Das Tierheim bei Santiago

Wieder einmal ist eine "Zusammenarbeit" (die schon lange nicht mehr existiert hat) zu Ende.

Im April 2013 bin ich zum ersten Mal im Tierheim in Vilagarcia de Arousa gewesen.
Im April 2019 zum letzten Mal. (Wobei ich ein Mal noch hin muß, um meine Kleidung abzuholen. Hoffentlich läßt man mich rein).

Was ist passiert?

Am 27. April 2019 hat mich Dama nach KG-Land begleitet.



Bei meinem ersten Besuch vor Ort, hat sie bereits hinter Gittern gesessen.



Viele, viele Jahre hat die Hündin warten müssen, bis sie endlich adoptiert worden ist.
Und dann?
Dann mußte sie nach nicht mal vier Wochen eingeschläfert werden.

Warum?

Die medizinische Versorgung der Hunde (und Katzen) im Tierheim bei Santiago war schon immer zweifelhaft.
Die wechselnden Tierheim-Tierärzte konnten mich nicht überzeugen.
Mehrfach gab es "Fehler".
So hatte ich durchgesetzt, daß die Hunde von einem kompetenten, mir bekannten, externen Tierarzt untersucht wurden, bevor sie nach Deutschland vermittelt werden.

Im Frühjahr 2018 hat der Vorstand des Tierheims - allen voran die erste Vorsitzende - die Untersuchung bei jenem externen Tierarzt unterbunden.
Der Gesundheitscheck von der Tierheim-Tierärztin (die ich nicht kenne) wäre ausreichend.

Zähneknirschend habe ich mich auf die neue Vorgabe eingelassen - weil ich die Hunde nicht im Stich lassen wollte.

Der Fall Dama zeigt, daß die Untersuchung durch die Tierheim-Tierärztin nicht ausreichend ist.

Bei meinen Besuch im Februar 2019 habe ich gesehen, daß Dama deutlich an Gewicht verloren hat.
Außerdem ging sie immer wieder in eine hockende Position.
Probleme beim Urinabsatz waren offensichtlich.



Es hieß, die Analdrüse sei verstopft gewesen.
Die Tierheim-Tierärztin habe diese entleert. Danach hätte sich Damas Verhalten normalisiert.
Alles gut.
So habe ich die Hündin, die schon soooooooooooo viele Jahre gewartet hat, vermittelt.
Ein Sechser im Lotto.

Als ich Dama abgeholt habe, ist sie erneut immer wieder in die Hocke gegangen.
Hier beim letzten Spaziergang in Spanien.



Es hieß, die Tierheim-Tierärztin habe gestern noch mal die Analdrüse geleert.
Deshalb dieses Verhalten.
Vor der gestrigen Behandlung sei aber alles in Ordnung gewesen.

Damas Körbchengeber wußten über die Problematik (natürlich) bescheid.
Alles, was ich über die Körbchensucher weiß, wissen auch immer die Adoptanten. Selbstverständlich.

Nach Damas Ankunft haben die Leute berichtet, daß Dama keinen Urin absetzen kann - gleichzeitig aber immer wieder tropft und ausläuft.
Ich habe gebeten die Hündin umgehend dem Tierarzt vorzustellen und einen Ultraschall machen zu lassen.
Mit verheerendem Befund.

Die rechte Niere war so gut wie nicht mehr existent.
In der Blase wuchs zudem ein Tumor.



Die Hündin war totkrank.
Eigentlich hätte sie nicht mal transportiert werden dürfen.
Am 27. April 2019 ist Dama ins neue Leben gestartet.
Am 24. Mai 2019 mußte sie eingeschläfert werden.

Das Leid der Hündin...
Das Leid der Körbchengeber...
Es hätte alles verhindert werden können, wenn es mir gestattet gewesen wäre, Dama vor der Vermittlung zu jenem externen Tierarzt zur Untersuchung zu schicken.
Mit diesem Tierarzt stehe ich in direktem Kontakt wegen des No Puppies Projekts.
Ich hätte Damas Problematik schildern und um eine Ultraschalluntersuchung bitten können.
Hätte, hätte, Fahrradkette...

Nachdem Damas Diagnose bekannt war, habe ich am 1. Mai 2019 die erste Vorsitzende des Tierheims darüber informiert, daß ich nur dann weiter versuche die Hunde zu vermitteln, wenn sie wieder von jenem externen Tierarzt begutachtet werden.
Mehrfach habe ich um Antwort gebeten und wurde immer wieder vertröstet.
Man hat keine Zeit.
Man hat keine Zeit.
Man hat keine Zeit, es gibt viel zu tun. Wenn man sich entschieden hat, wird man mich informieren.

Gestern, am 24. Mai, habe ich um eine Antwort bis heute, 25. Mai gebeten.
Der Vorstand hatte über drei Wochen Zeit, um zu diskutieren: Dürfen die Hunde wieder zum externen Tierarzt ja oder nein.
So schwierig ist das doch nicht.
Doch auch gestern hat man mir mitgeteilt, daß man keine Zeit hat, sich jetzt um diese Angelegenheit zu kümmern.
Ich habe gesagt: Keine Antwort ist auch eine Antwort. Wenn es bis heute nicht "Ja" heißt, ist es ein "Nein".
Das wollte die 1. Vorsitzende so nicht stehen lassen.
Sie will mich über die Entscheidung des Vorstand informieren, so bald der Vorstand sie zu gegebener Zeit getroffen hat.

Doch die Zeit ist um.
Was soll ich denn tun, wenn sich jemand für einen Hund aus dem Tierheim bei Santiago interessiert?
Warten Sie ab, bis der Vorstand sich entschieden hat?
Auf den "Arbeitsweise" läßt sich - verständlicher Weise - niemand ein.
Und auch ich will so nicht arbeiten.

Lange Jahre habe ich die Augen verschlossen vor dem, was im Tierheim bei Santiago alles schief läuft.
Lange Jahre habe ich gehofft, daß die Menschen vor Ort "sehen" lernen und begreifen, um was es für die Tiere wirklich geht.
Ein Projekt nach dem anderen ist abgeblockt worden.
An einer Verbesserung der Lebensumstände der Hunde (von den Katzen will ich gar nicht reden) war man nicht interessiert.
Hilfe aus KG-Land wurde als Einmischung gesehen und war unerwünscht.
In den Reiseberichten kann man nachverfolgen, wie sich die Situation über die Jahre entwickelt hat.

Jetzt heißt es erneut: Das war's.

Natürlich kann niemand eine Gesundheitsgarantie für einen Hund geben.
Niemand hat den Röntgenblick.
Niemand kann hellsehen.
Aber die medizinische Grundversorgung MUSS gewährleistet sein.

Da das im Tierheim bei Santiago anders gesehen wird, wende ich mich schweren Herzens ab.
Wieder einmal bleiben lieb gewonnene Hunde zurück.
Es ist schlimm.
Das Herz brüllt.
Aber das Risiko erneut einen todkranken Hund nach Deutschland zu vermitteln, nur weil eine gescheite Untersuchung abgelehnt wird, bin ich nicht bereit zu tragen.
Die Verantwortung übernehme ich nicht länger.
Hilfe und Unterstützung sind nicht erwünscht.
Oftmals hat man es zu verstehen gegeben.
Ich wollte nicht aufgeben.
Aber jetzt ist es einfach genug.

Es tut mir unendlich leid.

25. Mai 2019