DARUM ein "KG- Hund"



Ein Erfahrungsbericht von Ben von Elena


Ein Erfahrungsbericht aus der Sicht des Ersthundes.

Also mein Name ist Ben und bin kein KG-Hund. Als ich noch kein Jahr alt war, landete ich nach einigen Zwischenstationen auf einer Pflegestelle bei einem Verein für in Not geratene Tiere. Von dort aus kam ich in meine Familie. Nun muss ich zugeben, dass ich kein einfacher Hund war und meine Leute hatten ziemlich viel mit mir arbeiten müssen. Aber ich war auch kein „Alleinhund“, mochte schon immer gerne die Gesellschaft von anderen Hunden, besonders bei den Hundemädels war ich sehr beliebt. Deshalb sind meine Leute wohl auch auf die Idee gekommen einen zweiten Hund anzuschaffen. Aber der Reihe nach:
Im Frühjahr 2009, an einem Sonntag im März sind wir alle zusammen ins Auto gestiegen und haben einen Ausflug gemacht. Das war schön. Wir haben uns mit einer Frau getroffen, die mit uns eine Runde spazieren gegangen ist. Danach musste ich eine Weile ins Auto, da meine Familie zu der Frau ins Haus gegangen ist. Das dauerte gar nicht lange, dann sind wir wieder nach Hause gefahren.
Zwei Tage später hat Frauchen noch ein zweites Körbchen ins Wohnzimmer gestellt. Es war etwas größer als das andere, die gleiche Größe gab es im Moment wohl nicht. Das war toll! Noch ein Körbchen, nur für mich, dachte ich und habe es mir gleich in dem größeren gemütlich gemacht.
Noch zwei Tage später bin ich mit Frauchen schon um die Mittagszeit von der Arbeit nach Hause gekommen. Komisch, dachte ich mir, haben die was vor? Schon bald nach dem Essen ist die Familie ohne mich ins Auto gestiegen und weggefahren. Das war aber nicht schlimm, denn ich durfte bei Oma und Opa bleiben und bei Oma auf dem Sofa liegen.
Nach einiger Zeit kamen Herrchen und die Tochter zurück und nahmen mich mit. Wir machten einen Spaziergang durch den Park, das hat mir gefallen. Wir gingen in Richtung Wald, als ich auf einem großen Platz mein Frauchen entdeckte. Aber die hatte einen schwarzen Hund an der Leine, der sah fast so aus wie ich. Sofort wollte ich dahin aber der schwarze Hund wollte mich begrüßen und anspringen und spielen. Das ging ja gar nicht, ich wollte nur zu meinem Frauchen, der Hund war mir zu aufdringlich und überhaupt, was machte der bei meinem Frauchen?
Wir gingen schließlich in Richtung unseres Hauses, zum Glück. Ich wollte nur in meinen Garten, weg von dem fremden Hund. Aber der kam mit, stellt euch das mal vor! Schnell wollte ich mein Spielzeug, ein Knotentau, in Sicherheit bringen, aber der fremde Hund hat sich das andere Ende geschnappt und wollte mit mir zanken. Dann hat er am Teich Wasser getrunken und ist halb reingefallen. So ein Tollpatsch, das ist mir noch nie passiert. Dann haben wir alle zusammen noch einen kleinen Spaziergang gemacht. Eigentlich dachte ich, dass die den fremden Hund danach wieder wegbringen. Aber der kam wieder mit in den Garten und hat dann gleich mal ins Blumenbeet gesch… Also so was habe ich noch nie gemacht. Niemals würde ich ein großes Geschäft in den Garten machen.
Dann sind wir ins Haus gegangen und der andere Hund kam mit. Inzwischen wusste ich, es war eine Hündin und ihr Name war Elena. Sie ist in der ganzen Wohnung rumgelaufen und überall hochgegangen. Sie war ziemlich aufgeregt. Mir war das sehr unheimlich. Wie lange die wohl bleiben will? Wo wird sie schlafen? Etwa bei mir auf meinem Sofa? Nee das könnt ihr vergessen, dann ziehe ich aus! Aber am Abend ist sie tatsächlich mit ins Schlafzimmer und nachdem sie alles genau untersucht hatte, ist sie tatsächlich auf mein Sofa gesprungen, hat sich in die andere Ecke gerollt und war eingeschlafen. OK, war ja Platz genug.
Am nächsten Morgen ist sie mit aufgestanden und hat Frauchen überall hin verfolgt, hat vor dem Bad gewartet und ist wirklich überall hin nachgelaufen. Mir war das egal so hatte ich wenigstens meine Ruhe. So ging das die nächsten Tage. Mir war das nicht geheuer. Was sollte das, bin ich euch nicht genug? Sie war immer und überall dabei und ich war mir nicht sicher, ob sie mir nicht doch was tut. In der Wohnung wollte ich mein Spielzeug vor ihr verstecken, zum Beispiel auf dem Sofa, hinter Herrchens Rücken. Aber sie hatte gar kein Interesse daran. Am Abend bei der letzten Runde hat sie sich manchmal an mich gedrückt, als wollte sie Schutz suchen, ganz seltsam. Bis ich merkte: Die hat Angst im Dunkeln. Hah, da hab ich mich groß und stark gefühlt und ein bisschen den Macho rauhängen lassen.
Beim Essen hat sie am Anfang immer gebettelt und gesabbert, igitt. Meine Leute haben sich daran gar nicht gestört, seltsam, keiner hat sie zurechtgewiesen, oder weggeschickt. Mir war das recht in dieser Zeit konnte ich ungestört unter dem Esstisch liegen und schlafen. Aber nach ein paar Tagen war das vorbei, Elena legte sich auch unter den Tisch! Das war zu viel! Beleidigt verzog ich mich im mein Körbchen ins Wohnzimmer. Bestimmt kommt jetzt jemand um nach mir zu sehen und mich zu trösten, dachte ich. Aber nix da. Die haben einfach weiter gegessen und keiner hat nach mir, dem armen Hund gesehen. Nun so ganz allein ist auch nicht schön, also bin ich aufgestanden und habe mich wieder unter den Esstisch gelegt, ich glaube Elena hatte schon auf mich gewartet.
So nach und nach habe ich mich dann mit ihr angefreundet. Am Schönsten war, als wir den großen schwarzen Rüden aus der Nachbarschaft trafen. Der hat mich schon zweimal erwischt, und vor dem hab ich echt Angst. Er ist bestimmt zweimal größer als ich. Sein Herrchen nimmt ihn zwar immer an die Leine wenn er uns sieht, aber manchmal entwischt er auch. Elena hat ihm mal richtig schön Bescheid gebellt und hat sich vor mich gestellt. Von da an wusste ich: Elena ist jetzt meine große Schwester und passt immer auf mich auf.
So sind wir richtig schön zusammen gewachsen. Sie lässt sich von mir alles gefallen, ich habe sozusagen Narrenfreiheit bei ihr. Meine Elena, das hört sich gut an. Sie hat mir ganz viel gezeigt, hat mich an die Pfote genommen und mir Mut gemacht. Es ist schön, dass sie da ist, wir machen alles zusammen und haben viel Spaß. Trotzdem habe ich mir gewünscht mal wieder allein mit Herrchen den Spaziergang am Sonntag zu machen, so wie früher. Dann wurde mir dieser Wunsch erfüllt, denn an einem Sonntagvormittag passierte etwas ganz Furchtbares.
Eine Schäferhündin hat sich auf sie gestürzt. Obwohl Elena sich sofort auf den Rücken legte, zerfetzte ihr die Hündin die ganze Brust. Sie musste operiert werden und im Hundekrankenhaus bleiben. Ich hatte große Angst um sie. An diesem Nachmittag durfte ich allein mit Herrchen spazieren gehen. Aber es war nicht schön, es war langweilig, ich bin nur hinterher getrottet und wollte nach Hause. Zu Glück war sie am Abend wieder da. Sie musste ein paar Wochen ein T-Shirt tragen, durfte nicht rennen, aber sie war wieder bei mir.
Liebe Steffi, ich danke dir, dass du meiner Familie die Elena anvertraut hast. Du hast sofort gesehen, dass sie gut für mich ist, wenn ich am Anfang auch gar nicht so sehr begeistert war, so weiß ich es jetzt besser.
Liebe Grüße von Ben.

April 2015