Oscar


Sicher erinnern Sie sich noch ebenso gut wie ich an jenen, für mich alles entscheidenden Tag, da ich mein Körbchen bezog...
Obwohl, nein, vermutlich wird sich keiner erinnern, denn seinerzeit schon war ich ein wenig verloren.
Ein Photo von einem zotteligen, freundlichen, kleinen Kauz war zwischen all den Sympathieträgern der Vermittlungsseiten allgegenwärtig, doch wenig präsent.

Ein Schicksal, was ich ganz sicher mit dem einen oder anderen Kumpel auf den aktuellen Vermittlungsseiten teile.
Daß es sich aber in jedem (!) Fall lohnt, dem Kleingedruckten neben bzw unter den vermeindlich unspektakulären Bildern und damit den Kerlchen, die sich darin vorstellen, eine Chance zu geben, erleben - in aller Bescheidenheit - meine Rudelmitglieder jeden Tag auf´s Neue.

Aber wo fange ich an???
Am besten mit meiner Flucht im März des letzten Jahres. Mein Weg führte nicht direkt in mein neues Zuhause.
So landete ich zunächst im "Auffanglager" bei Steffi, die mir einen Tag lang Asyl in Zülpich gewährte, da mein neues Körbchen noch von Handwerkern den letzten Schliff bekam (neue Fenster, nein was für ein Aufwand nur für mich - Elli wird es nicht schaffen, mich vom Gegenteil zu überzeugen).
Ein sonniger Dienstag, den 23.03.2010, sollte mein großer Tag werden, an dem ich endlich MEIN neues Körbchen beziehen sollte; (m)eine Herzensdame, Leckerlies im Überfluß, kleine Leute, mit denen ich meine "fünf Minuten" liebend gerne verbringen und die ich bei ihren "fünf Minuten" begleiten würde, große Leute, mit großen, ausdauernden Krauelhänden...und noch viele, viele andere Dinge, deren Wert ich bei meiner Ankunft noch nicht erfassen konnte....

Vollkommen von der Aufregung übermannt habe ich anfänglich wohl das ein oder andere Verbotsschild übersehen; aber weil ich durchaus willens war, haben es die vier- und zweibeinigen Ordnungshüter dennoch geschafft, mich mit den geltenden Regeln vertraut zu machen und v.a. Entspannung in mein bis dahin rast- und trostloses, eintöniges Leben zu bringen.

Von der Vorstellung, ich als waschechter, temperamentvoller Spanier würde Elli zu Wachs in meinen Pfoten werden lassen, verabschiedete ich mich ebenso schnell und stellte mich stattdessen auf umgekehrte Machtverhältnisse ein, was mein Nachteil nicht sein sollte.
Schließlich regierte draußen eine Welt aus Armeen in Reih und Glied, wachsam aufrecht stehender Grünstreifen, die sich auf unserer Route in synchronen Drohgebärden vor uns wiegten.

Und obwohl sie in höher, teilweise bis in den Himmel ragenden, braunen, vielarmigen Gestalten Unterstützung fanden, spazierte sie in einer Leichtigkeit hindurch, als wäre es nichts.
Ich für meinen Teil habe versucht, die Gefahren durch Gebell abzuwehren - ergebnislos.
Also habe ich mir bald Ellis Strategie zu eigen gemacht und mich auf die angenehmen Seiten der Spaziergänge konzentriert. Spuren, Spuren und natürlich Spuren - die hält der unmittelbar vor der Tür liegende Wald Tag für Tag bereit.
Zudem ist ein Sportplatz nicht weit,

... auf dem wir fleißig üben, Mäuse aufschrecken und Elli ihrer Leidenschaft für Bälle nachgeht.
Am liebsten aber mag ich die Suchspiele oder mit Elli zusammen quer durch´s Gelände jagen oder mich in den anliegenden Bach zu stellen (weshalb ich das mache, bleibt mein Geheimnis).


Und Hundefreunde treffen. Und zu Hause? Auch da spielen Elli und ich gerne Fangen, aber v.a. habe ich mein warmes Körbchen - oder Ellis...und Schöße, Betten, Sessel, Sofas.
Ist einer der Zweibeiner im Raum, mache ich "diskret" auf mich aufmerksam und versuche mit eben dieser Diskretion zu vermitteln, daß so eine Schmusestunde für den Moment doch was ganz feines wäre.
Wenn ich meine fünf Minuten habe, teile ich auch diese gerne mit den anderen.
Ja, so vergehen die Tage hier im Spiel und Spaß, mit Schmuserei und Abenteuern...und mittlerweile sind bereits so viele Tage vergangen...


daß bald mein erstes Jahr komplett ist.



Für die große Sause, die anläßlich meiner Volljährigkeit steigen wird, müssen noch einige Erledigungen stattfinden.
Leute, die Liste ist lang und will rechtzeitig abgearbeitet werden.
In diesem Sinne lassen Sie es sich gut gehen - so wie ich - nicht zuletzt Dank Steffi !!!



Liebe Grüße,
Ihr Oscar