DARUM ein "KG- Hund"



Warten auf Vincent - ein Erfahrungsbericht


Juli 2012. Nein, erst mal kein Hund mehr. Nico zu verlieren war so furchtbar und wirkt immer noch nach. Und außerdem haben wir viel zu wenig Zeit. Wir arbeiten doch beide und man ist so abhängig. Es ist einfach unvernünftig. Nein, nein, erst mal kein Hund. Vielleicht, wenn ich in 10 Jahren in Rente gehe.
2 Jahre später.
„Tiere suchen ein Zuhause“ ist zum sonntäglichen „must have“ geworden, im Internet werden Hundevermittlungsseiten studiert. Nein, wir wollen keinen Hund, nur so mal gucken. Auf Spaziergängen gehen unsere Blicke jedem Hund hinterher, der uns begegnet. Und ganz langsam dämmert uns die Erkenntnis: es ist ein Sch….Leben ohne Hund.
„Dann lass uns doch mal gucken“, sagt der Mann meines Vertrauens. Gesagt, getan.
Der erste Versuch bei einer Tierschutzorganisation endet für uns niederschmetternd. „Könnten Sie uns mehr über die Hunde erzählen, die Sie vermitteln?“ - „Wie stellen Sie sich das denn vor, wir arbeiten hier alle ehrenamtlich rund um die Uhr, was sollen wir denn noch alles tun?!“
Ah ja….vielen Dank.
Die örtlichen Tierheime haben etliche interessante Kandidaten, schauen wir halt da mal. Manche Beschreibungen sind nicht wirklich ermutigend: ein 50kg schwerer Herdenschutzhund, der „nicht unbedingt“ kleinere Hunde mag... Ein Schäferhundmischling, der mit Männern nicht zurechtkommt... Ein 13 Jahre alter Pinscher, der glaubt, er sei ein abgerichteter Rottweiler.
Unsere anfängliche Zuversicht, den richtigen Hund für uns zu finden, schwindet mit jedem Tag mehr.
Aber es muss ihn doch geben, den mittelgroßen, kurzhaarigen, nicht mehr ganz jungen Hund, der den Rest seines Lebens mit uns verbringen möchte.

Und dann passiert das Unerwartete. Bei einem Spaziergang durchs www stoße ich auf eine Seite, die mich nicht mehr loslässt.
Auf der es so unglaublich viel zu lesen, zu schauen, zu lernen gibt: Körbchen gesucht.
Die nächste Zeit verbringen wir damit, die Profile der Hunde zu studieren.
Legen eine Liste mit potenziellen Kandidaten an, die uns gefallen.
Zum Schluss stehen 8 (!) Hunde auf dieser Liste; einer schöner als der andere. Zumindest in unseren Augen, denn es ist uns völlig egal, ob der Hund alt und schwarz oder jung und unscheinbar ist, sie sind einfach alle hinreißend.
Wie sollen wir uns bloß für einen entscheiden, welchen wieder von der Liste streichen? Sie sind doch alle so toll und jeder von ihnen hat sein Körbchen verdient.
Ob wir mal Frau Ackermann um Rat fragen?
Also gut, los geht’s: Wir schicken ihr eine Mail, erzählen darin von uns und unserem Leben, unserem Wunsch nach einem Hund, fügen Fotos bei.
Einen Tag später ein Anruf von Frau Ackermann; wir telefonieren lange und kommen mit ihrer Hilfe unserem Traumhund näher: Van Gogh, der 1 ½-Ohren-Hund soll es sein.
Eine Woche später fahren wir nach Zülpich zum „Antrittsbesuch“.
Dort angekommen, werden wir von einem bunten Rudel kleiner und großer Hunde empfangen und von ihnen zum Ackermann’schen Sofa geleitet.
„Schnell hinsetzen, sonst ist der Platz besetzt“ empfiehlt Frau Ackermann.
Was das heißt erfahre ich, als ich mich dort niederlasse, denn in Sekundenschnelle bin ich von vier Hunden eingerahmt. Einer springt mir auf den Schoß, die anderen drei kuscheln sich links und rechts an und ich habe Hände zu wenig, um sie alle gebührend zu begrüßen.
Insgeheim glaube ich ja, dass dieses Sofa ein „Testsofa“ ist und die Hunde später Frau Ackermann erzählen, ob wir ok sind oder nicht.
Nach fast 3 Stunden verlassen wir Zülpich, den Kopf randvoll gefüllt mit Infos und Ratschlägen.
Jetzt heißt es „warten auf Vincent“, wie van Gogh bei uns heißen wird.
Die Tage ziehen sich endlos hin; längst ist der Schlafplatz eingerichtet, das Futter steht bereit, die Leine hängt an der Garderobe.
Und dann ist er da: DER Tag.

Natürlich sind wir viel zu früh am Flughafen.
Frau Vetter, die uns und eine weitere Körbchengeberfamilie dort empfängt, weiß um unsere Aufregung und verkürzt uns die Wartezeit.
Immer wieder geht der Blick zur Anzeigetafel, von da zur Uhr und weiter zur Tür.
Dann entdecken wir Frau Ackermann mit 2 Transportboxen.
Sie sind da!
Wir ziehen uns in eine ruhige Ecke zurück, Frau Ackermann erklärt uns den Impfpass und erinnert uns nochmal an den „Laternenlauf“.
Dann kommt der Moment, den ich wohl nicht so schnell vergessen werde.
Vincent wird vorsichtig aus der Box geholt und uns übergeben.
Auch wenn er noch ein wenig dösig vom Flug ist, schaut er doch sehr aufmerksam und geht dann, als wäre es das Normalste der Welt, mit uns zum Auto.
Während der Fahrt schaut er ab und zu nach draußen, ansonsten legt er sich hin.
Zuhause angekommen starten wir sofort den Laternenlauf und richten uns darauf ein, die nächste Stunde unsere Nachbarn zu amüsieren.
Nach weniger als 10 Minuten und der dritten Runde erledigt er gelassen sein Geschäft und es geht ins Haus.
Er inspiziert Küche und Wohnzimmer, trinkt seinen Wassernapf leer, entdeckt sein Kissen, legt sich drauf und schaut recht zufrieden aus.
Die Nacht verläuft ruhig und am nächsten Morgen zeigen wir ihm den Garten.
Und was macht Vincent?
Markiert die strategisch wichtigen Stellen und wälzt sich dann genüsslich im Gras, als würde er das jeden Tag tun.
Was er dann auch tatsächlich jeden Tag tun wird.

Was ich mit meinem ganzen Geplapper sagen möchte?
Wenn Sie einem Hund aus dem Ausland ein Zuhause geben möchten und eine Vermittlung suchen, die sich von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Ankunft des Vierbeiners und darüber hinaus engagiert kümmert, dann gibt es nur eine Adresse: www.koerbchen-gesucht.de.