DARUM ein "KG- Hund"



Ein wirklich langer Erfahrungsbericht von Nana mit Oona


Im Mai 2013 mussten wir unseren sterbenskranken Familienhund Pharo, einen früher sehr quirligen schwarzen Schnauzpudelirgendwasmix aus Mallorca, einschläfern lassen. Er war unser dritter Hund, und wir hatten ihn übers Internet gefunden. Auf dem Foto machte er damals einen ganz guten Eindruck, und die Beschreibung klang auch positiv und passend. Sie war nur leider nicht wahr. Im Original entpuppte Pharo sich eben nicht als der fröhliche Familienhund, sondern als ein kränkliches, halb verhungertes, extrem verängstigtes Häufchen Elend. Ich erinnere mich gut daran, dass unsere Freunde es damals für unmöglich hielten, dieses Angstpaket zu normalisieren. "Da habt ihr euch aber was angetan!" Aber es gelang. Mit viel Geduld (und ab und zu mit einem Machtwort, von wegen Rangordnung!) hatten wir nach rund einem Jahr einen richtigen Hund aus ihm gemacht. Unser fröhliches Kerlchen wurde etwa 14 Jahre alt, von denen er 12 Jahre lang unser Leben bereicherte. Es fiel uns unendlich schwer, ihn gehen zu lassen.

Als es dann darum ging, nach einem Nachfolger Ausschau zu halten, entschieden wir uns wieder für einen Auslandshund. Diesmal sollte er aus Griechenland sein, weil das Land tief in der Krise steckte und die Hunde reihenweise ausgesetzt wurden. Gesagt, getan, gesurft, in ein Foto verliebt. Ein wunderschöner, weißer, zotteliger Hund namens James. Wir erfuhren, dass er wohl längere Zeit mit anderen Hunden in einem Zwinger gelebt hatte und deshalb eher zurückhaltend sei. Aber er sei auch sehr lieb und genieße die menschliche Nähe, hieß es. Na gut. Nach unserer Erfahrung mit Pharo fühlten wir uns für dieses neue Abenteuer gerüstet. Am Frankfurter Flughafen war die Übergabe. Die Ernüchterung kam postwendend. Das arme Tier war nicht nur völlig verängstigt, sondern schwer traumatisiert. Dieser Hund, der überhaupt nichts von der Welt kannte, hatte die Reise ohne jegliche Sedierung überstehen müssen. Verantwortungslos! Dazu kamen dann dreieinhalb Stunden Autofahrt im Urlaubsstau. Das Herz schlug ihm die ganze Zeit bis zum Hals, und das hektische Hecheln auf der gesamten Fahrt sprach Bände. Zuhause angekommen, verkroch er sich bei der ersten Gelegenheit in den hintersten Winkel des Hauses. Er ließ sich so gut wie nicht anfassen, flüchtete immer nur in Panik. Und das blieb dann auch so. Dieser Hund kannte keine Menschen. Ich vermute, dass er schon als Welpe in den Zwinger gesteckt wurde und dort völlig isoliert aufgewachsen war. Armes Tier! Es war so gut wie nicht möglich, mit ihm vor das Haus zu gehen. Er war kaum einzufangen, und er wurde auch nicht ansatzweise stubenrein. Zum Glück haben wir einen großen Garten, und das wurde für die nächsten Wochen sein Ausgang. Aber er lief in Haus und Garten fast immer im Kreis, wie man es oft beim Zwingerkoller sehen kann. Streicheln ließ er sich nur manchmal nachts, über die Sofalehne hinweg, also mit sicherem Abstand. Diese Nähe aber hat er dann wirklich genossen, und das gab uns jedes Mal wieder ein wenig Hoffnung. Er steckte eben nur in diesem undurchdringlichen Korsett aus Panik.
Der Vermittlungsverein ließ uns völlig allein. Als wir uns dann endlich nach anderweitiger Hilfe umsahen, passierte das Unvorstellbare. Plötzlich war James weg. Dabei war unser Garten doch umgeben von Mauern und Zäunen, also ausbruchssicher. Später erst stellten wir fest, dass sich eine alte schmale Tür hinter den Komposthaufen, die immer fest vom Nachbargarten her verriegelt gewesen war, öffnen ließ. Der alte Nachbar war vor einiger Zeit verstorben, und seine Erben hatten sich schlichtweg nicht um den Garten gekümmert. Tja, und über die Nachbargärten kommt man auf eine Straße ...
Der Hund war nicht mehr aufzufinden. Wochenlang haben wir gesucht, auch nachts. Mit Plakaten, Handzetteln, großen Suchaufrufen in den Zeitungen und natürlich über Tasso. Ab und zu gab es Sichtmeldungen. Aber immer haben die Leute versucht, diesen blitzschnellen Hund zu fangen und versetzten ihn damit in noch mehr Panik. Es war Spätherbst und schon sehr kalt, und der Hund war sicher nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen. Er hatte sich bestimmt irgendwo verkrochen. Wir waren verzweifelt. Am Tag vor Heiligabend bekamen wir dann einen Anruf. Zwei Jungs hatten an einem stillgelegten Bahntunnel einen toten Hund gefunden, der zu dem Foto auf unseren Plakaten passte. Es war unser James, bis auf die Knochen abgemagert. Er war noch nicht lange tot, vielleicht drei Tage. Ich denke, dass er zuletzt zu schwach war, um die Bahnböschung hinaufzuklettern und nach Wasser zu suchen. Es war zwar sehr nass zu dieser Zeit, aber im Gleisbett gibt es eben keine Pfützen. Was für ein elender Tod! Dies war das traurigste Weihnachten, das wir je erlebt haben, und während ich das hier aufschreibe, kommen mir immer noch die Tränen.

Wir haben uns unglaublich viele Vorwürfe gemacht. Aber heute ist uns klar, dass wir von diesem Vermittlungsverein regelrecht übers Ohr gehauen wurden. Hauptsache vermittelt! Man hat uns einen Hund gegeben, den man schlichtweg nicht hätte vermitteln dürfen, und diese Leute wussten das. Dieses arme Tier war nicht im Mindesten sozialisiert, hatte einen Zwingerkoller und sein Leben bestand nur aus Panik. Eine Quälerei und letztendlich großes Leid für alle Beteiligten. Übrigens meldete sich der Verein dann doch noch einmal, um sich nach dem Hund zu erkundigen. Das war ein gutes halbes Jahr nach Weihnachten. Ich bin mir sicher, dass die Frau am anderen Ende der Leitung sich nachher wünschte, sie hätte nicht angerufen.

Wir haben dann sehr gründlich überlegt, ob wir es verantworten könnten, wieder einen Hund anzunehmen. Der Schock saß tief. Außerdem hatten sich unsere Lebensverhältnisse geändert. Unser Kind war mittlerweile ausgezogen, und wir waren nun wirklich das, was man einen ruhigen Haushalt nennt. Und dann auch noch beide berufstätig! Ok, wir hatten weiterhin unsere Halbtagshilfe, die übrigens auch unglücklich war ohne Hund, und wir sind einigermaßen flexibel in unseren Arbeitszeiten. Aber eben nur einigermaßen, und ich bin regelmäßig auf Dienstreisen. War unser Hundewunsch zu egoistisch? Gegebenenfalls sollte es ein älterer Hund sein, so etwa ab acht Jahren. Also etwas im gesetzteren Alter. Aber gab es überhaupt einen Hund, der mit einer solchen Situation zurechtkam? Schließlich wollten wir keinen Hund unglücklich machen, denn dann wären ja auch wir unglücklich!

Wir brauchten wirklich eine Beratung. Alle diese Gedanken gingen mir im Kopf herum, als ich auf die Seite von "Körbchen gesucht" traf. Diese Privatinitiative war wirklich interessant und ganz anders als die unzähligen Vereine, die Hunde aus dem In- und Ausland vermitteln. Tagelang habe ich mich durch die KG-Homepage gelesen. Besonders hat mich fasziniert, dass ganz offensichtlich alle KG'ler genau den passenden Hund bekommen hatten. Alle waren glücklich und zufrieden mit ihren neuen Hausgenossen. Sogar diejenigen, die einen ganz anderen Hund bekommen hatten als den, den sie sich eigentlich ausgeguckt hatten, waren begeistert. Und was mich besonders beeindruckt hat: Wenn die Lebensumstände nicht "stimmen", gibt es eben keinen Hund von KG. Das war letztendlich ausschlaggebend. Ich wusste sofort, dass dies die richtige Adresse für uns war.
Nur hatten wir uns eigentlich darauf eingestellt, erst in einigen Monaten konkret zu suchen. Tja, und dann las ich auf der KG-Homepage, dass Steffi Ackermann einen totalen Durchhänger hatte, weil wieder einmal nichts rund lief und schon gar keine Anfragen für Hunde eintrudelten. Sie dachte ans Aufhören. Du meine Güte! Das konnte ich doch nicht zulassen! Endlich hatte ich die richtige Ansprechpartnerin gefunden, und die wollte ausgerechnet jetzt die Brocken schmeißen? Also rief ich postwendend an um anzumelden, dass wir sehr gerne einen Hund von KG hätten, aber eben nicht genau wüssten, ob wir die passenden Menschen dafür wären. Gegebenenfalls hätten wir gerne einen Rüden (weil wir immer nur Rüden hatten), und schwarz wäre unsere Lieblingsfarbe. Mindestens mittelalt sollte er sein, besser noch älter, aber noch in der Lage, ab und zu kleine Strecken in gemütlichem Tempo neben dem Fahrrad her zu traben. Für weitere Strecken haben wir schließlich einen Hundeanhänger. Aber natürlich würden wir uns völlig auf das Urteil von Steffi Ackermann verlassen. Und wenn sie der Meinung wäre, dass momentan kein Hund in unser Leben passt, würden wir auch das akzeptieren.
Es wurde ein sehr freundliches, sehr direktes und ewig langes Gespräch. Und es endete damit, dass ich beauftragt wurde, unsere Lebenssituation noch einmal in einer E-Mail zu beschreiben. Außerdem sollten wir uns schon mal einige Hunde aus den Vermittlungsseiten aussuchen, von denen wir meinten, dass sie eventuell zu uns passen könnten. Na gut. Beim nächsten Telefonat ein paar Tage später präsentierte ich dann zehn Hunde. Natürlich hatte ich ein bis zwei absolute Favoriten, aber sicher ist sicher! Wir gingen die Liste durch. Hund für Hund hatte Steffi Ackermann etwas anderes einzuwenden. Bis meine Liste abgearbeitet und ich ziemlich ratlos war. Und jetzt? "Haben Sie sich schon einmal Samba angesehen?", kam es vom anderen Ende der Leitung. Samba? Welcher Hund sollte das denn sein? Jedenfalls einer, der mir nicht aufgefallen war. "Schauen Sie sich Samba mal in Ruhe an, und überlegen Sie sich, ob die vielleicht für Sie in Frage kommen könnte", tönte es aus dem Hörer, "und dann rufen Sie mich wieder an."

Also nochmal auf die Homepage gucken und Samba suchen. Oh, eine Hündin, und dann noch in hellbraun. Ziemlich mopsig, aber erst fünf Jahre alt. Also eigentlich zu jung, kein Rüde und schon gar nicht schwarz! Hmmm ... aber wenn Frau Ackermann meint, dass das passen könnte ... Jedenfalls ein Hund mit einem Blick zum Verlieben, das mussten wir zugeben. Und auf den Videos kam Samba sehr sympathisch rüber. Ja, ein Jagdhund, den man nicht ableinen kann. Na und? Nach unserer Erfahrung mit einem entlaufenen Hund kam Ableinen sowieso nicht mehr in Frage. Also Samba!

Natürlich mussten wir noch zum "Ackermann'schen Verhör" nach Zülpich, aber das war einfach ein nettes Gespräch. Und dann begann das Warten, bis wir endlich im Juni 2014 unser neues Familienmitglied in Düsseldorf abholen konnten. Dieser Hund war keineswegs gestresst von der Reise, sondern eher noch etwas verschlafen. Sie sah richtig niedlich aus, als sie da so vor uns stand. Und sie ist nicht hellbraun, sondern zimtfarben! Samba heißt jetzt Oona und ist ein wahrer Schatz. Sie passt wirklich gut zu uns, denn sie kommt sehr gut zurecht mit unserem vielleicht etwas ungewöhnlichen Familienleben. Wenn sie allein zuhause ist, schläft sie einfach, und wenn wir nach Hause kommen, muss sie sich erst einmal laaang strecken, bevor sie dann zur Begrüßung aufsteht. Besser geht's eigentlich nicht. Das heißt aber nicht, dass sie langweilig wäre, wenn wir zuhause sind. Im Gegenteil! Natürlich geht sie gerne spazieren, am liebsten stundenlang. Da ist sie dann sehr aufmerksam und lebendig, voller Lebensfreude. Sie ist wunderbar sozialisiert und begegnet allen Hunden freundlich. Dass wir sie nicht ableinen, ist übrigens weder für Oona noch für uns ein Problem. Oona kennt es nicht anders, uns gibt es Sicherheit, es gibt sehr lange Leinen, und im Garten gibt es jede Menge Freilauf.
Was ich mit dieser langen Geschichte sagen will:

Nach wirklich schlechten Erfahrungen mit irgendwelchen Hundevermittlungsvereinen haben wir uns auf KG eingelassen und genau den Hund gefunden, der zu uns passt. Und das, obwohl wir beruflich sehr eingespannt sind. Der Vorteil ist, dass Frau Ackermann die Hunde wirklich kennt und einschätzen kann. Die Beschreibungen sind ehrlich, nichts wird geschönt. Allerdings muss man selbst auch ehrlich sein, wenn man seine Lebensumstände beschreibt, denn sonst kann der Hund ja gar nicht "passen". Außerdem wird man bei KG nicht allein gelassen mit irgendwelchen Fragen oder Problemen. Steffi Ackermann ist immer ansprechbar. Sie hat einen unglaublichen Erfahrungsschatz, immer gute Tipps und ein nachhaltiges Interesse an ihren ehemaligen Schützlingen. Hinzu kommt, dass die KG'ler eine sehr nette Gemeinschaft sind. Über die Tiere haben sich hier Menschen gefunden, die auch zueinander passen. Sie halten die Homepage, die sowieso einen hohen Suchtfaktor hat, unglaublich lebendig. Und da ich selbst wohl nie zu einem regelmäßigen Gästebuch-Schreiber werde, ist diese Geschichte mein kleiner Beitrag dazu.

Liebe KG'ler, ich möchte mich bei Euch allen ganz herzlich bedanken. Es waren Eure Berichte und Geschichten, die uns Mut gemacht haben, nach unserer entsetzlichen Erfahrung doch wieder einen Hund anzunehmen. Ihr habt uns Vertrauen in KG vermittelt, sodass wir jetzt diesen wunderbaren Hund haben und unser Haus wieder ein Zuhause ist. Nun hoffe ich, dass meine Geschichte vielleicht auch Anderen Mut macht. Außerdem ist sie durchaus ein Plädoyer für die etwas älteren Hunde und für den Jagdhund als Haustier, der sich so wunderbar einfügt und wirklich bezaubernd sein kann.

Mein größter Dank aber geht an Steffi Ackermann (und natürlich an ihr Team, das sie so tatkräftig unterstützt!), denn ohne sie gäbe es keine Oona, kein KG, keine Hilfe für das Tierheim bei Santiago und für Christinas Tierheim auf Gran Canaria, keine Humpelhund-Behandlung, kein No-Puppies-Project und ... und ... und ...

Es lohnt sich also wirklich, KG zu unterstützen!

(Februar 2016)