Das Tierheim bei Santiago

29. – 30. Juni 2015

Gut einen Monat ist es her, daß ich den letzten Reisebericht geschrieben habe.
Damals – vor vier Wochen – dachte ich: JETZT GEHT’S ENDLICH LOS !

Die Attacken der Störenfriede halten sich einigermaßen im Rahmen, so daß man trotzdem arbeiten kann.
Das Pflegepersonal im Tierheim ist endlich „passend“ sortiert. Keiner blockiert mehr und stellt sich quer. Jetzt können die bestmöglichen Lösungen für die Tiere gefunden werden.
Das Thema Euthanasie schieben wir noch nach hinten. Aber davon abgesehen bekommt der Tierarzt klare Anweisungen seitens des Vorstands, welche Arbeit er wann wie zu machen hat.
! JA, JETZT GEHT’S LOS !
Das habe ich gedacht.

Mit Feuereifer habe ich mich daran gemacht, neue Paten zu finden.
Hundert zusätzliche Unterstützer sollten es werden.
Die Hälfte haben wir fast geschafft.



Aus KG-Sicht sind wir also auf einem guten Weg, wenn’s „los“ geht.
Darauf warte ich allerdings noch immer.

Doch der Reihe nach.

Im Augenblick sind Leo und Juan zwei als Pfleger im Tierheim angestellt.
Beide wollten sich leider nicht fotografieren lassen.



Die beiden sind für die tägliche Versorgung der Hunde – und eigentlich auch der Katzen – zuständig.
Wobei die Katzen überwiegend von ehrenamtlichen Helfern versorgt werden.

Normalerweise bin ich ja von Samstag auf Sonntag im Tierheim. Das ist im Sommer nicht möglich, weil es keine passende Flugverbindung gibt.
So war ich jetzt erstmals unter der Woche, von Montag auf Dienstag vor Ort.
Wer auch immer Montags die Katzen betreut, er gibt sich mehr Mühe, als die „Samstagsschicht“.
Die Katzenklos waren tatsächlich einigermaßen sauber. Das habe ich schon ganz anders gesehen.



Und auch sonst macht der Katzenbereich einen ganz guten Eindruck. (Davon abgesehen, daß die Kratzbäume kaputt gehen und irgendwann ersetzt werden müssen. Ist aber kein Wunder, wenn man sonst nix hat zum Rumturnen.)



Der OP-Saal ist mittlerweile regalmäßig komplett ausgestattet.
Es sieht wirklich ganz anders aus.



Nur optische Schönfärberei?



Oder wirklich eine positive Veränderung, die auch gelebt wird?



Das bleibt abzuwarten.
Hier soll das von den KG’lern finanzierte Mikroskop seinen festen Platz bekommen.



Auch die „Indoor-Welpengehege“ sind mit neuem Boden ausgestattet.



Wenn auch das nicht hält, dann fällt mir auch nix mehr ein.



Im Augenblick sind die Wetterverhältnisse allerdings so…



… daß die Welpen in einem Außenzwinger unter gebracht werden können.



Niedlich sind sie ja schon.



Dafür zu sorgen, daß sie unbekümmert ein vermittlungsfähiges Alter erreichen, ist mit unsere Aufgabe.



Leo hat natürlich ein Extra-Auge auf die Winzlinge.



Die gibt es bei den Katzen leider auch.



Jede Menge sogar.



Manche sind so klein, daß sie fast im Handschuh verschwinden...



… während sie gegen Flöhe…



… behandelt werden.



Links Tierarzt Juan (eins) rechts Pfleger Juan (zwei).

Tierarzt ist ein gutes Stichwort.
Da ich unter der Woche vor Ort war, konnte ich unseren „Humpelhund-Tierarzt“ besuchen.



Orest hat uns begleitet.
Mit Verdacht auf HD mußte er zum Röntgen.



Gustavo (hinten links) und zwei seiner Mitarbeiter haben Ana, Orest und mich herzlich aufgenommen.



Die ganze Praxis (wo normalerweise kein Mensch hin kommt, samt OP-Saal und Blutlabor durfte ich mir angucken).
Hier sind „unsere Humpelhunde“ wirklich gut unter gebracht.



Apropos „Humpelhund“.
Auch Tiko habe ich wieder gesehen.
Hier zur Erinnerung noch mal sein Röntgenbild.



Ohne den Einsatz der KG’ler hätte man ihn „einfach so laufen lassen“.
DAS hier ist aber doch viel, viel besser.





Mittlerweile ist er als geheilt entlassen.



Im Tierheim selbst warten die Hunde…



Nein, nicht auf die Hilfsgüter der KG’ler, sondern auf merkbare Verbesserungen.



Zwar hat Fernando während er mich „gesittet“ hat, die Zwingernummern angebracht, die ich beim letzten oder vorletzten Flug mitgebracht habe.





Das erleichtert die Arbeit schon, wenn man nicht immer die Zwinger zählen muß.



Aber ansonsten sind viele Dinge noch nicht passiert.
Man müßte zum Beispiel an den Türen was tun.



So niedlich wie das immer aussieht.
Ich warte auf den Tag, daß einer die Pfote unten durch steckt und der andere reinbeißt.
Oder es bleibt mal einer stecken.
So ist das Verletzungsrisiko echt hoch. Ein Wunder, daß noch nix ernsthaftes passiert ist.
Außerdem sind diese Riegel kein Verschluß, sondern ein Spielzeug.



Man muß sie von beiden Seiten schließen (was mittlerweile auch gemacht wird), damit die Tür einigermaßen zuverlässig hält, wenn ein Hund dagegen springt.



Der neulich „ausgegrabene“ Wasserhahn ist noch nicht wieder im Mauerwerk verschwunden.



Hier sieht man schon das nächste Problem.



Und das Übernächste.



Das neue Tierheim ist einfach marode.
Man darf sich nicht auf die faule Haut legen…



… sondern müßte die Schäden beseitigen, bevor sie größer werden.
Doch dazu fehlt die Zeit.
Zu viel anderes gibt es zu organisieren.

Noch immer hat das Tierheim keinen Stromanschluß.
Das ist nicht Aufgabe von KG oder vom Tierschutzverein. Da ist die Stadt zuständig. Doch vor kurzem waren Kommunalwahlen. Vorher ist natürlich gar nix passiert.
Und ob die Politiker jetzt ihre alten Versäumnisse anpacken?

Wichtig wäre auch ein gescheites „Abwasser-System“. Ideen gibt’s von meiner Seite da einige. Dennoch muß die Stadt eine Sickergrube / Jauchegrube (was auch immer) bauen, in die die Abwässer geleitet werden. Dann muß der Tankwagen regelmäßig kommen und die Brühe abpumpen.
Doch eine Sickergrube ist nicht in Sicht. Im Moment läuft alles irgendwo in die Pampa. Ja, da rollt man mit den Augen.

Victor versucht diese großen Probleme irgendwie in den Griff zu kriegen, hat aber deshalb keine Zeit sich um die kleinen Dinge zu kümmern.
Dabei wären die so wichtig.

Ständig kommt der Hundefänger (Protection Civil) und bringt neue Hunde (und Katzen).



Genauso müßte Juan eigentlich ständig kastrieren.



Drei Wochen muß ein Tier aufgehoben werden, falls der Besitzer sich meldet.
Aber nach drei Wochen und einem Tag, müßte es eigentlich auf dem OP-Tisch liegen.
Tut’s aber nicht.
Da fehlt, wie an so vielen anderen Stellen auch, die Ansage seitens des Vorstands.

Aber es gibt auch Positives.
Griffo kann nach mindestens zwei Jahren unter einem Fellpanzer…





...endlich wieder durchatmen.



Nur Dank der KG’ler konnte ich Ana mit Griffo und Pepon zum Friseur schicken.



Weil die Euronen zur Finanzierung des neuen Lebensgefühls da waren.
Hinterher hat die Friseurin nicht mal was berechnet. (Danke dafür!).
Aber ohne die Paten-Geschenke hätte ich das nicht anleiern können.

Patengeschenke.
Luisa wartet auf weitere Paten.



Timothy und Trina (Luisito hat sich dazwischen gemogelt) warten auf weitere Paten.



Ich weiß, daß es unter den geschilderten Umständen wenig motivierend ist, eine Patenschaft zu übernehmen.
Aber wenn’s läuft, kann das ja jeder.
Und ist es nicht schön mitzuerleben, wie sich das Tierheim aus Santiago doch noch berappelt?
Natürlich kann’s auch schief gehen.
Natürlich kann es eine sehr kurze Patenschaft sein.
Aber selbst die hilft.



Zumindest den jetzt vorhandenen Welpen, die ganz unbesorgt schlafen und wachsen können.



Und es steht ohne Zweifel fest, daß man im Vorstand die Hunde sehr gerne hat.
Hier verabschiedet sich Victor von Bonito.



Was halt noch fehlt ist das Ziel, wohin die Reise gehen soll.
Und der Weg zum Ziel ist auch noch nicht klar.



Aber auch da können wir KG’ler behilflich sein – so lange man uns läßt.
Wollen wir?

20. Juli 2015