Picudo - von der Maus zum Hund



Es war einmal eine Maus, ohne Namen und ohne Haus. Diese Maus lebte im Tierheim in Lanzarote und obwohl die Maus eine ganz liebe war ging es ihr dort gar nicht gut. Viele Hunde gab es im Tierheim die gar nicht nett zu unserer Maus waren. Die arme Maus wurde gebissen und ganz arg ‘bullied’ so dass unsere Maus ganz ängstlich und scheu wurde. So ängstlich dass die Rute immer zwischen die Beine geklemmt war und – viel schlimmer – die Maus war so verschüchtert dass sie sich gar nicht mehr zum Futternapf traute. Deshalb wurde die Maus immer dünner und dünner, bis man alle Knochen sehen konnte. Dann kam zum Glück die Steffi und rettete die Maus.

Von nun an hiess die Maus Picudo oder einfach Cudo. So flog die braune Maus die nun Cudo hiess mit Steffi nach Deutschland und zog bei ihr und Pitt und Lilli ein. Aber nur zehn Tage: dann kam die Cudo-Maus zu uns. Das war ein grosses Abenteuer und der Cudo der noch immer mehr eine Maus als ein Hund war, war ganz schön verängstigt. Er hatte Angst vor seinem neuen Daddy (ein bisschen) und vor anderen Männern, vor der neuen Wohnung vor der Treppe, vor dem Flur, vor Fahrrädern, vor allen Plastik-Dingen (Eimer, Säcke etc.) halt einfach vor allem (ausser vor den Katzen, mit denen wollte er Spielen was mit einem vernichtenden Blick quittiert wurde). Die Angst legte sich dann aber schnell und anstatt die Rute traurig hängen zu lassen war sie nun immer schön aufgestellt und flatterte fröhlich im Wind. Jeden Tag blühte er ein bisschen mehr auf, das war schön mitanzusehen.

Nach ein paar Wochen zog der Cudo dann mit dem Rest der Familie in ein schönes grosses Haus mitten im Grünen. Das war aufregend und brachte viel Positives: der Cudo kann jetzt auswählen zwischen zwei offiziellen Betten (Hundekörbchen) und vier inoffiziellen (Sofas). Ausserdem gibt es einen schönen Wintergarten wo man rausgucken und Tiere beobachten kann. Dann gibt es da noch drei grosse Nachbarshunde die seine Freunde sind und Susi die Nachbarin, in die ist er verliebt.
Das schönste aber ist die Umgebung: Wiesen und Wälder, keine Häuser, keine Nachbarn, dafür aber eine Menge Mäuse. Man muss nämlich wissen dass der Cudo, nachdem sich seine Scheu gelegt hatte, zu einem hervorragenden Jäger mutiert ist. Na ja zugegeben, erst waren es ja nur Grillen; dann aber wechselte er zu Schmetterlingen und dann zu Mäusen. Und da ist er immer noch und zwar äusserst erfolgreich. Ausserdem sieht er alle Hasen, Rehe, und Füchse und würde denen natürlich am liebsten nachjagen wenn da nur nicht die blöde Leine wäre.

Scheu ist jetzt ein Fremdwort für den Cudo. Inzwischen grüsst er alle, ob Mann oder Frau (obwohl er Frauen noch immer ein bisschen besser mag). Er hat sich schon in alle Wohnungen von allen Nachbarn (wir wohnen in einer grossen umgebauten ehemaligen Mühle) reingeschlichen, sich umgeschaut, das Futter der Nachbarshunde geklaut und was weiss ich nicht angestellt. Ausserdem begleitet er manchmal seinen Daddy und guckt zu wie der aus dem Hubschrauber springt. Überhaupt keine Angst hat er vor dem Lärm und all den Männern in schweren Stiefeln – im Gegenteil, er lässt sich verwöhnen, kraulen und streicheln und geniesst die Aufmerksamkeit. Gewitter, Feuerwerke und anderen Lärm lässt in völlig kalt, er scheint das gar nicht zu hören und schnarcht seelenruhig weiter. Cudo kommt auch mit in den Pferdestall, während ich reite geht er dann aber mit Daddy joggen. Er mag Pferde nämlich und will denen immer zwischen die Beine springen.

Mit seinem lieben, freundlichen und neugierigen Wesen wickelt er alle und jeden um den Finger, Hunde inklusive. Er bekommt sogar Geschenke aus den USA zugeschickt so viel Eindruck hat er gemacht! Hundeplüschtiere sind besonders beliebt und werden mit viel Geschick operiert. Weil er ist ja nur ein Teilzeitjäger, sein anderer Beruf ist Chirurg. Ganz fein säuberlich holt er die Innereien aus den Plüschtieren raus und ist erst zufrieden wenn das Tier leer und naked ist. Manchmal betätigt er sich auch als Hausmann und räumt alle Dinge in sein Hundebett. Nichts darf mehr rumliegen, alles muss in sein Bett: Katzenspielsachen, Socken, Weinkorken, Bindfaden, Papier, der Inhalt vom Mülleimer im Büro, und Hauschuhe inklusive. Sowieso hat er einen strengen Ordnungsinn: das Bett in der Küche ist nur zum Schlafen (da darf absolute kein Spielzeug rein!), das Bett im Wohnzimmer ist um Dinge aufzubewahren, auf der einen Couch wird am Nachmittag geschlafen, auf der Couch daneben werden die Rinderohren und Knochen gefressen, und auf der Couch im Studierzimmer schläft er in der Nacht.

Cudo geht ja auch zur Hundeschule. Da geht immer sehr geordent und seriöus zu und her bis der Cudo dazukommt: dann wird wild herumgerannt, mit der Trainerin und anderen Frauen geschmust, die Leckerlies der anderen Hunde geklaut, aufgeregt rumgebellt (er bellt ja sonst nie, sehr zum Neid von anderen Hundebesitzern) und rumgeflitzt, anstatt schön neben mir herzugehen und die Übungen zu machen wie alle anderen – kurz, ein riesen Durcheinander. Trotzdem mögen ihn alle weil er halt so süss ist das ihm keiner widerstehen kann. Seinen bester Freund Murphy (ein Dobermann-Mix beinahe so ungezogen wie Cudo) trifft er da immer und dann laufen sie um die Wette (der Cudo gewinnt aber immer) und stiften zusammen Unsinn, während die Rottweiler brav ihre Übungen machen.

Sonst begleitet er mich jeden Morgen während meines täglichen Lauf-Trainings. Er ist ja mein Trainingspartner, den besten den man sich wünschen kann. Immer fit, immer aufmerksam, ausdauernd und ein guter Motivator. Nach dem Training schläft er den ganzen Nachmittag in seinem Körbchen, abends geht er dann manchmal nochmals laufen, mit seinem Daddy oder wir gehen im Feld Mäuse jagen. Das erklärt seine gute Form und sein gutes Benehmen zu Hause.
Selten macht er Unsinn, nur manchmal klaut er Katzenfutter. Hinterher versteckt er sich aber ganz schuldbewusst in seinem Körbchen und schaut so traurig, dass man ihm einfach verzeihen muss. Abends rollt er sich auf seinem Lieblingssofa zusammen und schläft dort mit seinem Plüschfrosch. Er wurde ja eigentlich viel lieber mit uns im Bett schlafen aber das darf er nicht weil da schon die Katzen sind. Weil der Cudo aber der Cudo ist und ein ganz schlaues Würstchen, schleicht er sich frühmorgens ganz leise trotzdem zu uns und ehe ich es mich versehe kuschelt sich eine kleine braune Maus in meinen Armen!

Obwohl erst einige Monate bei uns hat uns der Cudo schon viele, viele glücklichen Stunden bereitet. Viel Fröhlichkeit und Lachen hat dieses Würstchen in unseren Haushalt gebracht und unser Leben zum Guten bereichert. Der Cudo ist unser erster Hund und er hat es uns sehr einfach gemacht Hundehalter zu werden. Sobald es die Umstände erlauben, wollen wir einem weitern Podenco ein schönes Leben ermöglichen.
Podencos sind fröhliche und unkomplizierte Hunde, perfekt für sportliche Menschen die Tiere um der Tieren willen lieben. Warum Podencos so schwer zu vermitteln sind verstehen wir nicht. Fit, fröhlich, sehr lieb und verschmust, mit guten Manieren, umgänglich mit Mensch, Hund und Katze, intelligent und aufgeweckt – ein richtiger Hund halt!


(Fotos folgen, ich wollte Euch die schöne Geschichte bloß jetzt schon gönnen.)