Lilly - Nach einer Weile...



Hallo Frau Ackermann,
ich bin’s, Lilly G. Tüm.


Vor etwa einem Jahr und vier Monaten haben sie mich armes kleines bisschen Fell am Ostermontag am Flughafen Düsseldorf meinem neuen Rudel übergeben.
Ich war so perplex, dass ich sofort wieder in die Transportbox wollte.


Aber das war nicht drin.
Nachdem Sie meinem Herrchen noch gezeigt haben, wie man einen Hund trägt, konnte ich dann vom Flughafen evakuiert werden und mein neues Leben beginnen.
Gelegentlich habe ich Ihnen ja schon mal eine Geschichte geschickt, was ich so treibe, aber ich dachte es wäre mal wieder Zeit zu erzählen, was so Sache ist.


Erst mal, mir geht es soweit ganz gut.
Medizinisch bin ich, von gelegentlichen Zecken abgesehen, völlig fit.
Selten habe ich mal Durchfall oder eine verstopfte Analdrüse, aber das fällt eher unter Weh-Wehchen.


Manchmal werde ich geflauscht, Na ja, gut, öfter als manchmal.
Eigentlich relativ häufig.
Na gut: Fast immer.
Aber da kann ich echt mit leben.
Flauschen ist toll. Mein Frauchen kann das richtig gut.
Ich sage nur: Immer und überall.


Neuerdings muss ich mir anhören, dass ich einen ganz schon dicken Hintern gekriegt hätte.
Das ist aber auch wahr.
Hunde wachsen ca. das erste Lebensjahr.
Bis zum dritten Lebensjahr legen sie aber noch ordentlich Masse und Fell zu.
Ganz fertig bin ich noch nicht.
Ich habe noch Masse-Entwicklungspotential.
Aber ich treibe ja Sport.


Abgesehen davon, dass ich der persönliche Fitnesscoach meines Herrchen und meines Frauchens bin, und stets bemüht bin, die beiden auf Trab zu halten, betreibe ich derzeit Agility.
Parcoure mit 20 Hindernissen sind mittlerweile kein Problem für mich.
Ich habe raus, wiedas funktioniert, mein Herrchen braucht manchmal etwas länger (rechte Hand, linke Hand, vorwärts, rückwärts etc.).



Und anschließend gönne ich mir einen schönen Work-Out, da kriegen die Rüden erst mal gezeigt, wo der Hammer hängt.
(Ja, manchmal bin ich nach wie vor ein bisschen dominant)

Eines der schönsten Dinge, die ich mir nach wie vor regelmäßig gönne, sind Stinkestücke.
Jeder Hundebesitzer kennt diese gepressten Rinderhautdinger, die insbesondere nach einer Nacht im feuchten Gras das besondere Bouquet entwickeln.
Außerdem lohnt es sich erst dann barfuss reinzutreten, wenn die Dinger schön schleimig sind.


Ich weiß, es ist ekelig, aber ich stehe einfach drauf.
Manchmal, also sehr, sehr selten, es ist für mich immer ein besonderer Feiertag, bekomme ich etwas ganz Besonderes zu essen.
Ich kriege generell viel zu wenig zu essen; und Leckerlis kenne ich eigentlich nur aus der Werbung.
Aber zu besonderen Gelegenheiten gibt es schon mal was Spezielles.
Zum Beispiel‚ geeiste Fleichwurst on the rocks’.
Man muss erst mal drauf kommen, dass das in der Sonne schmilzt.


Ansonsten bekomme ich selten, also nur etwa ein- bis zweimal in der Woche, ein halbes Brötchen mit etwas barmherziger Leberwurst drauf.
Fall Sie jetzt Mitleid mit mir haben, schicken Sie mir einfach ein Leberwurstbrötchen.
Während der EM wurde ich auf Tore abgerichtet.
Bei jedem Tor habe ich gewufft, und bei Podolski-Toren gab es ein Bueno.
O.K. Vermutlich hätte es die Buenos auch ohne Tore gegeben.
Die EM ist vorbei und ich kriege trotzdem diese wohlschmeckenden Keksdinger.

Apropos Fußball.
Davon existieren derzeit leider keine Fotos, aber: Mit mir wären wir nicht nur Vizemeister geworden!
Ich entwickele eine besondere Energie, wenn es um Bälle geht, die so groß sind, dass ich sie nicht in die Schnauze kriege.
Dann werden diese runden Dinger bewegt, dass der Zaun wackelt.
Jawohl!

Was gibt es denn sonst zu erzählen?
Ach ja. Es ist wieder Saison.
Auf den Feldern rund um meine Heimatstadt wurde die erste Ernte eingefahren; es sind wieder Mäuse auf den Feldern.
Das finde ich hochgradig interessant.
Eine vorzeitige Wurmkur wird derzeit diskutiert.

Wenn es etwas gibt, das ich aus tiefster Seele ablehne, dann ist es Wasser.
Sei es das Konzept der Taufe, der Drainagegraben im Feld, das tiefe weite Meer, oder der Sommerdauerregen.
Wasser ist erstens nass und zweitens doof.
Meine Abneigung geht so weit, dass ich reingehe, wenn ich sehe, dass Herrchen den Gartenschlauch auspackt.

Also, Frau Ackermann, Sie sehen mir geht es gut.
Ihnen und ihren Gästen wünsche ich alles Gute und drücke für künftige Körbchenvermittlungen alle Pfoten.

Ihre Lilly G. Tüm.