Peggy






So, hier bin ich und will auch mal meine Geschichte loswerden.
Am besten stelle ich mich zuerst mal vor: Mein Name ist Peggy, aber meistens nennt man mich Mausi oder Frettchen (wie Frauchen darauf kommt kann ich mir überhaupt nicht erklären....)
Ich bin eine komische Mischung, irgendwie muss da ein Tibet-Spaniel mit gemischt haben, oder gar ein Pekinese? Ich weiss es nicht genau. Auf jeden Fall bin ich körperlich nicht sehr groß, gerade mal knappe 30cm, was ich mit meiner Klappe aber gerne wieder ausgleiche.
Frauchen nennt mich ihre mobile Meldeeinheit, weil noch nicht mal der Briefträger vorbei gehen kann ohne dass ich das laut bekläffe.

Ich stamme noch aus der Zeit, als Frau Ackermann mit einer Tierschutzorganisation auf Ibiza zusammen gearbeitet hat, bin also eine waschechte Katalanin (Olé), wofür auch meine gelegentlichen Temperamentsausbrüche sprechen. Aber jeder hat halt sein Päckchen zu tragen.....

Tja, ich kann euch sagen, dass Frau Ackermann meinem Frauchen damals gesagt hat, ich stamme aus der Perrera. Warum ich da gelandet bin? Ich weiss es nicht, vielleicht war ich nicht mehr niedlich genug, oder einfach zu frech? Auf jeden Fall möchte ich dieses düstere Kapitel meiner Vergangenheit gerne vergessen, also reden wir nicht mehr darüber. Ich wurde GOTTSEIDANK aus der Perrera mitgenommen, kastriert, geimpft, gechipt, und nach einer kurzen Rekonvaleszenz kam ich zu Ackermanns nach Zülpich. Hui, da waren größere Hunde als ich es bin, also habe ich mal lieber meine Klappe gehalten und auf niedlich gemacht, das spart einem viel Ärger.

Na, was soll ich sagen, kaum da und schon wieder weg – dann kamen nämlich Herrchen und Frauchen, die wollten einen zweiten Hund. Sie hatten mich im Internet gesehen und fanden, dass ich gut zu dem anderen Hund passen würde. Ich habe nach Kräften alle ignoriert, man hat ja Stolz und will nicht um ein neues Körbchen betteln, aber ich war schon froh, dass sie mich mitgenommen haben, ehrlich.

Zuerst habe ich mich wirklich zurückgehalten, und ich wollte ja auch lieb sein, aber irgendwie hat das nicht so richtig funktioniert. Ich hatte solche Angst, dass irgendwer mir mein neues Rudel streitig machen könnte, dass ich jeden Besuch angeknurrt und nötigenfalls auch gekniffen habe. Die Hauskatze habe ich versucht zu beißen, und den anderen Hund wollte ich unterbuttern, aber das hat er sich nicht gefallen lassen. Um den Frieden wieder herzustellen, hat Frauchen für mich einen „Personal Trainer“ engagiert. Der meinte, ich würde in seinen Gruppenkursen nicht gut aufgehoben sein, weil ich da nur Mätzchen mit den anderen Hunden veranstalten würde. Zur Gruppenarbeit wäre ich viel zu eigen. Außerdem wäre ich ein Angstbeißer. Bitte, was soll das denn heißen? Na ja, mein Trainer kam dann öfter zu uns, ich habe gelernt, dass ich keine Angst haben muss. Ich kneife keinen Besuch mehr, die Hauskatze sehe ich nicht mehr (Frauchen meint, dass er zu alt ist um sich noch mit meinem Gezicke rumzuärgern, und deshalb werden wir getrennt. Bitte, mich stört das nicht, und den alten Kater auch nicht, der ist froh.) und ich bin richtig lieb geworden. Ich laufe gerne Frauchen durchs Haus hinterher, schlafe am PC wenn sie daran arbeitet, liege gerne im Bett wenn ich denke dass mich keiner sieht, aber fremde Hunde kann ich immer noch nicht leiden, daran arbeiten wir noch. Irgendwie vermisse ich aber den anderen Hund, der mußte eingeschläfert werden weil er krank war, hat Frauchen gesagt, aber das verstehe ich irgendwie nicht. Für mich ist er nur weg.

So, ich hoffe, dass ich einigen Mut machen konnte mit meiner Geschichte. Es ist nicht einfach einen Hund quasi „aus der Ferne“ zu adoptieren, aber Herrchen und Frauchen haben sich nicht unterkriegen lassen von meinem Getue, und jetzt bin ich wirklich froh, dass ich hier bin.
Eure Peggy



Der Geschichte möchte ich noch eine kleine Anmerkung zufügen.
Peggy war zwei Wochen bei uns zu Gast.
Genau so, wie viele Interessenten sich das immer wünschen.
Der Hund ist quasi schon ein bißchen "ausprobiert", ein bißchen "zivilisiert" und "funktioniert" schon ein bißchen.
Bei uns war Peggy der liebste, unauffälligste, lustigste, kleine Hund überhaupt.
Völlig harmlos.
Meinen Kater hat sie nicht mal angeguckt.
Und im neuen Zuhause war sie die "kleine Prinzessin" und hat sich zum Tyrann entwickelt.
Naja...
Nicht ganz.
Aber dennoch war's hinterher, als Peggy anfing sich sicher zu fühlen, erst mal schwierig.
Und ich bin ganz froh, daß Peggys Dosenöffner durchgehalten haben.
Vielen Dank an der Stelle.

Worauf ich aber eigentlich hinaus will...
Jedes Lebewesen entwickelt sich in einer neuen Lebenssituation weiter.
Tun wir Menschen ja auch.
Wir verhalten uns zuhause anders, als auf der Arbeit, bei unserer besten Freundin oder bei Oma und Opa.
Und ein Hund ist in der Beziehung auch nur ein Mensch.

Ein Hund, der bei mir zu Gast ist, "funktioniert" innerhalb der von mir gesteckten Regeln.
Was Zuhause wird, ist immer ein bißchen eine Überraschung.
Das erzähle ich den Leuten auch immer.
Aber die Leute hören mir nicht zu, weil sie vom Hund soooo fasziniert sind.
Und Zuhause kommt dann die Feststellung, daß der Hund eben doch noch erzogen werden muß.
Das hat ja keiner gewußt und deshalb kommt der Hund zurück.
Wenn ein Hund aus der Vermittlung zurück kommt, ist das der Grund.

Deshalb sind mir die Direktvermittlungen aus dem Ausland eigentlich lieber.
Weil die Leute da nicht durch die Anwesenheit "ihres" Hundes abgelenkt sind, sondern mir wirklich zuhören.
Das sei einfach nur mal nebenbei erzählt.

Und ich bin mehr als glücklich, daß Peggy das Schicksal des "Rückläufers" erspart geblieben ist.
Noch mal danke dafür.