Das Tierheim bei Santiago

26.-27. September 2015

Ich komme mir vor wie eine Schallplatte mit Sprung. Immer der selbe Text.
Es geht nicht voran im Tierheim bei Santiago.
Es geht nicht voran im Tierheim bei Santiago.
Es geht nicht voran im Tierheim bei Santiago.

Das war mein Eindruck, als ich mich am 26. September wieder auf „tierische Mission“ begeben habe. Sperrige Hilfsgüter im Gepäck.
Vielen Dank dafür!



Der Sommer ist rum. Es war der erste Flug, der im Dunkeln in KG-Land gestartet ist.



Im Tierheim angekommen wurde ich von den Vierbeinern stürmisch begrüßt.



Außerdem hatte ich viel Zeit mich vor Ort umzusehen. Denn außer mir war keiner da. Victor hatte mich rein gelassen und ist dann zur Arbeit gefahren.
Für mich war das okay. Ich habe keine Angst allein im Tierheim zu sein.
Das große Tor ist zu, so daß ich nicht in Gefahr laufe mich mit spanischen Besuchern auseinander setzen zu müssen. (Ich spreche ja kein Spanisch).

Es hat mir nicht gefallen, was ich gesehen habe.
Dieses Tierheim ist einfach total marode.



Der Riegel hier hält ganz bestimmt nix mehr.



Das ganze Tierheim müßte eigentlich saniert werden.
Es ist unfaßbar.

Doch nicht nur die katastrophale Bausubstanz macht Probleme.
Auch die Menschen machen Probleme.
Hier will ich gar nicht zu lange ausführen.
Denn jetzt ist schon wieder alles anders.

Als Angeles (Vorstandsmitglied) Feierabend hatte, kam sie ins Tierheim.



Mit ihr habe ich einen Rundgang gemacht und ihr alles gezeigt, was mir so aufgefallen ist.
Und ich habe gefragt, warum die Sachen so und nicht anders gemacht werden.
Angeles, die ohnehin einen Kopf kleiner ist als ich, wurde noch kleiner.
Denn sie konnte keine meiner Fragen beantworten.
Leo, Juan 1 (Tierarzt) und Juan 2 (zweiter Pfleger) machen im Tierheim im Prinzip was sie wollen.
Die Mitglieder des Vorstands sind zu wenig selbst vor Ort.

Wir hatten also wieder viel zu besprechen.
Doch den Sonnenschein wollte ich nutzen, um weitere Fotos zu machen.



Hier haben wir Sanz, Garem, Justin, Mousse (zwischenzeitlich vermittelt) und Rosa, die Spaß im Grünen haben.





Kaos (einer der mit anderen Hunden kaum verträglichen Rüden im Tierheim) bettelt um Streicheleinheiten.
Er liebt es sich den Bauch kraulen zu lassen.



Und dann fiel uns plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes der Himmel auf den Kopf. Wir waren mitten in den Wolken.
Da war dann nix mehr mit fotografieren.



Also haben Victor, Angeles, Ramon, Fernando (alle im Vorstand) und Fernandos Freundin Chris (nicht im Vorstand) und ich wieder viele, viele Stunden zusammen gesessen und geredet.

Der Tenor ist der Gleiche wie immer.
Was ich erkläre wird verstanden und abgenickt. Man verspricht es umzusetzen.
Leider dauert es zu lang, bis das Versprechen Realität wird.

Frei nach dem Motto: Wenn ein Galicia verspricht etwas zu tun, dann tut er das auch.
Man muß ihn nicht alles sechs Monate daran erinnern.


Am nächsten Tag waren die Wolken gottseidank wieder verschwunden. So konnte ich in den Zwingern weiter fotografieren.
Das ist recht unspektakulär.
Aber manchmal gibt’s tolle Bilder.

Bora, die vor ihrem eigenen Schatten erschrickt.



Randa, die alles ganz genau wissen will.



Katzen fotografieren geht immer nur unter erschwerter Arbeitsbedingung.



Galo schwebt mit Ball.



Joshi mal ganz cool.



Nina beobachtet einen Käfer.
Gemelo beobachtet Nina, wie sie den Käfer beobachtet.



Das ist Chama, der wissen will, was im Auslauf los ist.



Sieht immer sehr niedlich aus.
Ist aber echt ein Problem, wie Andres neulich erfahren hat.



Hier müßte unbedingt nachgebessert werden.
Wie auch so viele andere Dinge unbedingt gemacht werden müßten.
Vieles könnte längst erledigt sein, wenn man vor Ort endlich Gas geben würde.
Ganz schön frustrierend.
Da hilft auch der immer gut gelaunte Pepon nicht.



Knut ist ein bildhübscher Bursche.
Leider läßt er sich so gar nicht anfassen. Das macht es unmöglich für ihn ein Körbchen in KG-Land zu suchen.



Sarah hingegen würde sooooooo gerne nach KG-Land reisen.
Noch nie hat jemand nach ihr gefragt.
Sie hat halt schwarze Haare.



Sie hier hocken auch schon ewig hinter Gittern.
Samuel, Hamlet, Morris, Zaira und Augustin kenne ich schon aus dem alten Tierheim.



Wird sich jemals für einen von Ihnen die Zwingertür in Richtung "gutes Leben" öffnen?
Auch Elisabeth wartet seit Jahren.



Irgendwie wird mein Fell dünner.
Das Glas ist halb leer, statt halb voll.



Dabei steht Lucho der Schwanz von Don Juana wirklich ausgezeichnet.



Es ist aber nicht so, daß es nur vor Ort nicht wirklich voran geht.
Auch hier in KG-Land tut sich wenig.
So tritt zum Beispiel die Patensuche fast auf der Stelle.



Auch gescheite Körbchengeber finden sich so gut wie nicht mehr.
Noch nie hatten wir so wenig Vermittlungen wie in diesem Jahr.

Aber dann ist da doch das eine oder andere gefundene Körbchen.
Luisa saß seit März 2010 im Tierheim bei Santiago ein.
Sie hat mich nach KG-Land begleitet.



Unbeschreiblich.
Wenn so was passiert, grinse ich von einem Ohr zum anderen und sage: Ja, es lohnt sich!
So unbefriedigend wie auch Vieles läuft...
Es lohnt sich.

Und auch mein Einsatz vor Ort lohnt sich.
Nicht nur, weil ich sehe, wer unbedingt zum Friseur muß oder wer unbedingt als „Humpelhund“ einen Besuch bei Gustavo, unser auswärtiger Tierarzt, braucht.



Es lohnt sich auch, weil der Vorstand (wenn auch langsam) reagiert.

Leo ist nicht länger Pfleger im Tierheim.
Auf meinen Vorschlag hin hat der Vorstand Ana (nicht zu verwechseln mit der Flughafen-Tierarzttaxi-Ana) den Job gegeben.

Hier haben wir Ana und Ana auf einem Bild. Beide helfen Luisa ins Auto zu packen.



Ana kenne ich schon aus dem alten Tierheim. Sie war jedes Wochenende im Tierheim. So habe ich sehen können, wie sie mit den Hunden umgeht.
Ruhig, sachlich, unaufgeregt, souverän.
Und doch sensibel, so daß sie kleinere Verletzungen bemerkt.

Ob sie stark genug ist dieses Tierheim mit all seinen Problemen auf Vordermann zu bringen, das wird die Zeit zeigen.

Immerhin hat sie schon einige Hunde umsortiert, so daß zum jetzigen Zeitpunkt zwei Zwinger leer sind.
Das ist ein Fortschritt.
Und ein Unterschied zu vorher.

Wir müssen abwarten, was in Zukunft passiert.
Wir müssen noch eine Weile durchhalten.

Sicher ist: Ohne die Unterstützung aus KG-Land wären die Tierheiminsassen viel, viel schlimmer dran.
Victor geht sogar so weit zu sagen, daß ohne die Unterstützung aus KG-Land das Tierheim nicht überlebensfähig ist.

Also machen wir noch eine Weile die Faust in der Tasche.
Beißen wir noch eine Weile die Zähne zusammen.

Geben wir Ana die Chance in ihre neue Verantwortung hinein zu wachsen und die Probleme anzupacken und zu lösen.

Sind Sie dabei?
Die alle und ihre Kumpels zählen auf Sie.




13. Oktober 2015