Das Tierheim in Poio

Mai 2016

Als ich am 14. Mai 2016 das Tierheim in Poio das erste Mal besucht habe, war das Wetter einfach besch… naß.



Pünktlich auf die Minute hat mich Elisa (links im Bild) am Treffpunkt abgeholt.
Sie wurde von ihrer Freundin Elena begleitet.
Elena hat eigentlich mit „Tierschutz“ überhaupt nichts am Hut. Aber sie spricht Deutsch. Und so hat man sie kurzerhand gebeten als Übersetzerin zu fungieren.
Dabei spricht Elisa prima Englisch.

Die beiden und Rosa (rechts im Bild), die fünf Tage die Woche als Pflegerin im Tierheim arbeitet, hatte ich am 21. April bereits am Flughafen in Vigo kennen gelernt.
Hier hatten wir uns zu einem ersten Gespräch getroffen.



Poio ist eine Stadt mit ca. 17.000 Einwohnern, etwa 30 Minuten vom Tierheim bei Santiago entfernt. Oder anders formuliert: Poio liegt etwa auf der Hälfte zwischen dem Flughafen in Vigo und dem Tierheim bei Santiago.
Es wird also ohne Probleme möglich sein bei einer „tierischen Mission“ ins Tierheim bei Santiago einen Abstecher nach Poio zu machen.
Oder umgekehrt.

Genau wie das Tierheim bei Santiago, so „gehört“ das Tierheim in Poio der Gemeinde / dem Rathaus.
Der Tierschutzverein betreibt das Tierheim lediglich.

Allerdings ist die Zusammenarbeit zwischen dem Tierschutzverein und dem Rathaus eine wirklich Gute.
Das Rathaus bezahlt für fünf Tage die Woche ein Tierpfleger – Rosa.
Das Rathaus bezahlt das Futter.
Das Rathaus bezahlt die „Schutzimpfung“ aller Hunde.
Das Rathaus bezahlt die Entwurmung aller Hunde.
Das Rathaus bezahlt das Futter für die Hunde.
Das Rathaus bezahlt sogar, daß alle Hündinnen kastriert werden.

Warum das Tierheim in Poio trotzdem Hilfe braucht?
Damit die Hunde auch gespottet werden.
Damit verletzte Hunde behandelt werden.
Damit auch die Rüden kastriert werden.
Damit die Lebensumstände der Hunde im Tierheim verbessert werden.
Damit das Tierheim in der Bevölkerung bekannter wird und dadurch die Vermittlungen angekurbelt werden.

Im Tierheim in Poio kümmern sich die Menschen entsprechend der Gegebenheiten bestmöglich um die Hunde.
Unsere Aufgabe wird es sein, die Gegebenheiten auf ein höheres Niveau zu hieven.
Dazu im Einzelnen später mehr.

Vom Treffpunkt aus hat Elena mich erst mal zur „Protection Civil“ gelotst.



Hier in diesem Zwinger werden die Hunde untergebracht, wenn sie eingefangen werden und das Tierheim ist schon zu.



Der Zwinger ist in Ordnung – in so weit ein Zwinger in Ordnung sein kann.
Er ist recht groß, trocken, es gibt einen Schlafplatz, Futter und Wasser.

Allerdings ist die rechte Seite „dauerbelegt“.

Diese beiden Hunde (Rufo und Happy) wohnen im Zwinger auf dem Gelände der Protection Civil.



Sie haben zusammen bei einem Herrn gelebt, der an Krebs verstorben ist.
Da Rufo schon 14 Jahre alt ist und ihn diverse Alterswehwechen plagen, leidet er unter den Bedingungen im Tierheim sehr. (Hä?). Deshalb darf er bis zur Vermittlung (oder seinem Tod) gemeinsam mit seinem Kumpel im Zwinger der Protection Civil wohnen.

Moment?!
Das macht doch keinen Sinn!

Habe ich auch gedacht, bis wir zum Tierheim gefahren sind.
Es liegt irgendwo im Nirgendwo, außerhalb jeglicher Zivilisation, 15 Minuten den Berg hoch.
Wirklich, wir haben uns den Weg durch die Wolken gesucht.
Und es war tatsächlich auf dem Berg zwei Grad kälter als unten im Tal.
Für einen alten Hund macht das schon was aus.

Der Weg ist überhaupt nicht ausgeschildert. Wenn man nicht weiß wo’s lang geht, findet man das Tierheim nicht.

Das ist ein riesen Nachteil. Denn mögliche Adoptanten haben keine Chance.
Das ist aber auch ein Vorteil. Denn wenn man seinen Hund aussetzen will, fährt man nicht extra zum Tierheim. Das geht anderenorts wesentlich leichter.
Was wiederum ein Nachteil ist. Denn Hunde die irgendwo in den Bergen ausgesetzt werden, findet ja keiner.

Der erste Eindruck vom Tierheim war grau.



Lag mit Sicherheit am Wetter.
Aber die große Mauer rechts und links könnte durchaus einen Eimer weißer Farbe brauchen. Schon wäre alles viel freundlicher.

Das Tierheim hat neun Zwinger.

Einer am Eingang, wo ein „aggressiver“ Hund sitzt. Den muß ich mir mal in Ruhe angucken.



Dann folgen die fünf „alten“ Zwinger.



Diese haben einen „Innenraum“ zum Schlafen und einen überdachten Außenteil.



Es schließt sich ein „Gebäude“ an mit einem kleinen Lager…



Einer Futterkammer…



Und einem Hauptraum, der mit dem Allernötigsten ausgestattet ist.





Vom Hauptraum ab geht ein kleiner Nebenraum mit Toilette.

Im Anschluß an das „Gebäude“ befinden sich drei weitere Zwinger.



An der Kopfseite des Tierheims, gegenüber dem Eingang, befindet sich ein kleiner, abgeteilter Auslauf.



Obwohl eine Hochspannungsleitung über das Tierheim hinweg geht, gibt es keinen Strom.



Trotzdem haben alle Hunde Decken in ihren Schlafkörbchen, die an fünf Tagen die Woche (wenn Rosa arbeitet) gewechselt werden.



Mangels Strom keine Waschmaschine. Also wurden die Decken bisher auf der Hand gewaschen und auf der Leine getrocknet.



Hier ist Besserung in Sicht.
Die Protection Civil hat dem Tierschutzverein auf ihrem Gelände eine „Ecke“ zur Verfügung gestellt.



Hier sollen demnächst ein / zwei Waschmaschinen und Trockner ihren Platz finden.



Die gebrauchten Geräte sind bereits organisiert. (Ob sie noch funktionieren muß ausprobiert werden).



Die Mädels sind total glücklich mit dieser Möglichkeit. Waschmaschine und Trockner werden die Alltagsarbeit massiv erleichtern.

Zurück ins Tierheim.
Der Bereich vor den Zwingern wird als Auslauf verwendet.



Allerdings läßt die Stabilität des Zauns massiv zu wünschen übrig.
Man hat bereits ausgebessert. Aber der größte Teil ist einfacher Maschendraht und Flickwerk.
Hier sind die KG’ler gefragt.





Die Hunde auf dem oberen Bild gehören übrigens zum Tierheim.
Sie sind total menschenscheu und leben tagsüber außerhalb der Tierheimmauern. Des nachts kommen sie freiwillig rein. Beide sind natürlich kastriert.

Und auch diese Hündin mag Besucher nicht wirklich.



Insgesamt jedoch sind die Hunde freundlich und aufgeschlossen.
Natürlich fehlt „Umwelterfahrung“. Da oben im Nirgendwo passiert ja auch nix und Besucher gibt’s auch nicht. An der „Zivilisierung“ der Hunde muß also gearbeitet werden.

Aber prinzipiell sind die Hunde auf den Menschen geprägt und durchaus für ein Leben in Deutschland geeignet.



Leider sind es überwiegend Jagdhund-Mixe.



Ein paar „Listenhunde“ gibt’s auch.



Im Schnitt leben zwischen 20 und 30 Hunde im Tierheim von Poio.
Also eine sehr überschaubare Geschichte.



Daß wir allzu viele Hunde nach KG-Land vermitteln können, wage ich zu bezweifeln. Aber ich will es versuchen.

Was gibt es für die KG’ler im Tierheim in Poio zu tun?

Nun, erst mal müssen die Rüden kastriert werden.

Nach dem Gespräch am Flughafen in Vigo hatte ich diesbezgl. schon mal „grünes Licht“ gegeben.
Selbst wenn das mit der Zusammenarbeit nach Besichtigung des Tierheims nix geworden wäre, wäre die Kastration zweier Rüden eine gute Sache gewesen.

Teddy…



… und Romeo haben den Anfang gemacht.



Als ich im Tierheim war, sind die beiden Rüden nach der Kastration zurück gekommen.
Wenn es nicht geregnet hätte, hätte man ihnen vermutlich den roten Teppich ausgerollt.



Also das Projekt: Kastration der Rüden läuft schon.
So bald wie möglich geht die Rechnung bei „Jeder kann helfen“ online.

Das nächste Projekt ist die Stabilisierung des Zauns.

Dann wünscht man sich einen weiteren überdachten Zwinger im hinteren, abgetrennten Teil.
Hier.



Daneben noch ein kleiner Lagerraum.

Einen ersten Kostenvoranschlag gibt’s schon. Der wird aber noch nachgebessert.
Elena (die Dolmetscherin) ist nämlich Architektin und kennt sich aus.

Bis wir da die Infos haben, möchte ich den Lagerraum auf Vordermann bringen.
Da muß ein bißchen Putz und Farbe an die Wand.
Anschließen müssen gescheite Regale rein.
Und dann können wir einen Schwung Hilfsgüter schicken.
Vorher geht’s nicht, weil es keinen Platz gibt, die Sachen unter zu bringen.

Natürlich ist die „Verschönerung“ des Lagerraums nicht lebensnotwendig.
Aber es ist schnell mit wenig Zeit und Geld gemacht und es wird ein Motivationsschub sein – sowohl in Poio als auch in KG-Land.
Davon abgesehen ist ein gescheites Lager die halbe Miete zu einer organisierten und strukturieren Arbeit.
Ordnung muß einfach sein.

Was jetzt nicht heißen soll, daß man vor Ort im Chaos sitzt.
Im Gegenteil.
Alles was ich gesehen und gehört habe hat Hand und Fuß.
Aber vieles kann einfacher gestaltet werden. wenn man ein bißchen investiert.

Was außerdem benötigt wird ist eine Überdachung des „grünen Wegs“ entlang der Zwinger.



Zum einen, damit es nicht mehr in die Zwinger rein regnet.
Und zum anderen, damit Rosa nicht patschnaß wird bei der Arbeit.



Gerne hätte ich auch noch Strom im Tierheim.
Aber das wird schwierig.
Solarstrom wäre eine Möglichkeit. Aber das Risiko, daß das Paneel geklaut wird, ist groß.
Ein guter Generator ist auch schwierig. Denn einer ist bereits geklaut worden.
Und was es kostet die Hochspannungsleitung anzuzapfen…

Im Tierheim in Poio gibt es also eine Menge zu tun.
Aber in einem überschaubaren Rahmen.
Die „Betreuung“ des Tierheims bei Santiago wird also nicht „leiden“. (Zumal ja viele Ressourcen gar nicht abgerufen / benutzt werden).

Gleichzeitig ist die Zusammenarbeit mit dem Tierheim in Poio nicht auf „die Ewigkeit“ angelegt.
Wenn die KG’ler so ran klotzen, wie sie das im Regelfall tun…
Und wenn im Tierheim in Poio alle so ran klotzen, wie das angedacht ist…
Also wenn das Wörtchen wenn nicht wäre, dann denke ich, daß die Arbeiten im Tierheim in Poio in zwei, drei Jahren abgeschlossen sind.
Dann kann man gucken, ob man sich ein anderes, kleines Tierheim in der Region sucht, dem man „Starthilfe“ gibt.
So, wie das Konzept bei KG ja eigentlich angelegt ist.
Hilfe zur Selbsthilfe, um auf eigenen Beinen stehen zu können.

Noch ein Wort zu den Arbeiten, die ja jemand durchführen muß.
Auch hier hilft die gute Zusammenarbeit mit dem Rathaus.
Denn das Rathaus wird die „Arbeiter“ zur Verfügung stellen, die das von den KG’lern finanzierte Material verbauen.

Das ist nur in den Sommermonaten möglich, weil die Arbeiter „Zeitverträge“ haben.
Aber wenn ich mir das Wetter Mitte Mai angucke, dann kann im Winter da auf dem Berg ohnehin nix gebaut werden. Es schwimmt ja alles weg.

Nachdem man mir das ganze Tierheim gezeigt hat und wir die groben Pläne geschmiedet haben, sind auch wir den Berg wieder runter geschwommen.
Und zwar in die Tierarztpraxis, mit der das Tierheim zusammen arbeitet.



Hier hat man mich begeistert und herzlich willkommen geheißen. Wir haben über Impfpässe und Reisepapiere (TRACES) gesprochen. Impfung und Kastration waren ein Thema. Und außerdem hat man mir die ganze Klinik gezeigt. Incl. Labor, OP-Saal, Röntgenraum, Aufwachraum und, und, und, wo eigentlich kein Mensch was zu suchen hat.
Der Empfang war ebenso wie bei Gustavo – eben „herzlich willkommen“.

Nach ein bißchen Anlaufzeit denke ich, daß man auch in dieser Klinik ein „No puppies project“ aufbauen kann.
Für den Anfang habe ich angeboten die Leute in die Klinik von Gustavo zu schicken.
Er hat noch Kapazitäten.
Und wirklich weit zu fahren ist es auch nicht.
Wenn man „quer durch“ fährt, statt wie ich außen rum und Autobahn, sind es denke ich 20 Minuten. Das geht durchaus.

Ja, so sieht’s aktuell aus im Tierheim in Poio.
Ob das was wird – wir müssen abwarten.
Aber wenn wir es nicht versuchen, werden wir es nie erfahren.

Wer das Tierheim in Poio regelmäßig unterstützen will, kann das mit einer „allgemeinen KG-Patenschaft“ tun.
Eine extra „Poio-Patenschaft“ wird es nicht geben. Da bitte ich um Verständnis. Das ist zeitlich einfach nicht machbar.

Also vielen Dank an alle, die auch weiterhin an die Idee von KG glauben und mir Mut gemacht haben, doch noch mal einen neuen Anlauf zu starten.

17. Mai 2016