Das Tierheim bei Santiago

Besuch 17. September 2016

Im Tierheim bei Santiago sitzen permanent zwischen 180 und 200 Hunden…



… sowie 50 bis 60 Katzen hinter Gittern.



Die tägliche Versorgung der Tiere ist eigentlich mehr, als der Tierschutzverein vor Ort leisten kann. Man bemüht sich.
Aber vieles, was dringend gemacht werden müßte, bleibt aus Zeit- und Personalmangel auf der Strecke.

Und täglich bringt der Hundefänger Neuzugänge.



Die Welpensterblichkeit ist hoch.



Nicht nur wegen mangelnder Versorgung.
Die Welpen sind oft viel zu jung, um ohne Mutter zu überleben. Manche haben gerade erst die Augen auf, wenn sie aus dem Müllkontainer gerettet oder im Pappkarton vor dem Tierheim ausgesetzt werden.



Immer wieder höre ich, daß Hunde aus Spanien „out“ sind.
Den Hunden in Rumänien, Bulgarien, etc. geht’s doch viel schlechter. Die werden auf offener Straße erschlagen.

Dazu fällt mir nur zynisch ein: Dann haben Sie es wenigstens hinter sich.

Im Tierheim bei Santiago werden die Hunde „gelagert“.
Viele sind schon seit Jahren hier eingesperrt.



Manche schon ihr ganzes Leben. Und keine Aussicht darauf jemals das Tierheim verlassen zu können.

Wie gern würden die KG'ler dabei helfen das Tierheim hund- und katzengerechter zu gestalten.
Möglich wäre das.



Sogar mit relativ einfachen Mitteln.
So zum Beispiel könnte man den Ärger mit dem Nachbarn verhindern, in dem man den Zugang zur „Stufe“ / Mauer blockiert.
Wenn keiner "oben runter" zankt, muß auch keiner "unten hoch" antworten.



Angedacht war das ja.
Es scheitert auch nicht an den finanziellen Mitteln.
Die KG’ler sind bereit notwendige Bauprojekte zu subventionieren.

Das im Tierheim bei Santiago nur das Nötigste und nicht das Bestmögliche gemacht wird liegt einzig und allein daran, daß es vor Ort niemand gibt, der die Notwendigkeit von Verbesserungen einsieht oder deren Umsetzung durchführt.

Eigentlich tritt Körbchen gesucht an, um die Situation vor Ort zu verbessern.
Nicht, um untragbare Zustände hin zu nehmen.

Konsequenter Weise müßte man sich aus diesem Tierheim zurück ziehen.
Aber das komplette Hundefutter wird von den KG’lern finanziert.
Außerdem die medizinische Versorgung der ganz schweren Fälle.

Wenn KG geht, was bleibt dann den Tierheiminsassen?



Und so tun wir hier in diesem Tierheim zähneknirschend das, was die meisten Tierschutzorganisationen ausschließlich tun.
Wir versuchen so viele Hunde (und Katzen) wie möglich zu vermitteln.

Doch, wie schon geschrieben.
Spanier sind out.
Weil es den Hunden in Rumänien oder Bulgarien angeblich ja so viel schlechter geht.

Deshalb bleiben selbst Rassehunde wie Favio sitzen.



Kleine, niedliche Hundedamen wie Soka finden keinerlei Beachtung.



Auch Tulio wartet bisher vergeblich auf seine Körbchengeber.



Ganz besonders schlimm ist der Aufenthalt im Tierheim für nicht ganz gesunde Hunde.
Gerade die „Hängeohren“ haben fast alle mit einer Ohrentzündung zu kämpfen, die nur unzureichend behandelt wird.



Manche Hunde halten es psychisch nicht aus eingesperrt zu sein.
Es entwickeln sich Verhaltensprobleme.
Bei Luna sind diese so gravierend, daß ich sie aus der Vermittlung nehme.



Natürlich kriegt man das wieder hin.
Die Hündin ist ja nicht "böse".
Aber wenn ich damit rechne gebissen zu werden, wenn ich am Flughafen in die Transportbox greife, dann übernehme ich die Verantwortung für eine Vermittlung nicht mehr.

Das mag manch einer feige finden.
Und manch einer mag denken, daß das nichts mit Tierschutz zu tun hat. Denn alle Hunde haben ein Zuhause verdient.
Stimmt.

Aber es ist einfach nicht möglich alle zu retten.

Und es gibt so viele Hunde, die um Liebe und Aufmerksamkeit betteln.
Die - so brutal das auch klingt - "charakterlich sauber" sind.



Wenn man mit Hirn statt nur mit Herz arbeitet, dann muß man einfach eine Entscheidung treffen.



Im Tierheim zu stehen stellen sich manche Leute total romantisch vor.



Aber wenn ich sehe, wie der kleine Blacky Brown seine Nase durch den kleinsten Spalt unter der Tür durchquetscht, nur um vielleicht ein bißchen zusätzliche Beachtung zu finden…



Wenn mich Electro fragend anguckt, ob sich jemand für Ihn gemeldet hat….



Augen voller Hoffnung: Wenn es heute nicht geklappt hat – nicht schlimm.
Morgen…
Morgen melden sich bestimmt die passenden Menschen.



Nein, es ist überhaupt nicht romantisch vor Ort zu sein.

Natürlich gibt es lustige Momente.



Manche Tiere sind echt cool, obwohl sie nur durch Stäbe gucken.



Aber Trostlosigkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit liegen überall in der Luft.

So ist es das Schönste für mich, wenn ich nicht Hilfsgüter mit nach Spanien nehme, sondern leere Hundeboxen.



Das bedeutet nämlich, daß mich beim nächsten Flug einige Vierbeiner nach KG-Land begleiten werden.
Und wenn es dann auch noch Langzeitinsassen sind, wie Lusito und Isabel, die schon bei meinem ersten Besuch im Frühling 2013 eingesessen haben…



Dann ist da plötzlich doch wieder ein Hoffnungsschimmer am Horizont.



Nicht für die Tiere, die im Tierheim sitzen bleiben.
Für die wird sich nichts ändern, so lange sich die Personalstruktur vor Ort nicht ändert.

Nein, es gibt einen Hoffnungsschimmer für die Tiere, die mich in ihr neues Leben begleiten.

Das ist nicht das, was wir eigentlich wollen.
Aber es ist doch viel besser als nichts.
2. Oktober 2016