Darum ein "KG- Hund"



Ein Erfahrungsbericht von Anja


Ein Körbchen für einen sogenannten „Handicap-Hund“ (Amie)

Gerne möchte ich die Erfahrungsberichte zur Vermittlung eines Hundes über „Körbchen gesucht“ durch meinen Beitrag ergänzen.

Kurz zur Vorgeschichte: Großgeworden mit Dackeln, Mittelschnauzern und Boxern, als Jugendliche Mitglied in einem Hundesportverein, der sich dem damals gerade aufkommenden „Breitensport“ mit dem Hund verschrieben hatte, mehrere Jahre Mitarbeit während der Ferien in einer Hundepension und die Ausbildung mehrerer (nicht eigener, sondern mir zeitweise anvertrauter) sogenannter „Gebrauchshunde“ und zweier Mischlinge von der Begleithundeprüfung bis zur Schutzhunde 1 und Reitbegleithundeprüfung sowie die Tatsache, seit dem 12. Lebensjahr glückliche Hundebesitzerin sein zu dürfen, haben mir eine grundsätzliche Offenheit und Unvoreingenommenheit gegenüber jeder Rasse und deren Mischungen beschert, und all diese Hunde, die bisher mein Leben begleitet haben, haben mich auch so manches, oft gravierende Problem, lösen lehren.
Diese langjährige Hundeerfahrung hat mich immer davor bewahrt, blauäugig oder aus purem Mitleid (und so dem Hund evtl. nicht gerechtwerdend) in ein Hundebesitzerdasein hineinzuschliddern, wenn denn dann mal wieder der Zeitpunkt da war, einem neuen Hausgenossen ein Körbchen anzubieten.
Als man mir vor anderthalb Jahren in einer Klinik noch etwa 6 Monate Lebenserwartung für meine DSch/Collie-Mischlingshündin prognostizierte, war es für mich an der Zeit, mich nach einem Nachfolger umzuschauen.
Ich wollte das uns verbleibende halbe Jahr nutzen, damit sich unser Neuzugang noch an „Tara“ orientieren kann, sprich mit uns zusammen in Altenheime und Tagesstätten für Senioren (die ich beruflich bedingt regelmäßig besuche) geht und so auf das "EinmalEins im Umgang mit alten Menschen“ vorbereitet wird.

Meine Vorgaben an mich selbst waren: eine Hündin sollte es sein, kein Windhund oder Jagdhund (Mix) (er muß ableinbar und dabei gehorsam sein), kleiner als Tara und damit „handlicher“ für die älteren Menschen, kein Welpe (dafür fehlt mir zur Zeit einfach die Zeit), aber auch kein Temperamentsbolzen, dem die alte Tara krankheits- und altersbedingt nicht mehr gewachsen sein konnte und ich dann vermutlich zwei unglückliche Hunde zu Hause sitzen gehabt hätte.

Also habe ich mich auf die Suche gemacht. In diversen Tierheimen in der näheren und weiteren Umgebung und auf unzähligen Homepages im Internet. Die Suche verlief ein halbes Jahr! für mich ergebnislos.
Bei vielen Internetportalen hatte ich oft den Eindruck: „Hurra, wir haben jemand für den Hund. Nimm ihn.“ Je hartnäckiger ich nach Eigenschaften, Vorleben, Macken, gesundheitlichen Problemen des Tieres nachfragte, um so unwillkommener war ich als potentieller Kandidat in den meisten Fällen.
Machte ich mit meiner Fragerei zu viel Mühe? War es peinlich, wenn ich darauf hinweisen konnte, dass mir gegebene Antworten nicht zur Beschreibung des ach als so lieb angepriesenen Hundes paßten, also irgend etwas da nicht stimmen konnte?
In den Tierheimen, die ich besuchte, war das Pflegepersonal recht häufig mit meiner Nachfragerei und Hartnäckigkeit überfordert. Wenn z.B. am Zwingerschild der Hinweis „beißt gelegentlich“ steht (welcher mich erst mal nicht abschreckt) und ich wissen wollte, in welcher Situation der Hund gebissen habe, war ratloses Schulterzucken die Antwort „die Familie, die ihn abgegeben hat, habe das so gesagt“. (Randbemerkung: Armer Hund, hier ist das Scheitern der Vermittlung schon vorprogrammiert!).

Irgendwann im Juli 2007 bin ich durch Zufall auf die HP von „Körbchen gesucht“ gestoßen. Mir gefiel die freundlich und informativ aufgemachte Seite, auf der man auch endlich mal ausführliche Informationen darüber erhielt, wer denn eigentlich hinter der Vermittlung der Hunde mit welchem Motiv steckt.
Das zweite Plus, das dazu führte, daß ich mehr stöberte, war, dass nur wenige Hunde zur Vermittlung angeboten wurden, diese dafür aber mit einer ausführlichen Beschreibung, die auch das „Negative“ oder „Schwierigwerdenkönnende“ nicht verschwieg.
Das grundsätzliche Anliegen, nicht die Vermittlung der Tiere „auf Teufel komm raus“ zu betreiben , sondern mindestens mit gleicher Energie die Lebensbedingungen der Tiere vor Ort zu verbessern, machte mir „KG“ noch symphatischer.

Ich stöberte also ein bißchen durch die Hundebeschreibungen der zu vermittelnden Tiere und stieß auf „Amie“.
Hündin, „aus dem Gröbsten raus“, 40 cm, kastriert, hundeverträglich und freundlich gegenüber den Menschen, das paßte.
Wohl überlegt mußte die Tatsache werden, daß Amie eine wohl intensiv behandelte, aber u. U. in Zukunft noch hohe Kosten verursachende Beinverletzung hat, also ein sogenannter „Handicap-Hund“ ist.

Als ich diesen Punkt für mich mit „das schaffen wir“ beantwortet hatte, habe ich an Steffi Ackermann eine sehr ausführliche email geschrieben und eine freundliche Antwort erhalten. Rückfragen meinerseits (z.B. bzgl. der Prognose für die Beinverletzung oder nach Röntgenbildern) wurden immer am gleichen Tag freundlich und sachlich beantwortet.

Im August kam es dann zusammen mit Tara und Fotos von Zuhause zum obligatorischen Besuch im Ackermannschen Garten bei dem auf MEIN Anliegen, doch bitte die Ackermannschen Gäste nur nach und nach zu Tara zu lassen, da Tara ebenfalls durch 2 schwere Erkrankungen gehandicapt ist, nicht mit Mißtrauen (ich hatte Tara ja zuvor als absolut verträglich beschrieben), sondern positiv reagiert wurde, daß es schön wäre, wenn jemand so Rücksicht auf die Einschränkungen seines Hundes nehmen würde.
Am Ende unseres Besuches, der ein ausführlich gegenseitiges Fragen und Antworten beinhaltete, hatte ich das gute Gefühl, OHNE Amie je gesehen zu haben: DAS ist der Hund, nach dem du so lange gesucht hast.

Am 17. Oktober 2007 ist Amie dann bei uns eingezogen. Frau Ackermann hat es möglich gemacht, daß Amie wegen meines Urlaubes und einer mehrwöchigen beruflichen Verpflichtung in ihrer vertrauten Umgebung in der Slowakei bleiben konnte, bis ich mich ihr in Ruhe widmen konnte.

Nach einem Jahr kann ich folgendes Fazit ziehen: alle von Frau Ackermann beschriebenen Eigenschaften Amies treffen zu. Daß Amie mit jetzt fast 3 Jahren schon mal mit Tara rumzickt, liegt daran, daß sie jetzt als ausgewachsene und reife Hündin, wie in der Natur auch, ihre Rangordnung verbessern will.
Daß sie hin und wieder lahmt und dann mit (teuren) Medikamenten unterstützt wird, war abzusehen. Die Verletzung ist gravierend und in der Beschreibung war ehrlich geschrieben, daß keine Aussage getroffen werden kann, wie sich der Heilungsprozeß entwickelt.
Daß sie Angst vor sehr großen, dunkel gekleideten Männern hat, war nicht bekannt, aber irgendetwas in der Richtung war zu vermuten. Irgendwer muß ihr die Verletzungen ja zugefügt haben. An diesem Problem arbeiten wir und haben das sicherlich bald aus der Welt.
Daß ihr als Streunerin Abfalleimer und Müll keine Fremdwörter waren, ließ aufgrund der Beschreibung der gesunde Menschenverstand erahnen. Das Problem war nach etwa einem Monat erledigt.
Daß Amie 4x im Jahr deutlich mehr Geld kostet als manch anderer Hund, nämlich wenn es zum Hundefriseur geht, war aufgrund der Bezeichnung „Wuschelmix“ von vorneherein klar.

Kurz und gut: eine ausführliche, ehrliche Beschreibung von Amie und die Bereitschaft von Frau Ackermann, meine Fragen ebenso ausführlich zu beantworten wie ich die ihren, hat Amie das passende Körbchen beschert und einen Hund aus dem Tierschutz davor bewahrt, eine Odysee durch Pflegestellen, Tierheime und „Besitzer auf Zeit“ erleben zu müssen.

Anja Humbert, Duisburg im Oktober 2008

(anja.humbert@arcor.de)