Oona - Freitag der Dreizehnte

Hallo Leute!
Nun muss ich endlich mal von meinem neuen Leben erzählen, das so merkwürdig begann...
Es passierte im Juni, an einem Freitag. Es war der Dreizehnte, und ich glaube, es war Vollmond. Ich erinnere mich daran, dass Steffi Ackermann bei uns im Tierheim bei Santiago zu Besuch war. Naja, das war sie ja öfter mal. Aber dann war doch alles anders und irgendwie merkwürdig. Ich fühlte ich mich plötzlich völlig entspannt, also irgendwie so tralala ... Dann muss ich eingenickt sein. Als ich aufwachte, war da wieder Tante Steffi, die mich aus einer Kiste herauszog. Und fremde Wesen, die ihre Hände nach mir ausstreckten. Sie redeten in dieser merkwürdigen Sprache auf mich ein, in die auch mein Norbert im Tierheim immer mal abrutschte. Also, ich verstand kein Wort!



War ich auf einem fremden Stern gelandet? Waren diese Wesen harmlos? Ich habe mich gar nicht getraut, die Augen richtig aufzumachen. Außerdem war alles um mich herum noch so wattig. War ich auf einer Wolke gelandet? Da ich eh keine Wahl hatte, ergab ich mich in mein Schicksal. Sie nahmen mich einfach mit. In einem stinknormalen Auto. Also, ich hatte wirklich eine fliegende Untertasse erwartet!
Es war dunkel unterwegs, aber ich konnte nicht mehr schlafen. Eines der Wesen kraulte mich, und alle redeten mich immer mit OONA an. War das Außerirdisch für SAMBA? Als ich wieder aussteigen durfte, war mir endgültig klar, dass dies hier nicht die Erde sein konnte. Die Wesen bestanden darauf, mit mir immer hin und her zu gehen. Von einem Baum zum anderen und zurück. Völlig bekloppt. Aber die Bäume standen nicht aufrecht, wie man das so kennt, sondern lagen kreuz und quer in der Gegend rum. Alles voller Äste, Zweige, Blätter. Welcher Chaos-Planet war das?
Ich habe mir dann vorsichtshalber JEGLICHES Geschäft verkniffen. Weiß ich denn, ob sich diese Liege-Bäume nicht vielleicht wehren, wenn man sie anpinkelt? Vorsicht ist die Mutter der Porzelllankiste! Und siehe da: Meine Standhaftigkeit wurde belohnt. Schon nach EINEINHALB Stunden hatte ich das Wesen am anderen Ende der Leine besiegt und durfte in ein Haus gehen.



Da drin stand ein himmelweiches, riesiges Körbchen. Mit Kuscheldecke! Für mich? GANZ ALLEIN FÜR MICH? Das war so unglaublich, dass ich mich erst gar nicht hineingetraut habe. Also haben sie mich hineingewuchtet. Ok, ich bin ja auch eine gewichtige Persönlichkeit... Ich glaube, so gut habe ich noch nie geschlafen. Und ich musste auch die ganze Nacht nicht müssen.
Als es hell wurde, inspizierte ich die nähere Umgebung und entdeckte einen Garten mit vielen wilden Ecken zum Verstecken. Die habe ich mir ALLE angesehen. Man weiß ja nie, wofür man das nochmal braucht!



Ich durfte überall hingehen, sogar in den Teich. Tja, und so bis zum Bauch im Wasser überkam es mich. Ich konnte ich mir das Pinkeln endgültig nicht mehr verkneifen... Fotos gibt es davon natürlich nicht, denn damit habe ich alle überrascht. Und weil ich den Eindruck hatte, dass alle ganz begeistert davon waren, habe ich mir sofort vorgenommen, das in den nächsten Tagen öfter mal zu tun. Ich meine, man will ja schließlich nicht ungefällig sein!
Allerdings währte meine neue Gartenfreiheit nicht lange. Irgendwie haben sie mich wieder ins Haus bugsiert, und dann ... dann wurde ich gnadenlos geduscht.
HALLO?
Ich war doch gar nicht stinkig! Aber das Frauchen-Wesen bestand trotzdem darauf, unter dem Motto: Da weiß man, was man hat! Ich habe dann vorsichtshalber still gehalten und mich auch nur einmal ganz leicht geschüttelt. Allerdings muss ich gestehen, dass es eigentlich eher angenehm war, so mit warmem Wasser und viel Geschubbere. Und dann dieses Trockenrubbeln! HERRLICH!!! Mein neuer Planet begann mir zu gefallen.
Kaum hatte ich die Körperpflege hinter mir, wurde ich auch noch belohnt. WOW!



ÜBERIRDISCH LECKER!
Zur Sicherheit habe ich diesen Schatz dann erst mal vergraben. Und es war mir auch völlig schnuppe, dass man mir so was wie "Erdferkel" hinterherrief.



Schnell mal gucken, ob auch keiner guckt...



... und dann einfach so gucken, als wäre nix gewesen!



Hier liege ich übrigens in meinem Glockenblumenbett. Das kennt Ihr zwar schon aus dem "Aktuellen" vom Juni, aber da war es ein Profilbild von mir und ich sah aus wie eine fette Wuchtbrumme. Also, diese Aufnahme hier finde ich viel vorteilhafter.
Weil mein Kopf jetzt endgültig wieder klar war, habe ich natürlich erkannt, dass die Wesen um mich herum doch Menschen waren. Ich bin ja nicht blöd. Und sie erklärten mir, dass gerade ein großer Sturm die Bäume umgeschmissen hatte. Schade eigentlich! Ich liebe nämlich den Wald. Da gibt es so schön viele Hasen und Kaninchen. Und hier fehlt jetzt ziemlich davon.



Bis heute gibt es immer noch furchtbar viel aufzuräumen. Ich kontrolliere diese Arbeiten natürlich regelmäßig.



Der Sturm hieß ELA. Soso. Den Namen hatten meine neuen Leute auch für mich in der engeren Wahl gehabt. VOR dem Sturm. DANACH war dieser Drops gelutscht. Bin ich froh, dass es dann OONA für mich wurde! Das ist nämlich nach den gälischen Sagen die schönste aller Feenköniginnen. Passt also genau! Seit ich das weiß, sitze ich besonders gern neben meinem Freund, dem Froschkönig, und übe den sanften, edlen Feenblick.



Inzwischen sind rund drei Monate vergangen, und ich verstehe schon ganz gut Deutsch. Wenn ich will. Meine neue Familie weiß nun auch, warum mich der Jäger damals ins Tierheim abgeschoben hat. Ich bin eben manchmal ein wenig schreckhaft. Plötzliche Armbewegungen oder alles, was nach Stock aussieht, wie Besen, Staubsaugerrohr, Harke und so, machen mir Beine. Ok, wir arbeiten natürlich daran. Mit Erfolg. Meine Familie bewegt sich schon viel vorsichtiger!
Auch so bin ich ganz zufrieden mit ihnen. Nur einmal nicht. Da hatte ich mir mal schnell Frauchens Brille vom Couchtisch gegriffen. Ich meine, ich wollte doch nur mal gucken, was daran so toll ist, dass sie die ständig auf der Nase hat. Leider hat sie das mitbekommen. Also, DIESEN Schrei werde ich sobald nicht vergessen! Zur Strafe musste ich dann auch eine Brille aufsetzen.



Das fand ich einfach nur doof.
Genau wie den Besuch bei der Tierärztin. Das war so eine ganz Schlaue. Ich schlendere da ganz jugendlich lässig rein, aber die Dame will nicht glauben, dass ich erst flotte fünf Jahre alt bin! Unverschämtheit! Nur wegen der paar Falten am Hals, was? Schon mal selbst in den Spiegel geguckt?
"Ach ja, bei diesen Auslandshunden wird doch immer mit dem Alter geschummelt, damit man die alten Viecher noch vermitteln kann." Mein Frauchen und ich grinsten uns an. Und als die Dame mich dann genauer angesehen hatte, war sie ganz platt: "Oh, das Alter stimmt ja doch! Und fit wie ein Turnschuh! Und so gelassen! Als Jagdhund! Bei DER Vergangenheit? Vier Jahre Tierheim? Unglaublich!"
Na bitte! Ihre eigenen Jagdhunde wibbelten die ganze Zeit nervös vorm Fenster rum.
Nur meine Zähne waren nicht 1a.
Deswegen waren wir ja auch beim Tierarzt. Also in den Tiefschlaf versetzt und Zähne geputzt.
Und thwei Pforderthäne gethogen!
Pfff !!!
So hatte ich mir das eher nicht vorgestellt. Den Rest des Tages verbrachte ich in meinem Körbchen. Ich war fix und alle.



Und ich hatte einen verrückten Traum. Wahrscheinlich von den Tierarzt-Drogen. Um mich herum lauter Kaninchen! Alle wollten mit mir schmusen, und eins flüsterte mir ins Ohr, dass ich doch endlich mal die Kaninchenjagd sein lassen soll.



So ein Schwachsinn! Wo ich doch die größte Kaninchenjägerin unter der Sonne bin! Vor lauter Empörung wurde ich wieder hellwach. Und ich musste feststellen, dass mein Frauchen mich hinterlistig gelinkt hatte mit dieser Karnickelparade.



Wie überaus witzig!!! HaHa!!!
Beim nächsten Spaziergang habe ich mich dafür gerächt und EXTRA ausgiebig JEDE Fährte abgeschnüffelt. Stundenlang. Ätsch!



Überhaupt liebe ich diese stundenlangen Spaziergänge. Da bin ich ständig in Bewegung, so dass meine Leute immer nur verwackelte Fotos machen können.



Ich bin jetzt nämlich ein richtig fittes Mädel. Mit Taille! Das kommt daher, dass ich meine Menschen trainieren musste. Die sind in den ersten Wochen so was von langsam mit mir durch die Gegend geschlichen, dass es schon fast peinlich war. Jetzt sind sie flotter!
Aber ich bin nun ganz erledigt von der vielen Erzählerei. Bleibt nur noch kurz zu sagen, dass ich inzwischen so richtig in meinem neuen Zuhause angekommen bin. Mit meiner Familie muss ich natürlich noch etwas arbeiten. Aber sie parieren schon fast aufs Wort.
Liebe Patentante Steffi, ich bin wirklich froh, dass ich mich auf Dein Bauchgefühl verlassen habe. Schließlich kennst Du die zu vermittelnden Menschen persönlich. Tausend Dank dafür!



Gehabt Euch wohl und fühlt Euch liebevoll gedrückt
von Eurer Feenkönigin Oona!
(Samba aus Santiago)
(September 2014)