Darum ein "KG- Hund"



Ein Erfahrungsbericht von Petra


März 2009

Vor ziemlich genau zwei Jahren, im März 2007 ist Cally bei uns eingezogen.
Er ist unser erster KG-Hund, jedoch nicht unser erster Hund aus dem Tierschutz.
Daher kann ich Vergleiche ziehen was Vermittlung und Betreuung angeht.

„Cally ist schwierig.“ Das war eins der ersten Dinge, die ich über ihn erfahren habe.
Nicht sehr ermutigend, aber zumindest ehrlich.
„Cally kann auch schon mal schnappen, wenn er verunsichert ist.“ Das war der zweite Satz.
Noch weniger ermutigend, aber noch ehrlicher.
„Cally hat ein unbekanntes Vorleben, ist ein Fundtier. Keine Ahnung ob er stubenrein ist oder das Haus zerstört.“ Gut, damit komme ich klar. Das hatten wir schon öfter.
„Cally hat grauen Star.“ Das stand auch schon im Vermittlungstext. Es besteht also die Möglichkeit, dass er blind wird. Damit muss ich leben lernen, mit einem blinden Hund hatte ich bis dahin keine Erfahrung.
Das gefürchtete „Verhör“ war ein sehr angeregtes Gespräch und keinesfalls soooo fürchterlich wie ich es mir vorstellt hatte.

Dann kam Cally.
Und er IST schwierig. Bis heute. Er mag keine fremden Menschen, er liebt seine Familie und jeden Fremden empfindet er als äußerst störend.
Er hat geschnappt. Drei Mal meinen Mann. Jedes Mal blöde Situationen (ich will das nicht entschuldigen, aber es waren wirklich Missverständnisse) aber wir wussten es ja vorher.
Er hat jedoch weder das Haus unter Wasser gesetzt noch zerstört.
Und er ist blind. Trotz OP konnten wir ihm nicht helfen. Ich fürchte jedoch, dass ich mit seiner Blindheit anfangs mehr Probleme hatte als er selbst.

Ich wäre ziemlich sauer auf Steffi gewesen, hätte Sie mir Cally als zutraulichen und zu jedermann freundlichen Hund beschrieben.
Aber nein, Steffi war ehrlich. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich mit einem solchen Hund überfordert fühlen könnte und die Vermittlung nicht zustande kommt.
Und nur so kann es funktionieren.
Nur so kann sie sicher sein, dass Hund und Familie zueinander passen.
Denn Cally ist definitiv MEIN Hund. Wo ich bin ist Cally auch.

Zum Vergleich die Vermittlung von Angel.
Von ihr wusste ich, dass sie LM-positiv ist und Knoten an der Milchleiste hat.
Alter ungewiss, Vorleben ungewiss, jedoch vermutlich Zuchtmaschine.
Angel kam hier an und ich konnte anfangs vieles nicht verstehen.
Ihre Gleichgültigkeit auf verschiedene Situationen war mir unerklärlich. Und auch das Benehmen der anderen Hunde ihr gegenüber konnte ich mir nicht erklären. Bella ist als Chefin absolut kompromisslos aber sie hat Angel sogar ihren Stammplatz überlassen.
Bella hat mich in dieser Zeit mit der ungewohnten Nachgiebigkeit vor Rätsel gestellt.
Es hat sehr lange gedauert bis ich bemerkte was mit Angel nicht stimmt: sie war taub.
Unfassbar…. Mir wurde ein tauber Hund vermittelt, ohne mich darüber in Kenntnis zu setzen. Als ich mich mit der Orga in Verbindung gesetzt habe, wurde die erste Mail ignoriert. Die zweite Mail wurde dann ziemlich pampig beantwortet und gefragt, ob ich den Hund jetzt nicht mehr will.
Dazu kommt noch, dass im Vorfeld vereinbart wurde dass Angel beide Milchleisten entfernt werden sollen. Die spanischen Tierärzte hätten das angeraten und die Orga hat angeboten die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Kaum war Angel hier angekommen, wurde mir mitgeteilt dass die Tierärzte ihre Meinung geändert hätten und eine OP bei ihr nicht notwendig sei. Meine Ärzte sagten da jedoch was ganz anderes. Also habe ich sie operieren lassen, auch ohne die Unterstützung der Orga.
Fakt ist, dass ich verschaukelt wurde. Die Liste der Krankheiten wurde willkürlich gekürzt und zugesagte Kostenbeteiligungen wurden nicht eingehalten. Bei uns „ging es gut“, viele andere hätten den Hund nicht behalten. Oder nicht behalten können, weil sie nicht in der Lage gewesen wären diese Kosten alleine zu tragen.
Und so soll eine Vermittlung NICHT sein.

Deshalb bin ich froh, dass ich KG und Steffi gefunden habe.
Cally war mein erster KG-Hund.
Und sicherlich nicht mein letzter


(altmann.petra@wanadoo.fr)