Goran - Der Medizinstudent hat ein neues Leben



Gestatten..mein Name ist Goran, Medizinstudent aus der Slowakei.
Dort habe ich circa drei Jahre das Leben und all seine Widrigkeiten studiert.
Wollte dann aber meinen Wirkungskreis und Horizont etwas erweitern und entschloss mich daher zu einem Auslandsstudienjahr.
Steffi Ackermann, eine Bekannte von mir aus Deutschland, die mich schon des öfteren in der Slowakei besucht hatte, versprach mir eine Gastfamilie zu suchen, damit Kost und Logis für die Dauer meines Aufenthalts gesichert seien.
Am 25.10.06 war es dann soweit! Die Reise ging los!
Im Flugzeug war mir entsetzlich langweilig.
Weil ich den am Flughafen Düsseldorf auf mich Wartenden gleich mal ein Beispiel meines umfangreichen medizinischen Könnens liefern wollte, zog ich mir während des Fluges zwei von vier Fäden meiner recht frischen OP-Wunde.
(...Ich weiß bis heute nicht, warum ich nur ohne Hoden einreisen durfte.....fallen die unters Kriegswaffengesetz?!?....)
Irgendwie waren aber weder Steffi, noch die Mitglieder meiner Gastfamilie großartig von meinem Tun begeistert.
Auch die Ärztin, der ich am Tag nach meiner Ankunft vorgestellt wurde (sozusagen eine zukünftige Kollegin von mir), wußte meinen selbstlosen Einsatz nicht angemessen zu würdigen.
Die hat mich sogar dazu verdonnert so einen blöden Plastiktrichter zu tragen.
HALLO?!?!
So seltsame Modeaccessiores gibt es in meiner Heimat nicht!
Aber nun gut-jedes hübsche Gesicht braucht einen angemessenen Rahmen...also auch meins!


Seit drei Wochen bin ich jetzt hier und die ersten Tage waren sehr verwirrend.
Ich wollte ein Auslandsstudienjahr absolvieren, macht sich schließlich immer gut im Lebenslauf...
>ber seit dem Tag meiner Ankunft hat jeder den ich traf (Steffi, meine zugegebenermaßen äußerst freundliche Gastfamilie sowie deren Nachbarn und Besucher) versucht mir zu vermitteln ich, sei gar kein Mediziner- sondern ein Hund!
Und nix da von wegen Auslandsjahr- der Aufenthalt sei für immer!
Ich hielt das anfangs noch für ein sprachliches Mißverständnis.
Doch dann habe ich mir rudimentäre Deutschkenntnisse angeeignet und habe gemerkt, daß die mich nicht veräppeln wollen sondern es verdammt ernst meinen.
Mehr und mehr kam ich ins Grübeln....
In der Familie lebt eine 9 1/2 jährige Colliehündin namens Zoe. Und die ist mir in gewisser Weise sehr ähnlich:
-Sie läuft auf vier Pfoten (wie ich)
-Sie reagiert äußerst sensibel auf Bälle (wie ich)
-Sie nimmt ihre Nahrung aus den selben Schalen zu sich (wie ich)..und darf ihre Mahlzeiten auch nicht am Tisch zu sich nehmen (wie ich)
-Sie erledigt ihre "Geschäfte" nur draußen (wie ich)
-Sie trägt ein Halsband (wie ich)
-Sie darf nicht im Bett schlafen (wie ich)
-...und was mich dann entgültig umgehauen hat: Sie spricht meine Sprache!
Zoe hat mir erzählt, daß sie schon seit sieben Jahren im Rudel lebt und ich ihr, sowie ihrem Alphamännchen und Alphaweibchen ruhig vertrauen kann. Daß ich es als Hund vielleicht sogar besser hier hätte als ein vermeintlicher Medizinstudent. Mit so einem würde sie eh nicht so ausgedehnt spazieren gehen wollen wie mit mir. Ich solle mir mal keine Sorgen machen, sie würde mir schon alles erklären und mir mit Rat und Tat zur Seite stehn.
So ist, Dank Zoe, meine Identitätskrise bewältigt...und seitdem habe ich extrem viel zu tun:
-Revier erkunden, abstecken, markieren
-Beziehungen auf- und ausbauen
-Igel aufstöbern und anbellen
-Katzen und Eichhörnchen auf Bäume jagen
-Zoe, Alphamännchen und Alphaweibchen beschützen
-Spielen
-Schmusen
-und....und....und...........
Das ist alles furchtbar anstrengend und deshalb gehe ich danach einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nach:
-Fläzen mit Zoe!!!!!!