Das Tierheim bei Santiago

August 2013 - In die richtige Richtung

Zwei Monate sind vergangen, seit ich den letzten Reisebericht über das Tierheim bei Santiago geschrieben habe.
Zwei Monate, in denen unglaublich viel passiert ist.
Selbst wenn man Aktuelles mitgelesen hat, hat man kaum eine Chance, auf dem aktuellen Stand zu sein.
Wie soll jemand, der nicht täglich bei „Körbchen gesucht“ vorbei schaut, den Überblick behalten?
Nun, ich fürchte das geht nur, in dem man sich auf das Wesentliche beschränkt.
Das werde ich versuchen.
Verschiedene Themenbereiche gilt es zu behandeln.

Beginnen möchte ich, wie ich den letzten Bericht beendet habe.
Mit dem Thema Patenschaft.
Leider haben sich nur wenige Menschen gefunden, die eine Patenschaft für die Hunde und Katzen im Tierheim bei Santiago übernommen haben.
Und die, die sich gefunden haben, mußten gleich wieder Abschied nehmen: von Rosita.



Kaum hat die Hündin den Job als Repräsentantin des Tierheims von Estrella übernommen, ist sie vor Ort in ihr neues Körbchen gezogen.



Samba hat jetzt die Aufgabe übernommen, die Insassen des Tierheims bei Santiago zu repräsentieren.



Dazu gehört unter anderem das Auspacken der Hilfsgüterpakete aus KG- Land zu überwachen.



70 (siebzig) Pakete sind bereits bei Santiago angekommen.



Weitere sind auf dem Weg oder warten darauf, auf die Reise zu gehen.



Die Freude in Santiago ist jedes Mal groß.





Samba ist aber nicht die einzige personelle Veränderung im Tierheim bei Santiago.
Auch auf Seiten der Zweibeiner hat sich richtig was getan.
Maria ist nicht länger Tierheimleiterin.

Auf die Gründe will ich im Einzelnen nicht eingehen.
Mir sind auch gar nicht alle bekannt.

Sicher ist jedoch, daß ihr Ausscheiden für alle Tiere einen positiven Effekt hat. Zumindest auf lange Sicht.

Kurzfristig hat Maria alle Katzen, die sie bei sich Zuhause in Pflege hatte, zurück ins Tierheim geschickt.
Überwiegend Jungkatzen.
Total verfloht.

Um die Katzen alle unter zu bringen, mußte ganz schnell ein zweiter „Katzenstall“ gebaut werden.



Dank der Euronen der KG’ler konnten gleich Gegenmaßnahmen ergriffen werden.



Flohspray und Spots wurden gekauft und kamen auch gleich zum Einsatz.



Die ehrenamtliche Betreuung der Katzen übernimmt Christoph (hoffentlich heißt er nicht Christian – ich komme immer durcheinander).



Hier ist Christoph (in Grün) gerade im Gespräch mit Xose, dem 1. Vorsitzenden des Vereins.
Lange Zeit war Christoph nicht mehr im Tierheim. Er war mit der Arbeitsweise von Maria nicht einverstanden.
Jetzt, wo sie nicht mehr da ist, kommt er wieder und hilft die Situation in den Griff zu kriegen.

Auch viele andere freiwillige Helfer hatten sich nach und nach aus dem Tierheim zurück gezogen, weil sie auf diese Weise gegen Maria protestieren wollten.
Jetzt sind sie zurück.

Unter anderem auch die Tierärztin Marina – Gründungsmitglied des Vereins.
Sie hat festgestellt, daß die Katzen von Maria nicht nur Flöhe hatten, sondern teilweise auch Pilz.



Marina kommt jetzt wieder hoch ins Tierheim und kümmert sich um den Gesundheitszustand der Katzen.



Zudem wird sie bei der Kastration der Hündinnen helfen.

Die zweite Tierärztin im Bunde ist Rosina.
Helene und ich haben sie bei unserer „tierischen Mission“ im August kennen gelernt.



Sie wird sich um den Gesundheitszustand der Hunde kümmern und überwiegend die Rüden kastrieren.

Dank der Euronen der KG’ler hatte John Smith bereits einen Termin in ihrer Praxis.



Eine dritte Tierklinik, in der mehrere TA’s beschäftigt sind, hat nach Trennung von Maria die Zusammenarbeit mit dem Tierheim beendet.
Das ist jedoch nicht wirklich tragisch.
Zum einen war es eine ziemliche Fahrerei dort hin zu kommen.
Zum anderen ist es viel, viel, VIEL besser, wenn die Tierärzte ins Tierheim kommen und man nicht wegen jeder Kleinigkeit in die Praxis fahren muß.
Zum dritten hat mir – mit deutschen Augen betrachtet – die Arbeitsweise der Tierärzte nur bedingt gefallen.
So muß eine Kastrationsnarbe nicht aussehen.



Und zum vierten sucht der Verein ohnehin nach einem vereinseigenen Tierarzt, der sich um Hunde und Katzen kümmert, wenn der Umzug ins neue Tierheim endlich geschafft ist.
Dort gibt es ja heimeigene Praxisräume, die nur darauf warten benutzt zu werden.

Wann der Umzug statt findet ist noch immer nicht klar.
Als Helene und ich vom 15. auf den 16. August vor Ort waren, sah das neue Tierheim gut aus.



Leider ist es noch nicht ans Elektrizitätsnetz angeschlossen.



So wird es wohl noch eine kleine Weile dauern, bis die Hunde (und Katzen) einziehen können.
Das ist um so ärgerlicher, als daß sonst alles fertig ist.



Und „wohnen“ können die Hunde dort auch erst mal ohne Strom.



Doch so lange das Tierheim nicht freigegeben – und von den Politikern mit allem Pomp und Gloria eingeweiht worden ist – so lange können Norbert und seine Schützlinge noch nicht rein.



Jepp, SEINE Schützlinge.



Norbert hat die Leitung des Tierheims übernommen.
Um diese Mammutaufgabe zu erledigen braucht er alle Unterstützung, die er aus KG-Land kriegen kann.

Doch auch vor Ort tut sich einiges.
Ende August gab’s wieder einen Infostand in Vilagarcia.



Diesmal konnten zum ersten Mal Flyer an die Leute verteilt werden.



Kurz vorher hatte ich sie via Paket ins Tierheim geschickt.



Vielen Dank an die KG’ler für die Finanzierung.
Norbert ist ganz begeistert. Seit er die Flyer hat, konnte er schon einige neue (zahlende!) Mitglieder gewinnen.
Jeder Cent ist wichtig.

Doch zurück zum Info-Stand in die Stadt.



Seitens der Bevölkerung gibt es großen Zuspruch für Norbert.
Viel mehr Leute kommen ins Tierheim, um zu helfen.
Es werden sogar Reinigungsutensilien gespendet.



Und die Zahl der vor Ort gefundenen Körbchen ist ebenfalls gestiegen.



Schnell vorstellen möchte ich noch Yeiner (sprich: Jener).



Er ist Norberts Stellvertreter und hat am vergangenen Wochenende für das Tierheim bei „hauseigenen“ Perrathon mitgemacht.



Bei diesem Geländelauf geht’s darum, daß der Hund immer vorgehen muß.
Der Besitzer darf nur „hinterher laufen“. Bleibt der Hund stehen, muß auch der Besitzer stehen bleiben. Läuft der Hund die Strecke zurück, muß der Besitzer hinterher.
Da kann es ganz schön schwierig sein, ins Ziel zu kommen.

Insgesamt 38 Teilnehmerpaare haben mitgemacht.



Auch ein toller Erfolg für das Tierheim, das den Perrathon zum ersten Mal ausgerichtet hat.



Es sieht aus, als wäre das Tierheim bei Santiago auf einem wirklich guten Weg.
Natürlich sind wir noch lange nicht dort angekommen, wo wir irgendwann mal sein wollen.
Aber zumindest stimmt die grobe Richtung.

Lassen wir uns überraschen, was die nächsten Wochen und Monate ergeben.
Und helfen wir, so wir können.
Mit Hilfsgütern, mit Ideen, mit Euronen, mit Know how.
Wir haben viel zu tun.
Aber auch vor Ort wird viel getan.
Gemeinsam können wir’s schaffen.
Packen wir’s an.

Für wen wir’s anpacken?
Hier die bemerkenswertesten Fotos von unserer „tierischen Mission am 15. – 16. August 2013.

Junka hat einfach alles und jeden lieb.



Und sie liebt es, wenn man sie lieb hat.



Was für ein wunderschönes "Lachen".



Melmac hat eine Fliege auf der Nase.



Auch Charlie Chaplin ist ein Kletterkünstler.



Und ein Yogameister.



Gloria hat gut "lachen".
Die Medikamente schlagen an.
Kein weiterer Anfall.
Wir können wieder auf Körbchensuche gehen.



Unglaublich.
Dieser bereits adoptierte Bursche hat eine Fliege auf der Zunge.



Ivan (links) beobachtet das Fotoshooting ganz unauffällig.



Cleopatra und Isabell.



Vielen Dank für die Ungeziefermedis der Katzen.



Ist Trasno kastriert oder nicht?
Einfach hinfassen geht nicht. Dann beißt er.

Eine Vermittlung nach KG-Land ist somit natürlich ausgeschlossen.



Was für eine feine Hündin.
So bald ich den Steckbrief habe, geht sie auf Körbchensuche.



Yeiner bei der Verteilung von KG-Leckerlie.



Ana und ihr Liebling Trasno.
Doch auch sie darf ihn nicht weiter hinten anfassen.



Mit Ivan hingegen kann man jeden Blödsinn machen.



Feierabend.
Da müssen die Freiläufer Ariel und Junka hinter Gitter.
Jeden Abend startet eine Such- und Einsammelaktion.
Das wird sich im neuen Tierheim auch ändern.



Guten Morgen alle zusammen...



Der "schwebende Morris".



Hamlet bei der Hosenbein- Kontrolle.
Bisher sind sie nur von den Vorderpfoten naß.



Führt der Weg durch den Abfluß in die Freiheit?



Lange Beine wie ein Supermodel.



Sie alle brauchen die Hilfe der KG'ler.



Eva würde gerne nach KG-Land fliegen.



Doch das ist nicht so einfach.
Davon abgesehen, daß die Süße noch gar nicht online ist, wird die Fliegerei noch komplizierter, als sie ohnehin schon war.
Denn die Airberlin hat jetzt auch noch Porto aus dem Programm gestrichen.

Das bedeutet:
Wir haben vier Flughäfen in Reichweite und keiner - KEINER - wird von der Airberlin angeflogen.

Im August sind wir erstmals von Santiago mit der Iberia geflogen.
Ich hatte ja schon erzählt, daß der Transport eines Hundes im Frachtraum bei der Iberia 120,- Euro kostet.

Uff...

Hinzu kommt, die Abwicklung in Santiago ist eine Katastrophe.
Erst mal einchecken - das ist okay.
Dann nach gegenüber gehen - die Hunde bezahlen. Das tut weh, ist aber auch noch okay.
Dann zurück zum Check in Schalter. Dort auf die zuständige "Dame" warten.
Dann zum Sperrgepeckschalter.
Hier müssen die Hunde aus der Box.
Die Box geht auf ein Förderband, Berg runter und verschwindet im Innern des Flughafens.
Dann mit den Hunden der "Dame" nach in den Sicherheitsbereich.
Dort mit den Hunden warten, warten, warten....
... warten, warten, warten....
... warten, warten, warten.
Boarding- Time.
Dann kommt doch tatsächlich ein Mensch von der Gepäckabteilung und bringt einen Teil der Boxen.
Die entsprechenden Hunde in ihre Box.
Die werden dann in den Flughafen transportiert.
Weiter warten, warten, warten...
... warten, warten, warten....
... bis der Mensch mit den noch fehlenden, leeren Boxen zurück kommt.
Schnell den Hund verpackt.
Nicht hetzen, sorgfältig, damit die Box gut geschlossen ist.
Der Hund wird abtransportiert.

Aus dem Sicherheitsbereich raus.
Das Handgepäck schnappen (Ana und Carlos haben drauf aufgepaßt).
Im Laufschritt zur normalen Sicherheitskontrolle.
Boarding läuft.
Helene und ich laufen auch.

Wir haben den Flieger gekriegt.
Die Hunde in den Transportboxen auch.
Aber für die Nerven ist das nix.

Deshalb hatten wir vor, doch von Vigo oder La Coruna mit der Air France zu fliegen.
Da kostet ein Hund im Frachtraum nur 75,- Euro.
Und ob die Hunde in Madrid oder Paris umgeladen werden, macht ja keinen Unterschied.
Dachten wir.

Falsch gedacht.

In Madrid transportiert die Iberia die Hunde einfach nur von einem Flieger zum anderen.
Wir müssen uns nur darum kümmern, rechtzeitig am Abfluggate zu sein (was bei gefühlt einem Kilometer Fußmarsch auch schon eine Aufgabe ist).
Erst in KG-Land kriegen wir die Frachtraumhunde wieder.

Die Air France checkt die Hunde in Paris komplett aus.
Das heißt:
Hund vom Flieger zum Terminal transportiert.
Hund am Gepäckband abholen.
Mit Hund den Sicherheitsbereich verlassen.
Mit Hund quer durch den Flughafen zum Check in Schalter für den Flug nach Deutschland.
Hund erneut einchecken.
Hund erneut zur Sicherheitskontrolle.
Hund erneut raus aus der Box und Box durchleuchten.
Hund erneut quer durch den Flughafen zum Flieger transportieren.

Den Streß tue ich den Hunden nicht an.
Und mir selbst auch nicht.
Denn wie soll ich bei einem Shuttelflug als Einzelperson drei große Hundeboxen quer durch den Flughafen von Paris bugsieren?
Es ist einer der größten Flughäfen der Welt.
Das geht einfach gar nicht.

Somit müssen wir in den sauren Apfel beißen und mit der Iberia fliegen.
Das ist teuer und der Service ist mies.
Aber immer noch besser, als die Umsteigeaktion in Paris.

Da bleibt nur zu hoffen, daß sich genug "Fluchthelfer" (Rubrik: Jeder kann helfen) finden, die die Reise der Hunde finanzieren.

Pitt würde auch gerne auf die Reise gehen.



Was ist mit der Alternative: Transport über die Straße?
Das machen andere Orgas doch auch so.
Stimmt.
Ist aber Tierquälerei.
Ständig sterben Hunde auf diesen Straßentransporten. Das ist völlig normal.
Hunde mehrerer Organisationen werden in einen Transport zusammen gepfercht. Ich kann nicht beurteilen, ob die Hunde gesund sind. Oder ob vielleicht hochansteckende Bakterien oder Viren mit an Bord gehen.
Die Hunde kennen sich nicht, werden aber trotzdem nebeneinander gestapelt.
Streß, Angst, kein Futter, viel zu selten Wasser, in den eigenen Extrementen sitzen.
Und das über TAGE !!!

Wir wollen erreichen, daß Schlachtvieh nicht länger als 8 Stunden transportiert wird. Aber wir haben keine Skrupel, Hunde bis zu 48 Stunden quer durch Europa zu karren?
Tut mir leid, ohne mich.
Das hat mit Tierschutz nix zu tun.
Und das Argument: Hinterher ist der Hund doch gerettet, ist kein Argument, wenn der Rettung bis zu 48 Stunden Leid und Qual voran gehen.
Nicht wenige Hunde steigen mit einem Trauma in Deutschland aus.
Also Straßentransport geht mit mir gar nicht.

Sehen auch Bambi und Lunita so.
Kräftiges Kopfschütteln.





Dann lieber ein bißchen in die Kamera zwinkern, um die Fluchthelfer für ihren Einsatz zu motivieren.
So wie Mammi, Fibula und Bambi.



Das Spielzeug der KG'ler ist im Tierheim selbstverständlich im Einsatz.



Hinterher ist hund dann gaaaaaaaanz müde.



Wobei Samuel durchaus noch was unternehmen könnte.



Diese Hündin freut sich auf den Umzug ins neue Tierheim.
Hoffentlich ist es bald soweit.



Clesa ist vor Vorfreude und gespannter Aufregung schon ganz trudelig.



Nur Zaira läßt sich nicht aus der Ruhe bringen.



Doch hier in KG-Land ist die Ruhe jetzt vorbei.
Wir haben viel zu tun.
Legen wir los.

4. September 2013