Übernehmen Sie eine Patenschaft.
Ihre Hilfe wird DRINGEND gebraucht.



Nur wenn KG wächst… Wenn wir vor Ort mehr übernehmen können, haben wir eine Chance auch mehr zu verändern.

Was ist jetzt das große Problem, der heiße Brei, um den ich herum rede?

Es ist das unschöne, brutale Thema Euthanasie.

Im Tierheim bei Santiago gibt es einige Tiere, die unsagbar leiden.
Sei es an körperlichen Problemen – wie Jay, der dermaßen humpelt, daß es einem anders wird.



Der Hund ist groß, alt, schwarz, lebt seit vielen Jahren im Tierheim, ist mit anderen Rüden nicht verträglich und hat irreparabel das Bein kaputt. Und es tut weh!
Niemals wird er vermittelt werden.
Man schläfert ihn trotzdem nicht ein.

Warum nicht?
Weil man eine „Protectora“ ist – ein Tierheim.
Die „Störenfriede“ (die immer noch aktiv sind und auch schon mal von Insidern mit neuer „Munition“ versorgt werden) schlachten jedes tote Tier aus, starten Hetzkampagnen und scheuen sich auch nicht davor im Rathaus gegen den Verein mobil zu machen.

Kurz: Man läßt die Tiere leiden, um sich Unannehmlichkeiten zu ersparen.
Dabei wäre es ganz einfach in die Offensive zu gehen.
Aber dazu fehlt die Zeit.
Und die Kraft.

Es macht mich wütend.
Und hilfslos.
Was mich dann noch wütender macht.

Den ärmsten Insassen des Tierheims kann ich nicht helfen.

Und es sind nicht nur die Tiere, die körperlich am Ende sind.
Es gibt auch Tiere – vor allem Hunde – deren Seele völlig traumatisiert ist.
Hunde, die nur durchs Gehege huschen, so bald ein Zweibeiner hinein kommt.
Hunde, die sich die Krallen blutig kratzen bei dem Versuch zu entkommen.
Katzen, die sich unsichtbar machen wollen, was nicht gelingt.

Doch niemand hat Erbarmen.
Tag für Tag für Tag für Tag leiden diese Tiere stumm.

Die Menschen vor Ort sehen weg.
Natürlich stubse ich immer wieder und wieder und wieder.
Mache auf das Leid aufmerksam.
Erkläre Körpersprache.

Doch die Angst vor einer Konfrontation mit den Störenfrieden ist größer als der Mut, eine erlösende Entscheidung zu treffen.

Wobei auch noch was ganz anderes über dem Tierheim bei Santiago schwebt.
Auch das will ich noch mal erwähnen.

Das Gelände / die Anlage gehört nicht dem Verein. Sie gehört dem Rathaus / der Stadt und wird dem Verein zur Verfügung gestellt.
Da gibt’s einen Nutzungsvertrag, der alle paar Jahre ausläuft.
Wenn es zu viel Ärger / Aufregung rund ums Tierheim gibt, kann es sein, daß die Stadt die Anlage anderweitig vergibt.
Dann kommt ein privater Investor, nennt den Komplex wieder Perrera und schon wird nach Fristablauf wieder getötet.
Das kann passieren.

Man muß also vor Ort auch darauf achten, daß man die Stadt nicht verärgert / den Leuten im Rathaus nicht zu sehr auf die Nerven geht.

Die ganze Situation ist einfach nur … unbeschreiblich.

Für mich bedeutet Tierschutz: Bestehendes Tierleid reduzieren – neues Tierleid verhindern.

Dazu gehört ganz klar auch ein Tier, dem nicht geholfen werden kann, zu töten.
Damit das Leid ein Ende hat.

Das zu vermitteln – Hilfe für die Ärmsten der armen Tiere – ist die Hauptaufgabe im Moment.

Doch die Möglichkeit dazu sind sehr beschränkt.
Denn es gibt keine konstante Besetzung im Tierheim.

Norbert ist weg.

Am 1. Juni hat Leo seinen Job übernommen.
Der ist gleich dermaßen mit David aneinander geraten, daß er direkt wieder hinschmeißen wollte.
Jetzt ist David im Urlaub.
Leo ist im Tierheim und ein ehrenamtlicher Helfer geht ihm zur Hand.

Ständig wechseln die Menschen, die im Tierheim arbeiten.
Es gibt keine Konstanz.
Man erarbeitet mit einem Menschen etwas. Er versteht. Man findet einen Kompromiß. Und schon ist er wieder weg.

Der Faktor Mensch ist, wie überall auf der Welt, das größte Problem.

Hätten wir die Störenfriede nicht, müßten die Hunde nicht leiden.
Würden die Menschen vor Ort alle am gleichen Strang in die selbe Richtung ziehen – nämlich zum Wohl der Tiere – könnte man Stück für Stück die Alltagsarbeit im Tierheim aufbauen.
Man könnte Regeln an die Hand geben.
Man könnte Abläufe festlegen.
Aber wenn dauernd die Pfleger wechseln kommt einfach kein System rein.
Jeder arbeitet anders.
Jeder arbeitet, wie er will.

Es ist einfach nur zum Kopfschütteln.
Wir müssen abwarten und das tun, was im Augenblick möglich ist.
Wir müssen auf den richtigen Zeitpunkt warten und dann DA sein.

Es lohnt sich.

Bis dahin freuen wir uns, daß ganz langsam Ordnung in Tierheim kommt.
Die neuen Regale im OP-Saal sind eingeräumt.



Hier kommen auch noch welche hin.
Die Teile sind auf dem „Postweg“ unterwegs ins Tierheim.



Die Welpengehege sind super geworden.



Wobei in das eine Gehege noch mal ein anderer Boden rein muß.
Man glaubt es nicht, aber die Welpen haben das PVC rausgerupft. Keine Ahnung, wie sie das geschafft haben.



Da kommt jetzt ein „Plastik-Laminat“ hin.



Puh, mir geht gerade die Energie aus.
Allerdings glaube ich, es ist alles Wichtige gesagt.
Sie wissen, daß die Zustände im Tierheim bei Santiago viel besser sind, als vor zwei Jahren – daß sich die Hilfe gelohnt hat.
Sie wissen auch, daß die Zustande im Tierheim bei Santiago noch immer haarsträubend sind – daß viel, viel weitere Hilfe benötigt wird.

Ob wir diese Hilfe zusammen kriegen, hängt an Ihnen.



Hier noch ein paar Bilder, die Ihnen hoffentlich die Entscheidung eine Patenschaft zu übernehmen, leichter machen.
Ab 5 Euro im Monat ist das möglich.



Wir ziehen das Patengeschenk nicht von Ihrem Konto ein, sondern Sie überweisen oder richten einen Dauerauftrag ein. Somit haben Sie jederzeit die Chance die Patenschaft zu beenden. Keinerlei Risiko für Sie.



Seien Sie mit dabei und erleben Sie, wie im Tierheim bei Santiago der Tierschutz Einzug hält und wächst.



Danke im Namen aller Insassen des Tierheims.



Sie werden feststellen, daß es wirklich Freude macht, Pate zu sein.



Marion (Vetter) von Chico und Odin freut sich auf Ihre Mail.
Sie ist zu erreichen unter: paten@koerbchen-gesucht.de
(Beim Klick auf die Mailadresse sollte sich das Mailprogramm öffnen).

Danke für Ihre Unterstützung.

14. Juni 2015