Don – ich habe viele Namen

Hola amigos!



Mir geht's jetzt richtig gut. Als ich zusammen mit Gretel und Thea in Düsseldorf angekommen bin und Steffi uns in den Transportboxen zu unseren Menschen gebracht hatte, war mir noch ein bißchen schwummrig. Die beiden anderen wurden von Steffi aus den Boxen geholt, von ihren Körbchengebern auf den Arm genommen und zum Auto getragen. Kein Gedanke, daß man MICH zum Auto hätte tragen können. Ich hatte mir ja in meiner Zeit im Knast ein ganz schönes Übergewicht angefressen. Aber selber laufen war auch noch nicht drin. Also wurde ich in der Transportbox auf dem Kofferkuli zum Parkhaus geschoben und dort erst hat Steffi mich rausgelassen.
In das Auto bin ich sofort rein. Es war da schön weich und dunkel und gemütlich, und mein neues Frauchen saß neben mir und hat mich die ganze Zeit über gekrault und mit mir geredet. Das war schön. Jedenfalls für mich. Meine Körbchengeber waren von der Situation weit weniger angetan. Warum? Nun, ich verströmte einen unvergleichlichen, absolut einzigartigen Geruch. Ganz übel. Aber die beiden haben tapfer durchgehalten, auch wenn ihnen die Brille beschlug, die Augen tränten und die Kilometer doppelt so lang zu sein schienen.
Zuhause angekommen, vertraten wir uns erst mal die Beine. Ein Stück Weg von etwa zwanzig Metern. Immer hin und her und hin und her und hin und..... Bis ich kapiert hatte, warum wir das taten, hat es eine Weile gedauert. Aber dann!
Danach sind wir ins Haus und haben uns schlafen gelegt. Für mich stand da ein großes Körbchen mit einem herrlich dicken Kissen drin. Der pure Luxus! Ich habe mich darin zusammengerollt und mich die ganze Nacht nicht mehr von der Stelle gerührt.



Den Schlaf hatte ich auch bitter nötig. Am nächsten Tag ging es hier nämlich rund. Streß pur, kann ich Euch sagen. Erst mal spazierengehen. Sooo viele neue Eindrücke! Und ich habe ja so gar keine Muskeln mehr nach der langen Zeit im Tierheim und auch keine Ausdauer. Das muß erst alles langsam wieder neu aufgebaut werden. Aber da arbeiten wir dran. Alle zusammen. Das wird schon werden.
Dann lebt hier im Rudel noch ein Kater. Das hätte ich ja gerne geändert. Aber da kriegte ich vielleicht einen Anschnauzer von meinen Leuten! Also so was aber auch! Ich hab mich richtig erschrocken. Ich konnte doch nicht wissen, daß die hier so an dem schwarzen Vieh hängen! Man hätte sich doch einigen können! Jeder die Hälfte, oder so..... Na ja. Mittlerweile habe ich kapiert, daß der Kater zum Rudel gehört. Sei's drum. Im Grunde bin ich ja doch mehr der verträgliche Typ.



Nachmittags dann wurde ich ausgiebig gebürstet und danach nach draußen gebracht. Dort kam Herrchen mit dem Gartenschlauch an und Frauchen mit ein paar Handtüchern und einer Riesentube Hundeshampoo. Was dann abging, habe ich noch nicht erlebt. Immerwieder wurde ich eingeseift, das Zeug wurde einmassiert, ausgespült und dann ging es wieder von vorne los. Und nochmal. Und nochmal. Und, weil's so schön war..... Ich wollte nicht, aber meine Meinung hat niemanden interessiert. Aber: Ich war nicht der einzige, der dabei naß wurde!



Als es endlich überstanden war, hat Frauchen mich ganz lieb trockengerubbelt und ein paar Stunden später nochmal gebürstet. Jetzt ist mein Fell glatt und glänzend, und der Tierheim-Duft ist weg.
Auch glauben meine Leute, daß ich mir wohl nur aus Langeweile so viel Speck angefressen habe. Essen interessiert mich nämlich eigentlich nicht. Die erste Zeit habe ich hier nichts angerührt. Fast vier Tage lang habe ich nichts gefressen. Weder Hundebrocken noch Leckerlie oder Kaustangen. Frauchen dachte schon, daß ich genug hätte an Fotosynthese, und ist öfter mal mit mir rausgegangen.
Aber hier passiert so viel, daß Futter mir nicht mehr wichtig ist. Dabei steht hier ständig Futter und Wasser für mich bereit. Tag und Nacht. Meine Essensschale ist immer gefüllt.
Mein Desinteresse am Futter macht es allerdings schwierig mich zu erziehen. Ich bin dadurch nämlich unbestechlich. Überhaupt gehe ich den Dingen gerne auf den Grund. Hinterfrage das Warum, und so. Ergründe das für mich Wesentliche. Dabei lasse ich mich dann auch nicht ablenken. Und weil ich so ein Mordskaliber bin (jedenfalls noch), komme ich auch genau dahin, wo ich will. Bisher jedenfalls. Allerdings kennen meine Leute jede Menge Tricks, um mich abzulenken, so daß ich schließlich doch das mache, was sie wollen.

Und das bringt uns zu meiner Namensgebung. Hier nennen sie mich Don. Oder Bolo. Oder Bärchen. Oder Dicker. Oder Dampfwalze. Oder Labbi im Schäferpelz. Das stört mich nicht im mindesten. Im Gegenteil, das mag ich ganz gerne. Vor allem, wenn mein Frauchen mir dabei den Rücken massiert.....

Andere Namen hingegen finde ich weniger gut. Vor allem, wenn die in so einem scharfen Kommandoton ausgesprochen werden. 'Nein!', beispielsweise. Oder 'Stop!', oder 'Laßdas!!!'. So nennen sie mich hier, wenn ich irgendwas mache, was ich nicht darf. Oder 'neinverdammtnochmal', wenn ich, um Mißverständnisse auszuschließen, das Ganze nochmal austeste. Wie gesagt, ich bin gründlich. Das führt dann auch mal zu Namen wie 'sagmalspinnstdu?!?', oder 'bistdunochzuretten?!?'. Diese Art mag ich nicht besonders gern. 'Schätzchen' dagegen.....

Auch 'Hundeschule' habe ich schon öfter gehört. Der Begriff sagt mir zwar nichts, aber ich glaube, es hat etwas mit mir zu tun. Ob das auch ein neuer Name ist? Wir werden sehen.

Aber wie auch immer: Tausend Dank liebe Patentante Steffi, daß Du mich aus dem Tierheim geholt und mich gerade in dieses Körbchen hier vermittelt hast. Mein Herrchen wollte ja eigentlich wieder ein Hundemädchen haben, und mein Frauchen war damit einverstanden. Aber die beiden hatten sich jeder für ein anderes Hundemädchen entschieden und konnten sich nicht einigen. Deshalb haben sie erstmal Dich befragt, und Du hast ihnen von mir und meinem tollen Charakter erzählt. Dir ist es zu verdanken, daß sie sich schließlich für mich entschieden haben. Nochmal danke, daß ich meine Chance bekommen habe. Ich werde sie nutzen.

Nur ein Ding kapiere ich nicht: Warum schleppt Herrchen am Wochenende andauernd viele, viele Gläser und viel Zucker an und schnibbelt mein Frauchen all das Obst klein und kocht dermaßen viel Marmelade? Was wollen die bloß damit?