Das Tierheim bei Santiago

Die beständige Unbeständigkeit

Im Tierheim bei Santiago ist nichts so beständig, wie die Unbeständigkeit.
Noch nicht mal ein Jahr ist es her, seit ich zum ersten Mal in Vilagarcia de Arousa zu Besuch war.
Seit dem ist viel passiert.
Wir konnten das medizinische Niveau ein bißchen anheben, in dem wir Wurmtabletten und Spot on finanziert haben. Kastrationen wurden durchgeführt und Impfungen bezahlt.



Alles geht sehr, sehr, sehr, sehr langsam voran. Aber doch sind klitzekleine Schrittchen zu erkennen.

Dann kam der Umzug vom alten Tierheim…



...ins neue Tierheim.



Ein RIESEN Schritt in die richtige Richtung.
Tierärztin Maica ist an fünf Tagen die Woche für vier Stunden im Tierheim, um die medizinische Versorgung weiter anzuhieven.



Auch komplizierte Operationen, wie eine Ausstülpung der Vulva…



… kann sie operieren.



Alles dauert länger, als mir Recht ist. Aber es wird.

Dank des Einsatz der KG’ler wächst auch der Komfort der Hunde.
Es gibt Schlafkörbchen.
Noch nicht in ausreichender Menge, aber wir arbeiten daran – obwohl wir wohl nie fertig werden. Denn die Hunde gestalten die Körbchen eifrig um.



Decken für einen Hauch von Gemütlichkeit stehen den Hunden zur Verfügung.



Auch wenn diesen Service nicht alle Vierbeiner zu schätzen wissen.



Die von den KG’lern gesponserten Waschmaschinen und Trockner sind eifrig im Einsatz.
Carlos hat sie mit Karl-Gustav versehen.
Sieht doch nett aus.



Okay, es gibt noch immer keinen Stromanschluß.



Und der Generator funktioniert nicht immer. Zwischendurch fällt er mal für drei Tage aus und muß repariert werden.
Aber wenn er läuft, gibt’s sogar Strom in den Zwingern.



Die Gehege sind groß.
Und zusätzliche Ausläufe gibt’s auch.
Die "Infrastruktur" ist zum neidisch werden.

Es muß nur noch ein System erarbeitet werden, um auch wirklich alles sauber und in Schuß zu halten.



Auch das dauert und dauert und dauert.

Aber gut, da sind wir mit unserem „deutschen“ Denken vielleicht einfach zu praktisch veranlagt.
Manana ist das Motto.
Morgen.
Oder eben nächste Woche.

Doch die Mentalität ist nicht das Problem.
Daran kann man arbeiten.

Das große Problem ist, daß die Menschen im Tierheim bei Santiago nicht miteinander arbeiten, sondern gegeneinander.
Es gibt mehrere Grüppchen mit unterschiedlichen Ansichten.
Es gibt einen ersten Vorsitzenden, der munter mit streitet. Selbst die Polizei wurde schon eingeschaltet.
Die Vorstandsmitglieder wechseln ständig.
In dem einen Jahr, in dem ich das Tierheim kenne, habe ich schon so viele Vorstandmitglieder kommen und gehen sehen, daß ich sie nicht mal zusammen kriege.
Am vergangenen Montag war Jahreshauptversammlung. Xose, der 1. Vorsitzende, hat seinen Rücktritt angekündigt und wird sein Amt zum Ende des Monats nieder legen.
Niemand weiß, wer sein Nachfolger wird.
Niemand kann absehen, was das für Konsequenzen haben wird.
Es ist ungeheuer spannend.

Und doch immer gleich.
Denn die Hunde und Katzen im Tierheim bei Santiago brauchen Hilfe.

Die vermittelbaren Tierheiminsassen brauchen ein neues Zuhause – egal ob in KG-Land oder in Spanien.
Und für die unvermittelbaren Tiere (scheu, uralt, verhaltensauffällig) muß das Leben im Tierheim so angenehm wie möglich gestaltet werden.

Aufklärungsarbeit muß betrieben werden, um langfristig in den Köpfen der Menschen etwas zu verändern und zukünftiges Tierleid zu verhindern.

Ende März gab’s einen Besuch in einer Schule.



Die Ansätze sind also da.
Und unser Einsatz dringend erforderlich.
So viele Dinge werden vor Ort noch benötigt.
Ohne Unterstützung von außerhalb wird der Traum vom Mikroskop ungeträumt bleiben.
Der Wunsch nach einem Inhalationsnarkosegerät unerfüllt bleiben.
Und auch bei vielen anderen Dingen muß man hin pfuschen und schlimm-provisieren.

Für den April können wir jedoch nichts anderes tun als abwarten.
Wir müssen sehen, wer den 1. Vorsitz übernimmt und vielleicht sonst noch in den Vorstand einsteigt und Verantwortung tragen hilft.
Wir müssen abwarten, ob es gelingt die Streithähne- und Hennen an einen Tisch zu kriegen, so daß sie endlich GEMEINSAM und MITEINANDER für das Wohl der Hunde und Katzen im Tierheim kämpfen.
Wir müssen abwarten, ob unsere Hilfe – Einmischung – vor Ort auch zukünftig erwünscht ist.
Deshalb halten wir jetzt erst mal gebannt die Füße still.

Sicher ist jedoch, daß Vermittlungen nach KG-Land mehr als erwünscht sind.
Darüber besteht bei allen Parteien Einigkeit.

Von daher schlage ich vor, wir konzentrieren uns erst mal auf die Körbchensuche.
Und wenn klar ist, wer die Verantwortung für das Tierheim und seine Insassen übernimmt und wie die Marschroute aussieht, dann sehen wir, wie wir helfen können.

Ich hoffe, mit dieser Vorgehensweise sind alle einverstanden.
Erst mal abwarten, bis sich die Gemüter beruhigt haben, und dann den neuen Vorstand mit viel Schwung unterstützen.

Also ran an die Körbchensucher….
Das ist das Einzige, was wir im Augenblick tun können.



Und mit jeder Vermittlung nach KG-Land wächst unsere Chance die Dinge vor Ort zum Positiven zu beeinflussen.
Wenn das nicht mal ein doppelter Motivationsgrund ist.
4. April 2014