DARUM ein "KG- Hund"



Ein Erfahrungsbericht der Schwabenheimer - Melina kommt nach Hause


Um es gleich vorweg zu sagen: Der folgende Erfahrungsbericht ist viel zu lang geworden!

Aber manche Erfahrungen lassen sich eben nicht einfach und in Kürze schildern, und zu diesen Erfahrungen gehört die Geschichte „Melina kommt nach Hause“. Ich hoffe dennoch, dass manch Unschlüssiger in Sachen „Biete fremdem Hund ein Körbchen auf Lebenszeit“ diesen Bericht liest, denn Steffi Ackermann von „Körbchen gesucht“ hat gerade bei der Vermittlung von Melina bewiesen, was Duke Ellington schon vor Jahren wusste: „Probleme sind Gelegenheiten zu zeigen, was man kann.“

Im Juli 2009 habe ich über unsere ersten Erfahrungen mit „Körbchen gesucht“ berichtet. Niko war damals fast ein Jahr bei uns, und unser Erfahrungsbericht endete mit den Sätzen: „Niko ist genau der richtige Hund für uns! Und wenn wir eines Tages einen zweiten Hund bei uns aufnehmen können, werden wir uns wieder auf das „Ackermann’sche Bauchgefühl“ verlassen: Nicht wir werden uns unseren „Zweithund“ aussuchen, sondern Niko und Frau Ackermann!“

Zu Beginn des Jahres 2011 wuchs in uns langsam aber stetig der Wunsch, einen zweiten Hund in unser Rudel aufzunehmen. Warum? Diese Frage wurde uns von vielen Seiten gestellt, und wir mussten einfach zugeben, darauf keine „vernünftige“ Antwort finden zu können. Einen Hund im Haus zu haben, ja, das ist vernünftig: Ein Hund macht uns gesund, er sorgt für viel Bewegung an der frischen Luft; ein Hund pflegt unsere Seele, er liebt uns, egal wie wir uns gerade fühlen, oder wie wir aussehen! Und sein Fell zu kraulen sorgt nicht nur bei ihm für einen guten Schlaf. Wenn also alles schon perfekt ist, wozu dann einen zweiten Hund?

Dieser Gedanke beschäftigte uns über Wochen hinweg: Wäre es nicht viel vernünftiger, den Wunsch nach einem zweiten Hund aufzugeben, und unser Leben mit unserem Traumprinzen zu genießen? Vielleicht. Wäre es nicht viel vernünftiger, dem Risiko, dass der zweite Hund unser angenehmes Leben auf den Kopf stellt, dass Niko mit einem zweiten Hund unglücklich würde, dass wir überfordert wären, und, und, und aus dem Weg zu gehen? Vielleicht. Und dennoch blieb da dieser Wunsch! Warum? Vielleicht einfach deshalb, weil die Entscheidung, ein weiteres Mitglied im Rudel aufzunehmen – neben einer vernünftigen Betrachtung der Lebensumstände und der „Machbarkeit“ des Unternehmens in alle Richtungen – auch und vor allem eine emotionale Entscheidung ist.

Nun hatte ich Niko im Jahr 2009 versprochen, dass er sich seinen zweiten Hund zusammen mit Steffi Ackermann aussuchen dürfe, doch dieses Versprechen rückte in immer weitere Ferne. Denn keine der Hundedamen, die im Frühjahr und Sommer bei Steffi und Helene zu Gast waren (und die wir uns „heimlich“ beguckten), war für unseren Niko und uns „die Richtige“.

Aber sollten wir tatsächlich eine Hundedame bei uns aufnehmen, die wir nie zuvor im Leben gekrault oder angesehen hatten, von der wir nicht wussten, wie sie und Niko zusammenpassen würden? Herr Schwabenheimer hatte es immer abgelehnt, sich für einen Hund zu entscheiden, von dem er sich selbst keinen Eindruck machen konnte, den er nur von Fotos, vielleicht einem Video und der Beschreibung einer anderen Person „kannte“. Und ich konnte die Gründe dafür gut verstehen: Was, wenn die Fellnase, die am Flughafen aus der Box krabbelte, einfach nicht „unser“ Hund sein sollte? Wenn mir ein Mantel, den ich mir kaufe, nachher nicht mehr gefällt, verkaufe ich ihn wieder, oder er hängt einfach jahrelang im Schrank herum. Wenn ich einen Menschen kennenlerne, der mir nicht gefällt, brauche ich ihn nicht wieder zu treffen. Aber zur Adoption eines Hundes „ja“ zu sagen, bedeutet eine Entscheidung über das Glück eines Rudels für viele Jahre zu treffen. Und um dieses Glück in die Hände eines anderen Menschen zu legen, braucht es eine verdammt große Portion Vertrauen in den Hundeverstand und das Bauchgefühl dieses Menschen!

Am 27.04.2011 schrieben wir eine sehr, sehr lange Mail an Steffi Ackermann, in der wir sehr ausführlich unsere momentane Lebenssituation schilderten, sie mit gefühlten 92 Fragen bombardierten und ihr auch gleich mitteilten, in welches Hundemädchen wir uns verliebt hatten. Schon einen Tag später bekamen wir eine erste kurze Antwort mit der Aussicht auf ein ausführliches Telefongespräch. Alles war sehr nett, doch das Ackermann’sche Bauchgefühl sagte zu unserer Hundemädchenwahl „Hm“ und nicht „Ja, Superidee!“. Wir waren frustriert und wieder komplett verunsichert! Am nächsten Abend hatten wir ein sehr langes Telefongespräch mit Steffi Ackermann, in dem sie uns eine andere Hündin als Nikos Kumpeline vorschlug. Wir schliefen über diesen Vorschlag und entschieden uns gegen diese Hündin, denn diesmal stimmte unser Bauchgefühl einfach nicht. Steffi trug unsere Entscheidung, uns in diesem Fall auf unser Bauchgefühl zu verlassen, mit, und gemeinsam vertagten wir das Projekt Zweithund auf den Augenblick, wo unser aller Bauchgefühl stimmen würde. (Beide Hundedamen sind übrigens inzwischen glücklich zu ihren Menschen vermittelt worden, worüber auch wir sehr glücklich sind!)

Dieser Augenblick war am 05.05.2011 gekommen. In der Vermittlung gab es seit zwei Tagen ein neues Hundemädchen – nicht zufällig von der Ringelsockenfee zu diesem Zeitpunkt platziert, wie wir später herausfanden! Kurz: Unser Bauchgefühl stimmte und Steffi Ackermanns Bauchgefühl stimmte, und ihre Menschenkenntnis ließ sie auch nicht im Stich: Wir fragten nach, ob „Eloisa“ vielleicht die richtige Hundemaus für uns wäre. In Steffis Antwort kamen zwei Sätze vor, die eine Frau sofort versteht: „Na endlich. Ich warte schon.“ und „Meinen Segen hat sie.“ Ich war ganz aus dem Häuschen und nachdem ich Herrn Schwabenheimer den Sinn dieser Antwort erklärt hatte, waren die Würfel eigentlich schon gefallen! Dennoch folgten natürlich noch ganz viele Bilder von „Eloisa“ und ein sehr, sehr langes Telefongespräch, in dem wir unseren schriftlich verfassten Fragebogen abarbeiteten. Steffi hatte viele Stunden Zeit für uns und Geduld mit uns!

Wir fuhren schließlich nach Zülpich und unterzeichneten den Vertrag. In den kommenden Wochen, fieberten wir unserem Hundemädchen entgegen, und fragten uns ständig, wie sie wohl sein würde, wie Niko sie wohl fände, wie sie wohl „in echt“ aussähe usw. Unsere Aufregung wuchs und wuchs. Daran konnten auch die regelmäßigen und ausführlichen Infos zu allem, was mit der Adoption zusammenhing, von Gesundheit bis zum genauen Ablauf am Flughafen, nichts ändern. Doch wir fühlten uns stets in guten Händen und sogar am Flughafen wurden wir von einem aktiven KG’ler ganz wunderbar betreut.

Der spannende Tag rückte immer näher. Am 10. Juli 2011 verließ „Eloisa“ Almendralejo und spät in der Nacht streichelten wir unserer „Melina“ das erste Mal über ihr schwarzes Fell! Es war ein seltsames, fast unwirkliches Gefühl!

Mit ihrem Halsband aus der Perrera und ihrem neuen Geschirr gesichert brachten wir Melina zum Auto und fuhren die lange Strecke heim. Während der ganzen Fahrt schlief sie zusammengerollt bei mir auf der Rückbank, hob nur ab und zu kurz den Kopf. Als wir zuhause ankamen, warteten dort die besten Schwiegereltern der Welt gemeinsam mit Niko. Hier bestätigte sich nun der Eindruck, den ich bereits während der Autofahrt gewonnen hatte: Irgendwie war die Maus nicht nur ein bisschen größer als Niko, sondern ein ganzes Stück! Im Nachhinein stellte sich heraus, dass Melina wohl doch jünger in die Perrera gekommen war als dort geschätzt und das Wachsen noch nicht so recht einstellen wollte. Diese Tatsache bereitete nicht nur uns Kopfschmerzen, sondern vor allem Steffi. Denn seit Jahren steht für sie bei der Vermittlung von Hunden an erster Stelle, dass das neue Rudelmitglied in das Rudel passt, und alle zusammen ein gutes Team werden können – und dazu braucht es verlässliche und richtige Aussagen auch über die Größe eines Hundes. Es sei hier kurz eingeworfen, dass wir inzwischen so glücklich mit unserem „kleinen“ schwarzen Boxermixmädchen sind, dass wir jeden Zentimeter und jedes Gramm an ihr lieben!

Und dies ist wirklich nicht selbstverständlich! Denn die ersten Tage mit Melina liefen nicht gut. Es passierte etwas, mit dem wir nicht gerechnet hatten: Regelmäßig ging sie auf Niko mit wirklich fiesen Scheinattacken los. Wir waren entsetzt und verzweifelt! Was tun? Die Telefonleitung zu Steffi stand über Tage kaum noch still, Steffi fragte sehr genau, wie diese Situationen konkret aussahen, und gab uns ebenso konkrete Handlungsanweisungen. Wir befolgten diese sehr genau. Nach einigen Tagen näherten sich die beiden Hunde ein wenig an, nach ein paar weiteren Tagen, begannen sie miteinander zu spielen. Es gab noch ein paar schwierige Situationen, doch langsam und stetig wurde die Situation entspannter. Nach wenigen Wochen schon waren die Beiden ein gutes Team, in dem übrigens Niko ganz unangefochten und eindeutig die (Plüsch-)Hosen anhat! Sehr hilfreich für unseren Rudelbildungsprozess waren übrigens nicht nur Steffis Tipps und Anweisungen sondern auch die scharfen Augen unserer Hundetrainerin, die uns als kompetente Außenstehende beobachtete, verschiedene Situationen klar analysierte und erklärte und uns ebenfalls Tipps und Handlungsanweisungen gab. Wieder einmal bewahrheitete sich der alte Spruch: „Mensch lernt nie aus“ – auch wenn es schon der vierte gemeinsame Hund ist!

Melina ist nun fast neun Monate unser „kleines schwarzes Boxermixmädchen“, unsere „wilde Hilde“, unsere „Maus“, unser „Wölfchen“, unsere „Weichschnute“, unsere „Kleine“.

Sie liebt Niko über alles (und uns wohl auch ein bisschen), sie liebt alles in ihren Augen Fressbare, sie liebt es, bei einem von uns auf dem Sofa ganz nah angekuschelt zu liegen. Sie liebt es gebürstet und trocken gerubbelt und am Abend zugedeckt zu werden. Sie schnüffelt uns ganz zärtlich durchs Gesicht und zerkratzt uns beim Spielen die Arme. Sie klaut unseren Kuchen und kuschelt sich an uns und träumt, während wir sie streicheln. Sie wälzt sich in allem, was stinkt. Sie begrüßt uns jeden Morgen überglücklich und überschwänglich. Sie buddelt in einem Mauseloch als gäbe es kein morgen und kein Frauchen, das nach ihr ruft, und sie beendet ihren Spurt nach den in der Wiese sitzenden Krähen, wenn ich sie rufe. Sie nutzt jede Gelegenheit, ihr Geschirr zu zerkauen, und sie setzt sich ordentlich hin, wenn es darum geht, das Geschirr an- oder auszuziehen. Sie geht sehr ordentlich an der Leine und bellt andere Hunde auf der Straße nicht an, und sie vergisst das andere Ende der Leine, wenn sie eine Katze sieht. Und weil sie gelernt hat, dass es nichts bringt, uns „unverschämt“ anzubellen, jaulknurrtheult sie uns – gelegentlich mit einem Seilknotenrest als „Schalldämpfer“ in der dicken Schnute – auf ihre einmalige Art und Weise an, über die wir jedes Mal Tränen lachen!

Sie ist ein wunderbares Rudelmitglied geworden und wir alle lieben sie sehr!

Steffis Bauchgefühl, dass wir mit dieser „wilden Hummel“ glücklich werden, hat – wie schon so oft – recht gehabt! Sie ist genau der richtige Hund für uns!

Die Schwabenheimer

April 2012