Ardana - Prinzessin auf Urlaub



Auszüge aus dem Urlaubstagebuch
Von
Prinzessin Ardana
Anno 2008, Juni

In den letzten Tagen geschehen wundersame Dinge in und um unser Schloss, wuff. Berge von Wäsche werden bewegt, Dinge, die ich noch nie gesehen habe, werden in Boxen bereitgestellt, sogar mein Futter und mein Spielzeug wird verpackt. Wuff, das soll doch hoffentlich nicht bedeuten, dass ich schon wieder ausziehen muss?

Jaul, ich war doch immer gaaaaanz brav, lerne viel und höre immer öfter. Ich kann doch auch schon ohne Leine mit in den Vorgarten zum buddeln, wuff und im Feld laufe ich doch auch ganz lieb ohne Leine. Wuff, hat doch alles gut geklappt! Oben in der Wohnung habe ich auch noch nichts voll gemacht, wenn, dann erledige ich das auf Queen Mom’s Kokosmatte vor der Haustür. Aber das scheint niemandem so richtig recht zu sein, wuff. Sonderbar, weil doch mein Freund Benny, ein Jack Russel Rüpel em… Rüde der zu Besuch war, die Matte als offizielles Clo markiert hat, wuff.

Mal ehrlich, so schlimm wird das doch wohl nicht sein, ich verspreche auch, dass ich das nie wieder mache, Ehrenwuff!

Gestern dann erklärte man mir, ich brauche keine Angst haben, wir würden nur in Urlaub fahren, was auch immer das ist, wuff. Man erklärte mir weiter, wir würden mit dem Haus in den Urlaub fahren. Mal ehrlich, verarschen kann ich mich alleine, wuff! Haus mit in Urlaub, ha ha, wir sind doch keine Schnecken, und hinter das Auto wollen sie es hängen, das Haus! Als ich das gehört habe, hab ich mir erst mal mit der Pfote an den Kopf gefasst, wuff.

Dann sind wir mit dem Auto zu einem alten Bauernhof gefahren. Was soll ich euch sagen, außer wuff? Dort stand unter einer Scheune eine riesige Hundehütte aus Blech! Ei der Wuff noch eins, bei dem Anblick war ich erst mal wufflos. Das Ding hatte viele Fenster und eine Tür und tatsächlich Räder! Eine riesige Hundehütte auf Rädern, wer hätte das gedacht.

Wauz, Herrchen hängte das Ding an das Nupsie, das hinten am Auto ist und es folgte uns tatsächlich bis nach Hause. Rau wau, stellt euch vor, vor dem Haus blieb das Dings genau hinter unserem Auto stehen.


Herrchen machte es vom Auto los und schloss die Tür auf.
Wuff, das ist ja eine tolle Hundehütte, man kann da sogar rein gehen. Das hab ich dann auch sofort ausprobiert. Wuff, da ist ein Sofa drin


und ein Bett


und Schränke, oder so. Frauchen sagte, dass dies das Haus sei, womit wir in Urlaub fahren und das man es Wohnwagen nennt. Wuff, nun glaubte ich so langsam daran, dass man mit einem Haus in Urlaub fahren kann, was auch immer Urlaub ist, wuff. Peinlich nur, dass ich geglaubt habe, dass wir unser Schloss mitnehmen würden. Wuff, das muss einem aber auch erst mal alles erklärt werden, wuff wuff.

Zusammengewufft bedeutet das, die dicke, blecherne Hundehütte heißt Wohnwagen und ist ein Haus auf Rädern zum Mitnehmen. Das habe ich jetzt geschnallt. Nun wurde diskutiert, wohin wir denn mit dem Wohnwagen in den so genannten Urlaub rollen. Ich lauschte der Diskussion gespannt. Es ging hin und her, her und hin: da ist es nicht schön, zu teuer, zu weit, da gibt es Hundever bot…

Hundeverbot? Frechheit! Die Leute wissen ja gar nicht, was ihnen entgeht, wuff!

Frauchen erklärte mir, die Hundehalter wären das oft selber schuld wuff, weil viele einfach ihre Hunde überall hin machen lassen und die Hinterlassenschaften nicht verschwinden lassen, oder trotz Leinenpflicht lassen sie ihre Hunde einfach über den ganzen Campingplatz laufen. Wie auch immer wuff, durch ein Kratzen an Frauchens Bein mischte ich mich in die Diskussion ein. Es musste ja schließlich ein Ort gefunden werden, der meinem Status als Prinzessin entspricht. Wenn ich schon in einer Blechbüchse verreisen soll, dann sollte wenigstens die Umgebung spitze sein, wuff! Frauchen fuhr mir lachend durch das Fell und sagte: „Ich glaube, ich habe den richtigen Urlaubsort für unsere kleine Prinzessin gefunden: die Gravinsel!“

Wuff, oh je, Gravinsel. Was soll das denn sein, he? Verzweifelt schaute ich Frau- chen in die Augen. Warum nicht Königsinsel, oder Prinzessinenstadt oder oder Kaiserplatz oder so. Gravinsel, wie billig, wuff. Aber alles jaulen half nichts, Frauchen meinte, dass die Gravinsel genau der richtige Ort sei, um dort Urlaub mit einem halbwüchsigen Hund zu machen. Eine Insel im Rhein, ein Paradies für Hunde wuff, mit einer riesengroßen Hundewiese, einem Badesee, einem Angelsee und einer großen Leinwand, um Fußball zu schauen und dann erst die vielen anderen Hunde!
Wuff, sollte ich mich jetzt etwa darüber freuen? Ich mag doch gar nicht alle Hunde! Nur eine Gravinsel und die soll ich auch noch mit anderen Hunden teilen?
Diesem so genannten Urlaub, was auch immer das ist, sehe ich sehr skeptisch entgegen, wuff. Nah ja, wenigstens steht „Stern de Luxe“ auf dem Blechhaufen. Jedenfalls packte man die vorbereiteten Sachen da hinein und am anderen Morgen ging es los.

Urlaub, mein erster Urlaub! Was auch immer nun dieser Urlaub sein sollte, es fing äußerst unspektakulär an. Wir saßen im Auto und die Blechkiste folgte uns. Gähnend langweilig, ruff. Zeit für ein Nickerchen. Irgendwann rollten wir dann auf die Gravinasel. Das Auto zog dort die Blechdose auf eine riesengroße Wiese auf der noch mehr Blechkisten standen. Herrchen drehte einen so genannten Wurmi in die Erde und band meine Leine daran fest. Entsetzt beobachtete ich aus einigen Metern Entfernung was als nächstes geschah. Vor meiner Nase bauten meine Leute dann den Wohnwagen auf, wie sie es nannten. Wuff, aber was dann geschah, das schlägt dem Fass den Boden aus. Wie unwürdig, wuff, wie peinlich, wuff! Bauten die doch an das Blechhaus auch noch eins aus Stoff!


Unmöglich, wuff, Blech ist ja eine Sache. Aber Stoff? Ha, lächerlich, einfach lächerlich. Zum Schluss hängten sie auch noch Gardinen da rein. Stoffgardinen in ein Stoffhaus! Tatenlos musste ich von meinem Wurmi aus zusehen, ohne das alles inspizieren zu können. Ich konnte meine Aufregung kaum noch verbergen, wuff. Dann endlich kümmerte sich jemand um mich. Frauchen kam auf mich zu und fragte mich: „Nah Dana, wie findest du unser Feriendomizil? Man nennt es Camping, ist das nicht cool?“ Ich schlug die Pfoten über meinem Kopf zusammen, wuff, ein Haus aus Blech, eins aus Stoff davor, ich an der Leine festgemacht an einem Wurmi und das soll ich cool finden? Ich bekam fast einen hysterischen Anfall, aber die fanden das cool!


Verwufft und Wauz noch eins, was sollte nur aus mir werden? Wenn das Urlaub sein soll, dann mag ich ihn nicht. Das nächste Wort, das in mein Bewusstsein drang, war Gassi. Wuff, das kannte ich genau. Also gingen wir Gassi auf der Gravinsel.

Alles was mir in die Quere kam, bellte ich erst mal an. Frei nach dem Motto, was willst du? Meine Insel! Wufffff! Zu meiner Entschuldigung sei gesagt, ich hatte mich noch immer nicht ganz beruhigt, wuff. Als wir zurück waren, gab es Fresschen für mich. Ehrlich gesagt hatte ich schon Angst, mein Rudel wollte mich hier mit der riesigen Hundehütte aussetzen. Da sie immer noch da waren und Frauchen sich ihre Hausschuhe anzog, beruhigte mich das doch zusehends. Nach dem Fresschen inspizierte ich erst einmal ausgiebig das so genannte Campingdomizil. Na ja, so schlecht schien es ja gar nicht zu sein. Aber mal ehrlich, wuff, wer verlässt freiwillig sein Schloss, um in einer Blech- und Stoff- Hütte zu wohnen?

Herrchen meinte, man könnte ja mal versuchen mir die Leine abzunehmen, um zu sehen was dann passiert; von wegen Jagdtrieb und so. Wuff, was sollte da schon groß passieren? Ob der wirklich geglaubt hat, ich würde mich hier ganz alleine vom Acker machen? Wo sollte ich denn hin? Ich dachte, dass wäre eine Insel! Hier kenne ich mich doch überhaupt nicht aus. Nun denn, vorsichtshalber habe ich mich schön an Frauchens Versen geheftet, denn die war die Frau mit dem Autoschlüssel. Ich dachte mir, wo sie hin geht, da gehst du auch hin, wuff.


Doch welche Aufregung, plötzlich rollte sie davon, mit einem Gestell aus Rohren und zwei Rädern. Chris nannte es Drahtesel. Von wegen Esel, wuff, das Ding war grün, nicht grau und es macht nicht IA, sondern Ring Ring. Also erzählt mir keiner was vom Pferd, wuff, oder Esel, ruff. Natürlich wollte ich hinterher, doch Frauchen hatte „Bleib“ angeordnet. Also legte ich mich an die Ecke der Stoffhütte und wartete auf ihre Rückkehr.

Als sie zurückkam, hatte sie einen Ball dabei. Es gibt so viele Farben, die ich zwar sowieso nicht genau definieren kann, aber was meint ihr, welche Farbe der Ball hatte? Genau, gelb, wie der zu Hause. Dabei habe ich das Ding erst letzte Woche platt gemacht, besiegt, weggeputzt! Wuff , dem ging vielleicht die Luft aus, man hörte nur noch ein leises Ächzen, em, oder Röcheln oder so. Es hörte sich auf jeden Fall so an: „PPPFFFFFF.“ Jawohl, verwufft und wauz noch eins! Aber ich dachte mir „Dana, du brauchst bestimmt nicht lange, dann ist der neue Ball auch platt wie eine Flunder.“

Ich bin dann auch sofort hinter dem neuen Ball her, knurrte das Ding an, damit es wusste, dass es gleich meine Zähne zu spüren bekommt, wuff, ich riss mein Maul auf und sprang mit einem wahren Hechtsprung auf den Ball.


Doch das Biest war gerissen, es rollte sich geschickt unter mir weg, so dass ich auf der anderen Seite auf meiner Nase landete. Wauz, ich knurrte lauter, unerlässlich und versuchte es wieder und wieder, aber immer wieder rollte der Ball unter mir davon. Oder ich drüber hinweg? Na egal, wuff, ich änderte meine Taktik, weil reinbeißen ging auch irgendwie nicht. Irgendwie hatte der verflixte Ball zu tief Luft geholt, denn der war so dick und so fest, ich bekam mein Maul überhaupt nicht so weit auf. Aber ich dachte mir, wenn ich dich lange genug hetze, wuff, dann geht dir schon irgendwann die Luft aus. Ich knurrte weiter, ruff, weil das macht sich normalerweise immer gut, ruff und kickte mit den Vorderpfoten gegen den Ball, ruff, sprang hinterher, ruff, umkreiste ihn, ruff,


...kickte ihn weg, hechel ruff, aber leider schien der Ball viel besser in Form zu sein als ich, hechel hechel. Die Frage wem hier die Luft ausgeht, wäre damit allerdings geklärt, hechel. Meine Leute haben mich bei dem Kampf mit dem gelben Titanen beobachtet. Mir hing die Zunge vor dem Hals und die schienen Hocherfreut. Sie holten ein Deutschlandfähnchen, haben damit gewunken und gerufen „Ar-da-na Po-dols-ki“, und dann haben sie geklatscht wie im Fernseher, wenn die auch mit dem Ball spielen. Wuff, die freuten sich richtig. Vielleicht bin ich ja doch nicht so schlecht im Ballspiel wie ich dachte. Was nun den Ball angeht, dem geht schon noch irgendwann die Luft aus. Aber jetzt bin ich erst mal Hundemüde, gäääähn, die Sonne geht unter und taucht die Gravinsel in ein mystisches Licht.


Sieht echt so aus wie Konservendosen in der Bratröhre. Morgen ist ja auch noch ein Tag, wuff. Ich glaube, hier ist es gar nicht so übel.