Rufus - Die ersten Stunden



Hallo Frau Ackermann,

ich hoffe, Sie konnten sich einigermaßen von den gestrigen Strapazen erholen. Es war für Sie ein langer Tag. Ich möchte Ihnen noch einmal für Ihren Einsatz danken. Auch wenn es gestern nicht danach aussah, so habe ich mittlerweile doch den Eindruck, daß auch Rufus Ihnen Danke sagen will.


17.30 - dreimal im Viertel die Runde gedreht, vor lauter fremden Duftmarken beinahe das eigene Geschäft vergessen, zwischendurch immer nur kurze Nickerchen, die neuen Herrschaften wollten einfach nicht auf ihrem Platz bleiben. Jetzt, nach seiner zweiten Mahlzeit, jetzt kann er nicht mehr. Unser Held schläft tief und fest, hat nicht einmal bemerkt, daß ich das Wohnzimmer verlassen habe.

Er wollte wirklich nicht mit uns gehen. Es tat mir in der Seele weh, den kleinen Kerl mit Gewalt bis in Auto zu zerren. Zum Glück haben uns die Leute mit Shanna eingeholt. Zusammen mit der vertrauten Hündin ging es dann ganz einfach. Er starrte noch lange aus dem Rückfenster. Ich glaube, er hielt nach Ihnen Auschau. Dann aber übermannte ihn die Müdigkeit und er ergab sich seinem Schicksal. Wir kamen gegen halb vier nach Hause, hofften Rufus würde sich bei einem kurzen Spaziergang erleichtern. Aber er war einfach zu aufgeregt. Das "Unglück" war schnell beseitigt, dank Ihrer Vorwarnung hatten wir für diesen Fall vorgesorgt. Danach taute er auf, beschnüffelte jeden Zentimeter der Wohnung, freute sich ganz demonstrativ über die Hundebetten. Allerdings war er mit seinem Schlafplatz in der Diele gar nicht einverstanden. Vom Schlafzimmer aus hörte es sich an, als würde die Tür eingetreten. Dann hat mein Mann halt nachgegeben. Es dauerte noch einige Zeit, Rufus davon zu überzeugen, daß er nicht bei mir im Bett schafen kann. Gut das wäre auch geklärt.

Er ist sehr ängstlich und schreckhaft. Er muß vorwiegend schlimme Erfahrungen gemacht haben. Er markierte bis jetzt nicht ein einziges Mal, obwohl er all die viebesuchten Ecken gründlich untersucht. Er hat sich anfangs nicht getraut in unserem Beisein zu fressen, hat sich immer weggeduckt, wenn wir auch nur einen Schritt in seine Richtung getan haben. Aber es ist unglaublich zu sehen, wie er sich schon innerhalb eines Tages zum Positiven verändert hat. Vorhin konnte er beim Fressen schon meine Hand aushalten. Heute morgen wäre er - hätte ich ihn nicht fest angeleint - panikartig vor einem Fahrradfahrer ausgebüxt. Inzwischen hat er Fahrräder als ungefährlich eingestuft. Und etliches mehr. Das Wichtigste ist, daß er sich inzwischen ganz nach mir richtet, wenn ihm etwas unheimlich ist. Er bleibt stehen, sieht mich an, wartet auf meine Reaktion. Eine gute Basis für die Hundeerziehung.

Er schläft immer noch. So fest. Ja, er atmet noch.


Demnächst mehr

liebe Grüße von Ingrid Pannhorst